Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05

Titel: Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis des Kriegers
Vom Netzwerk:
folgen.«
    »Nein«, sagte Durine. »Bin ich nicht.« Er war ebensogroß wie Karl Cullinane, und obwohl sein Körperbau dem eines Ringers im Mittelschwergewicht entsprach, war er mit Muskeln gepolstert, nicht mit Fett. Er sah nicht gut aus wie der Kaiser oder Kethol, auch nicht liebenswert-häßlich wie Piro-jil ...
    Doch es war auch nicht seine Aufgabe, hübsch oder unauffällig auszusehen. Von ihm erwartete man, daß er groß und bedrohlich wirkte. Zu diesem Zweck hatte der Kaiser ihn in seine Dienste genommen, und das war es auch, was er am besten konnte: Dinge zerbrechen oder damit drohen, Dinge zu zerbrechen, ob es sich nun um eine stabile Tür handelte oder um einen dünnen Hals.
    Tennetty hatte einen dünnen Hals, den man - nach seiner Überzeugung - schon längst hätte brechen sollen. Doch Jason hatte Nein gesagt, und auch wenn der Junge noch nicht zum Kaiser gekrönt war, mußte man ihn doch als den Erben der Macht betrachten. Abgesehen davon hatte auch Bren Adahan gesagt, ihr dürfe nichts zustoßen, und obwohl der Baron ein verfluchter Holt war, gehörte er doch schon fast zur Familie, auch wenn Aeia ihn noch bei seinem ...
    Er merkte plötzlich, daß er allein war, daß Tennetty sich davongemacht hatte, während er in Gedanken versunken weiterging: Auch als er den Blick über die vorüberströmenden Menschen gleiten ließ, konnte er sie nicht entdecken.
    Doch wenigstens der Matrose war noch da. Jetzt blieb er an der Mündung einer Gasse stehen, um sich in den Rinnstein zu erleichtern. Plötzlich schien etwas in der Gasse seine Aufmerksamkeit zu erregen, er knotete die Hose zu und verschwand aus Durines Blickfeld.
    Durine beschleunigte seinen Schritt.
    Der schmale Durchgang zwischen den beiden dreistöckigen Häusern wurde beinahe völlig von einem mannshohen Unrathaufen blockiert; in einem der Keller schienen irgendwelche Ausschachtungen im Gange zu sein. Durine hatte kaum Platz genug, um sich vorbeizuzwängen.
    Als es ihm endlich gelungen war, hatte Tennetty die Sache schon im Griff. Sie beugte sich über die verschnürte Gestalt des Matrosen, der wegen des Stoffbündels, das sie ihm in den Mund gestopft hatte, nur leise, erstickte Laute von sich geben konnte. Keine üble Falle, obwohl man einen Matrosen für schlau genug halten sollte, unter keinen Umständen einer unbekannten Frau in eine menschenleere Gasse zu folgen. Allerdings war Elleport eine Stadt mit einer vielköpfigen und schlagkräftigen Polizeitruppe, die ein gewisses Maß an Sicherheit garantierte. Doch eben nur ein gewisses Maß ...
    Durine beugte sich über den Gefesselten.
    »Wir wissen, daß du über den Krieger Bescheid weißt«, sagte er leise, bedächtig, geduldig, weil er wußte, daß bei einem Mann seiner Größe ein solcher Tonfall besonders erschreckend wirkte. »Ich werde dir sagen, wie es gleich mit uns weitergeht: ich nehme dir den Knebel heraus, und du wirst leise und ganz ruhig alle unsere Fragen beantworten.« Er griff mit der freien Hand in seine Börse und hielt dem entsetzten Mann eine kaiserliche Viertelmark vor's Gesicht, eine Silbermünze, die etwa so groß war wie der Nagel an Durines kleinem Finger. »Anschließend bekommst du das hier von mir, und du wirst weggehen und ganz schnell vergessen, was dir heute zugestoßen ist, und du wirst niemals, niemals zu jemandem darüber sprechen.«
    Tennetty zog die schwarze Klappe über ihr Glasauge und beobachtete lächelnd, wie der Mann noch mehr erbleichte, als ihm klar wurde, mit wem er es zu tun hatte.
    »Nimm das Ding ab und paß auf, daß uns niemand überrascht«, befahl Durine.
    Sie überlegte einen Moment, dann schlenderte sie zur Einmündung der Gasse, um Wache zu halten. Er war es allmählich leid, daß sie jedesmal zögerte, bevor sie seinen Aufforderungen Folge leistete, und er hätte nur zu gerne etwas dagegen unternommen, aber Jason hatte es verboten.
    Durine machte sich die Finger geschmeidig und ließ die Knöchel knacken. Er kam zu dem Schluß, daß es ungerecht gewesen wäre, seinen Zorn auf Tennetty an dem Matrosen auszulassen, also umfaßte er das Gesicht des Mannes mit der rechten Hand und ließ den Mann die Kraft seiner Finger nur eben erahnen. »Kümmere dich nicht um sie. Achte lieber auf das, was ich dir sage. Wenn du mich anlügst, wenn du schreist, wenn du jemals etwas von unserem Gespräch ausplauderst, dann bin ich es, der dich aufspüren wird, wo du dich auch verkriechen magst, und dann werde ich dich am Genick packen und dein Gesicht gegen

Weitere Kostenlose Bücher