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Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
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meine flache Hand reiben, bis du kein Gesicht mehr hast. Es fällt dir doch sicher nicht schwer, meinen Worten Glauben zu schenken?«
    Der Matrose bemühte sich, den Kopf zu schütteln.
    »Fein.«
    Aus der Richtung der Straßenmündung ertönte Tennettys Lachen. »Wir sind keine netten Leute«, meinte sie.
    Der Matrose erzählte mit lobenswertem Eifer alles, was er wußte.
    Die anderen hatten ihre Methode; Kethol hatte die seine. Er folgte der Frau an den starren Augen des Zuhälters vorbei die Treppe hinauf zu ihrer Kammer. Das Zimmer war winzig, kaum groß genug für die niedrige Pritsche und die kleine Holztruhe, die vermutlich die gesamte Habe der Dirne enthielt. Ein riesiges Schloß hing davor, und Kethol hatte auch die Stelle im Kragen ihres schenkellangen Hemdes entdeckt, wo sie den Schlüssel aufbewahrte.
    Sie zog das fadenscheinige Kleidungsstück über den Kopf und ließ es fallen. Ihre Haut schimmerte noch feucht von dem Bad, auf dem Kethol bestanden hatte. Es gab schon genügend Dreck in der Welt, was keinem verborgen bleiben konnte, der - wie Kethol - den Staub vieler Straßen geschluckt hatte.
    Schüchtern streckte sie die Hände nach seinem Oberkleid aus, doch er wehrte ab. »Ich kann mich selber ausziehen«, sagte er.
    Für den Bruchteil einer Sekunde weiteten sich ihre Augen. Vielleicht hatte sie die Spur einer Drohung in seiner Stimme gehört, und wenn es auch Grenzen für das gab, was er ihr antun konnte, würde sich doch niemand über ein paar blaue Flecken aufregen. Das war in dem Preis für eine ganze Nacht inbegriffen.
    Er deutete mit dem Kinn auf die Pritsche und sie schlüpfte gehorsam unter die ausgeblichene Decke.
    Schnell, doch ohne besondere Eile zog er sich aus, stapelte die Kleider sorgsam gefaltet aufeinander und legte das Schwert neben der Pritsche auf den Boden, wo er es auch im Dunkeln finden konnte, bevor er die Lampe ausblies und zu ihr unter die Decke kroch.
    Sie griff nach ihm, doch er hielt ihre Handgelenke fest.
    »Bitte«, sagte sie, »ich werde alles tun, was du willst. Alles.«
    »Ich habe das Zimmer gemietet und dich, für die ganze Nacht.« Er schaute sie an. »Ich bestimme, was wir tun!«
    »Ja, Herr«, nickte sie, als sein Griff sich verstärkte.
    »Als erstes«, befahl er, »wirst du mir erzählen, wie du hierhergekommen bist.«
    Sie erzählte ihm eine lange und weitschweifige Geschichte, die auf der Insel Keelos ihren Anfang nahm, wo sie in die Sklaverei verkauft wurde, als ihr Vater seinen Hof verlor. Nach einiger Zeit wurde sie von Freischärlern aus Heim befreit und beschloß, in die Heimat zurückzukehren, aber dort erschien ihr alles fremd und ungastlich, und sie hatte nichts gelernt und kein Geld, und was sollte sie tun und dann ...
    »Und über den Krieger ...«, unterbrach er sie.
    Während er ihre Handgelenke umfaßte, erzählte sie ihm alles, was sie wußte. Karl Cullinane und seine beiden Gefährten - oder vielleicht seine zwanzig Gefährten oder hundert Gefährten, keiner wußte es genau - tauchten an allen Orten gleichzeitig auf. Sie hatten auf dem Meer zugeschlagen und an sämtlichen Küsten. Überall.
    »Mehr weiß ich nicht, Herr. Wirklich.«
    Sein Griff lockerte sich.
    »Was soll ich tun, Herr? Möchtet Ihr, daß ich ...«
    »Pst«, sagte er und ließ ihre Hände los. »Du sollst mich nur in den Armen halten. Weiter nichts. Die ganze Nacht.« Er hatte bezahlt und konnte die Nacht so verbringen, wie es ihm am meisten Vergnügen bereitete. Als er still im Dunkeln lag, ihren Atemzügen lauschte und ihre Arme spürte, fühlte er sich beinahe lebendig.

Zwischenspiel
Laheran
    Wo das Fell das Löwen nicht reicht, muß man mit dem des Fuchses anstücken.
    Plutarch
    Die Zimmer des Gasthauses Zu den drei Dörfern waren sauber, aber Laheran durchwanderte sie mit der Rastlosigkeit eines gefangenen Tieres. Die Falle war aufgebaut, jetzt galt es zu warten, doch das Warten fiel ihm schwer.
    Salket war nur eine Frage der Zeit, hatte Laheran gefolgert. Blieb nur die Frage nach dem Wo. Salket war eine große Insel mit vier Niederlassungen der Gilde.
    ›Wo ist die Nuß?‹ zählte nicht zu Laherans Lieblingsspielen. Die Kinder spielten es mit Walnußhälften und Walnußschalen; in den Straßen von Pandathaway spielten es die Gaukler um Kupfer und Silber und Gold.
    Das Prinzip war dasselbe: eine Münze aus Silber und zwei aus Kupfer unter drei völlig gleichen Bechern. Der Gaukler schob die Becher mit geschickten Fingern auf dem Tablett über seinen Knien hin und her,

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