Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
sich auf Grund von unbewiesenen Gerüchten Hoffnungen macht, die dann wieder zunichte werden. Wir müssen herausfinden, was da vor sich geht und nach Biemestren zurückkehren, bevor diese Neuigkeiten dorthin gedrungen sind. Wir müssen in Erfahrung bringen, ob mein Vater noch am Leben ist, und das schnell.«
Ellegon meldete sich zu Wort. *Ich kann euch an der Küste absetzen und später wieder abholen, aber in der Zwischenzeit habe ich etwas zu erledigen, das keinen Aufschub verträgt. Davens Einheit kann ohne Nachschub nicht mehr viel länger aushalten.*
Das war noch nicht alles; vielleicht mußte Ellegon Davens Leute ausfliegen, in Gruppen zu soviel Mann, wie er tragen konnte.
Davon abgesehen, hatte Jason sich noch etwas überlegt. Ich möchte, daß du nach meiner Mutter siehst und bei ihr bleibst, falls nötig.
Doria war eine gute ... war eine gute Heilerin gewesen, aber diese Fähigkeiten hatte man ihr genommen und außerdem konnte sie keine Gedanken lesen.
*Stimmt. Aber ich dränge mich auch nicht gerne in ihr Bewußtsein. Bei dir ist das etwas anderes.*
Trotzdem.
Doch wenn man genau darüber nachdachte, waren sie mehr als genug Leute. Ihr Plan erforderte eher ein Vorgehen à la Walter Slowotski als nach der Art Karl Cullinanes: suchen, finden, Kontakt aufnehmen und auf Ellegons Rücken zurück nach Biemestren.
»Am besten fangen wir am anderen Ende an«, schlug Tennetty vor, »in Endell. Von da aus arbeiten wir uns nach Süden vor und hoffen, daß wir sie nicht verpassen oder, wenn doch, wenigstens eine frische Spur entdecken.«
Kethol nickte. »Nur Ihr - Durine und ich geben auf Euren Rücken acht. Ein kleiner, beweglicher Trupp. Wir machen sie ausfindig, verabreden einen Treffpunkt mit Ellegon und fliegen nach Hause.«
»Und ich«, sagte Tennetty ruhig. »Ihr könnt mich nicht zurücklassen. Nicht bei diesem Unternehmen.«
»Und Tennetty«, stimmte Durine zu. Er musterte sie mit seltsamer Intensität. »Aber damit hat sich's.«
Lou Riccetti rieb sich zufrieden die Hände. »Nicht schlecht. Benutzt den morgigen Tag, um euch auszuruhen - es gibt noch einige Dinge, die ich euch mitgeben will -, und übermorgen könnt ihr aufbrechen.«
»Nein«, widersprach Aeia. »Damit hat sich's keineswegs. Ich muß es wissen. Ich gehöre dazu. Er ist auch mein Vater. Oder bin ich in euren Augen keine echte Cullinane?«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage.« Lou Riccetti schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Du gehst nicht mit, Aeia. Du bleibst hier; du wirst gebraucht. Ende der Diskussion.«
Als sie den Mund öffnete, hob er die Hand. »Ich kann dich nicht ... zwingen hierzubleiben. Aber Ellegon wird dich nirgendwo hinbringen, wo dir Gefahr droht. Diesmal nicht. Bis wir einen Gegenbeweis in Händen halten, bleibt uns die Hoffnung, daß Karl noch lebt; doch was die Staatsgeschäfte betrifft, müssen wir davon ausgehen, daß er tot ist. Wenn Jason sich in Gefahr begibt, um die Wahrheit herauszufinden, müssen wir bedenken, wer die Cullinane-Linie weiterführen soll. Hältst du es für wahrscheinlich, daß Andrea noch ein Kind zur Welt bringen wird?«
Aeia schüttelte den Kopf.
»Wer also wird für einen Erben sorgen, sollte Jason nicht zurückkommen? Und das ist der Grund, weshalb auch du hierbleiben wirst, Bren Adahan.«
Einen Moment lang glaubte Jason, daß Lou Riccetti seinen Wilen durchsetzen würde, aber dann schüttelte Bren Adahan den Kopf.
»Ihr mögt recht haben, Bürgermeister«, sagte er bedächtig und wählte seine Worte so umsichtig wie ein Mann, der barfuß über spitze Steine gehen muß, »daß, sollte Jason sterben, der Thronerbe aus ihrem Schoß kommen muß - aber ich darf nicht der Vater sein. Ich bin immer noch ein Holt. Die Barone aus Bieme würden keinen Souverän akzeptieren, dessen Vater ein Holt ist oder der Sohn eines Holt.« Er ballte die Fäuste. »Obwohl es mir zuwider ist, diese privaten Angelegenheiten öffentlich zur Sprache zu bringen, möchte ich doch darauf hinweisen, daß meine einzige Chance, Aeia jemals zu heiraten, darin besteht, Jason Cullinane am Leben zu erhalten. Und darum werde ich mich mit all meinen Kräften bemühen.« Seine Fingerknöchel wurden weiß, so fest umklammerte er die Armlehnen seines Sessels.
Er schaute Jason offen ins Gesicht. »Nun weißt du den Grund, weshalb ich mich nicht davon abhalten lassen werde, dich zu begleiten, Jason Cullinane. Ich sorge dafür, daß du am Leben bleibst, ganz gleich, was es mich kostet.«
Tennetty stand auf.
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