Rosenberg, Joel - Hüter der Flamme 05
jammern. Bren Adahan und Durine, beide nicht weniger durchnäßt als er, sagten kein Wort. Durine ignorierte mit stoischer Ruhe das Wasser, das ihm in den Kragen rann, und aus Bren Adahans triefendem Umhang ragte nur die Hand mit den Zügeln der Zugtiere hervor.
Der Regen hatte die ungepflasterte Straße in einen schlüpfrigen, zähen, stinkenden Schlammbach verwandelt, in dem die müden Pferde bei jedem Schritt bis zu den Sprunggelenken einsanken.
Nur die Maultiere schien nichts beirren zu können. Obwohl die mit Eisenreifen beschlagenen Räder des Wagens bis zur Nabe in den lehmgefüllten Furchen der Straße verschwanden, senkten die Maultiere nur die Köpfe und setzten schicksalsergeben ein Bein vor das andere.
Eine Ölhaut bedeckte ihre Ausrüstung auf der Ladefläche. Jason hoffte, daß wenigstens die wichtigen Teile vom Regen verschont blieben, gleichzeitig war er überzeugt, daß es ihnen nicht erspart bleiben würde, beim nächsten Halt jedes der Gewehre auseinanderzunehmen, sorgfältig zu trocknen und einzufetten, damit sie nicht trotz der Brünierung zu rosten begannen.
Endlich, an der Kreuzung, wo die Wege zu den drei Dörfern abzweigten, begann ein Straßenpflaster aus Kopfsteinen, und die Schritte der Pferde klangen nicht mehr so dumpf und trübselig. Die unzähligen Pfützen, Rinnsale und Bäche auf der Straße sorgten dafür, daß ihre Hufe wieder wie Hufe aussahen und nicht wie schlammverklebte Tatzen.
Wie um diese kleine Verbesserung sofort wieder auszugleichen, wurde der Regen so heftig, daß sie kaum noch etwas zu erkennen vermochten.
»Da vorne«, übertönte Bren Adahan das Krachen der Donnerschläge, und wirklich, Jason sah das Schild eines Gasthauses einladend im Wind schaukeln. Es hatte Ähnlichkeit mit einem silbernen Champignon.
Ein Stück weiter die Straße entlang, auf der anderen Seite, schien ein weiteres Gasthausschild - diesmal der Schädel einer Kuh - ihnen zuzunicken. Doch der Silberne Pilz lag näher, also brachte Bren Adahan dort den Wagen zum Stehen, sprang vom Bock und schlang die Zügel um den dafür vorgesehenen Balken am Straßenrand.
Jason und Durine stiegen von den Pferden. Alle drei gingen die Stufen hinauf und traten auf den überdachten Vorbau.
Jason hatte davon geträumt, endlich aus dem Regen zu kommen, aber soviel besser fühlte er sich nicht. Er war immer noch naß und zitterte und spürte seine Finger und Zehen kaum noch.
Die massive Tür war geschlossen. Durine hob den schweren Klopfer in Form eines Ziegenkopfes und schlug zweimal gegen das Holz.
Nichts rührte sich, aber gelber Lichtschein sickerte durch die Ritzen der Fensterläden, und Jason bildete sich ein, den Duft von heißer Suppe riechen zu können. Er bemühte sich, nicht daran zu denken, trotzdem lief ihm das Wasser im Mund zusammen.
Die Tür wurde einen Spalt geöffnet, ein dicker, rotbärtiger Mann kam zum Vorschein, bekleidet mit einem Baumwollhemd, bauschigen Hosen und einer fettfleckigen Schürze. Er musterte die Männer auf dem Vorbau eine geraume Weile, bevor er sie ansprach.
»Im Silbernen Pilz ist kein Zimmer mehr frei«, sagte er. »Versucht es im Ochsen, weiter oben an der Straße.«
Bren Adahan wollte sich abwenden.
Drinnen hörte man flüsternde Stimmen. »Es sind drei, aber der große ist ziemlich dick. Nu, wenn von denen einer 'n Zwerg ist, dann isses verdammt der größte Zwerg, den ich je gesehn hab'.«
»Wir sollten sie überprüfen. Alle drei.«
»Wartet einen Augenblick.« Der Wirt öffnete die Tür ganz und winkte sie herein. »Der Junge zittert ja. Trinkt wenigstens einen Becher heißen Wein, ich möchte nicht, daß ihr den Silbernen Pilz in schlechter Erinnerung behaltet.«
Sie traten ein. Der Flur das Gasthauses war ein trister Raum mit kahlen Lehmwänden, von einer Deckenlampe nur spärlich erhellt, mit Stiefelkratzern am Boden für einen ersten Angriff auf schlammiges Schuhwerk und Grasmatten weiter hinten für die anschließende Reinigung.
Jason zitterte; er stand mit hängenden Schultern auf dem Steinboden, und das Wasser lief in Rinnsalen von ihm herab. Bren Adahan, dessen elegante Kleider wie formlose Lappen an seinem Körper hingen, lehnte an der Wand und strich sich mit den Händen an den Armen herunter, um die Nässe wenigstens teilweise abzustreifen.
Nur Durine machte einen ungerührten Eindruck: Er stand vor einem der Stiefelkratzer, schabte sich schweigend, gleichmütig, methodisch den Lehm von den Stiefeln und sah mehr einer aus dem Fluß gefischten
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