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Rosendorfer muss dran glauben (German Edition)

Rosendorfer muss dran glauben (German Edition)

Titel: Rosendorfer muss dran glauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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die her?«, fragt Moritz, der augenscheinlich nicht weiß, ob er sich geschmeichelt oder gestalkt fühlen soll.
    »Ich bin Verleger. Ich lebe davon, den Markt zu beobachten. Und ich würde Sie gern unter Vertrag nehmen. Ich will Sie engagieren.«
    »Mich? Warum gerade mich?«, erkundigt sich Moritz verwundert und kaut dabei auf seiner Unterlippe.
    »Hunger?«, fragt Hobbe unvermittelt.
    »Ja, schon, ein bisschen.«
    Kein Wunder, Moritz hat heute auch noch nicht gefrühstückt.
    »Dann erzähl ich es Ihnen beim Essen. Da redet es sich leichter. Hier gibt es einen ganz passablen Italiener, der hat zwar keine Pizza Diavolo, aber ich bin sicher, Sie finden trotzdem was. Sie mögen doch Pestonudeln, oder?« Hobbe nimmt dem verblüfften Moritz die Tasse, aus der er noch gar nichts getrunken hat, aus der Hand und schnappt sich einen Schirm, obwohl draußen die Sonne scheint.
     
    Hobbe und Moritz sind zu einem Italiener gewechselt. Das kleine Restaurant hat eine Terrasse, sodass die beiden draußen sitzen können. Hobbe hat einen Tisch mit Blick aufs Siebengebirge ausgewählt. Der Oktober ist mild und sonnig, so schön war der gesamte Sommer nicht.
    Der Kellner serviert ihnen ihr Essen: Pestonudeln für Moritz und Salat für Hobbe, den der jedoch gar nicht anrührt, weil er die ganze Zeit redet. Dazu gibt es Weißwein, den Hobbe kräftig nachschenkt.
    Ehe er den ersten Bissen nimmt, greift Moritz unwillkürlich zum Salz, erstarrt aber in der Bewegung, zieht die Hand wieder zurück, nimmt die Gabel und beginnt zu essen.
    »Sagen Ihnen Urbane Legenden etwas?«, beginnt Hobbe den offiziellen Teil ihres Gesprächs.
    »Diese Geschichten, die immer dem Freund irgendeines Freundes passieren und die alle garantiert wahr sein sollen, obwohl alle hundertprozentig erfunden sind?«
    »Sie kennen sich aus. Schön, das spart Zeit. Ich will ein Buch mit solchen Geschichten herausbringen, so was wie die
Spinne in der Yuccapalme
. Das war Ende der Achtziger ein ziemlicher Hit auf dem Buchmarkt, und warum sollte das nicht wieder funktionieren? Ist ja genug Zeit vergangen seit damals. Es gibt nur ein Problem.«
    »Zu wenig Spinnen oder zu wenig Palmen?«, fragt Moritz, der langsam warmläuft.
    »So ähnlich. Es gibt keine neuen Geschichten. Wir durchwühlen seit Wochen das Internet. Eine riesige Müllhalde, wenn Sie mich fragen. Etwas wirklich Spannendes findet sich darin nicht. Alles nur wiedergekäutes Zeug, aber hier kommen Sie ins Spiel.«
    Moritz sieht Hobbe verständnislos an.
    »Sie erfinden für mich neue Geschichten. Die bringen wir dann unters Volk, und schon haben wir eine wunderbare Sammlung gruseliger Alltagsepisoden, die absolut wahr sind, weil sie jeder zu kennen glaubt.« Hobbe sieht Moritz triumphierend an. »Was halten Sie davon?«
    »Klingt ziemlich verrückt.«
    »Dann müsste es Ihnen doch liegen, oder? Hören Sie, ich zahle gut und regelmäßig. Und wenn das Buch erst mal draußen ist, dann will ich einen Roman von Ihnen haben. Wäre das was?« Hobbe grinst und reicht Moritz die Hand über den Tisch.
    »Einen Roman?!«, fragt Moritz.
    Spätestens jetzt hat Hobbe ihn am Haken. Ich weiß, dass er ihn hat.
    »Diese Geschichtchen sind nur der Anfang. Vergessen Sie die Typen in der Bar. Platz drei! Die haben doch keine Ahnung. Ich glaube an Sie.« Hobbe macht eine bemerkenswert wirkungsvolle Pause. »Und ich brauche Sie.«
    Seine geöffnete Hand hängt immer noch zwischen ihnen in der Luft.
    Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden … dann schlägt Moritz ein.
     
    Nach dem Essen gehen die beiden zurück in den Verlag. Hobbe führt Moritz durch einen Flur, der mit Pappkartons vollgestellt ist, und öffnet die Tür zu einem anderen Büro. Im Gegensatz zu seinem eigenen ist es deutlich spartanischer eingerichtet. Zwei Tische, zwei Bürostühle, zwei Computer, zwei Monitore, ein leeres Bücherregal und weitere unausgepackte Kartons, die sich an den Wänden stapeln. Das war es auch schon. Auf einem der Stühle sitzt ein Mann. Er hat ihnen den Rücken zugedreht und ist wie ein Skater gekleidet, auch wenn er mindestens zehn Jahre zu alt dafür ist. Zu seinem Outfit passt das bunte Board mit dem aufgedruckten Totenkopf, das hinter ihm an der Wand lehnt. Über den Ohren trägt er Kopfhörer. Nicht so winzige, unauffällige wie ich, sondern diese riesigen roten Hi-Fi-Dinger.
    Hobbe zieht einen Stift aus der Innentasche seines Anzugs und wirft ihn dem Mann in den Rücken. Der Skater dreht sich um und winkt lachend mit der Rechten

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