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Rosendorfer muss dran glauben (German Edition)

Rosendorfer muss dran glauben (German Edition)

Titel: Rosendorfer muss dran glauben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Bertram
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zeigen sie das Bild einer grünen Bambusotter und einer Handtasche von Gucci oder Prada, so genau kenne ich mich da nicht aus. Dazu wird das Bild einer etwa vierzigjährigen Frau eingeblendet, der man einen schwarzen Balken über die Augen gelegt hat, damit sie niemand erkennt. Aus dem Off erzählt der Sprecher: »Als die mode- und preisbewusste Frau am Abend einen Blick in ihr nachgemachtes Urlaubsmitbringsel wirft, wusste sie nicht, dass es ihr letzter sein würde. Die hochgiftige Schlange, die sich in ihrer neuen Handtasche als blinder Passagier verborgen hatte, beißt ohne Vorwarnung zu. Kurz darauf ist die Frau tot. Seien Sie also auf der Hut, wenn Sie auf asiatischen Straßenmärkten einkaufen. Schlangen gibt es dort nicht nur vor den Ständen. Und jetzt zum Wetter.«
    »Das ging aber schnell«, murmelt Moritz.
    Das Foto der Frau scheint ihn überhaupt nicht zu beeindrucken. Mich übrigens auch nicht. Das haben sich die Jungs von der Redaktion aus dem Archiv geholt, um ihre Story glaubhafter zu machen, und das Bild von der Schlange haben sie dort bestimmt auch irgendwo gefunden.
    Moritz macht den Fernseher aus und holt seinen Rechner aus dem Ruhemodus. Er spricht laut mit, während er schreibt. Das ist praktisch, da brauche ich gar nicht auf meinen Bildschirm zu starren, sondern kann mich entspannt in meinem Wagen zurücklehnen und zuhören.
    »Der Freund von einem Freund ist ein echter Film- und Musikfreak. Der kennt alles und hat auch immer alles sofort …«
    Klingt ganz vielversprechend, finde ich. Mal gespannt, wie es weitergeht.

13 / 10 / 2015  – 11 : 30  Uhr
    Moritz sitzt Pascal in ihrem Büro gegenüber und erzählt die Geschichte, die er gestern Nacht am Rechner begonnen hat. Ich kenne sie ja schon, höre aber gern noch einmal zu.
    »… also dieser Musikfreak, der kauft das Zeug natürlich nicht, der ist ja nicht blöd, der lädt sich das alles aus dem Netz runter und zahlt keinen Pfennig dafür. Richtig gebrummt hat es dann bei ihm, als er im Internet so eine Art Schlaraffenland entdeckt hat: eine Seite, auf der wirklich alles zu kriegen war. Das ging auch eine Zeit lang gut. Aber dann wird seine Wohnung eines Tages von der Polizei gestürmt. Die haben ihn gleich mitgenommen und seinen Rechner natürlich auch. Das ganze Ding war völlig verseucht mit so richtig üblen Bildern. Kinderpornografie und so ein Scheiß. Erst später hat sich rausgestellt, dass die Seite, die der Typ da angezapft hat, eine Falle der Musikindustrie war. Die haben ihm mit jedem Song, den er sich runtergeladen hat, unbemerkt auch ein paar richtig dreckige Pornobilder auf den Rechner gespielt und dann der Polizei einen Tipp gegeben. Aber das konnte keiner beweisen, und so ist er für ein paar Jahre im Knast gelandet, und was ihm da als angeblichem Päderasten blüht, kann man sich wohl ausmalen. Geduscht hat der in der Zeit sicher nicht.«
    Moritz lehnt sich zurück und genießt Pascals Gesichtsausdruck. Der lange Skater ist ganz blass geworden, wahrscheinlich, weil er im Netz auch keinen Cent für seine Musik bezahlt.
    »Solche Seiten existieren überall im Netz«, fährt Moritz fort. »Der Freund von dem Freund von mir sitzt übrigens immer noch im Knast.«
    Während Moritz erzählt, steht Hobbe plötzlich in der Tür. Moritz hat ihn gar nicht gesehen, er hat ja auch nicht überall seine Augen, so wie ich. Als Moritz fertig ist, klatscht Hobbe feierlich in die Hände.
    »Bravo, genau so etwas habe ich gesucht!«, ruft Hobbe begeistert.
    »Wenn ich nicht wüsste, dass du das gerade erfunden hast, würde sogar ich die Finger von Downloads lassen.« Pascal pfeift durch die Zähne. »Hast du doch, oder?«
    Moritz grinst und zieht ebenso viel- wie nichtssagend die Schultern hoch.
    »Pascal, du schleust die Geschichte direkt ins Internet ein, und heute Abend nimmst du unseren Wunderjungen mit raus in die freie Wildbahn«, kommandiert Hobbe.
    Moritz blickt verständnislos zwischen Pascal und Hobbe hin und her.
    »Er meint den Nahkampf«, erklärt Pascal. »Du wirst schon sehen.«
    Hobbe zückt seine Brieftasche. Er nimmt zwei Fünfhunderteuroscheine heraus und drückt sie Moritz in die Hand.
    »Und kauf dir was Anständiges zum Anziehen. Es gibt kein Gesetz, das Autoren verpflichtet, in Cordhosen herumzulaufen.«
     
    Den Rest des Tages über passiert nicht mehr viel, abgesehen davon, dass Moritz bei einem teuren Herrenausstatter in der Bonner Innenstadt shoppen geht. Die Adresse hat Hobbe ihm gegeben, und als Moritz den

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