Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
Vom Netzwerk:
entlassen wird. Ich habe mal geprüft, wie sein Status ist, als du dich im Bad verkrochen hast. Er soll morgen vor der Ratsversammlung gehört werden. Aber zumindest für heute ist er noch eingesperrt.«
    Ich unterdrückte einen Fluch. Mein Mut schwand, als mir bewusst wurde, dass mein Leben gerade echt zum Kotzen war. Ich war ganz allein, ohne einen Penny in der Tasche oder Klamotten zum Wechseln, in einem Land, das so fremdartig war, dass man eigentlich ein neues Wort dafür hätte erfinden müssen, und ohne eine Ahnung, wohin ich mich wenden sollte. Ich wollte nach Hause. Wer hätte gedacht, dass es seit meiner Ankunft in Avalon vor zwei Tagen so weit hatte kommen können?
    »Ich muss Avalon verlassen«, sagte ich eher zu mir selbst als zu Kimber. Grace hatte zwar gemeint, dass ich von jetzt an auch außerhalb von Avalon nicht mehr sicher sein würde, doch davon war ich nicht so überzeugt. Meine Mom und ich waren im Laufe der Jahre echte Profis darin geworden, neue Orte zum Leben zu finden, und damit mein Dad uns nicht fand, hatten wir gelernt umzuziehen, ohne Spuren zu hinterlassen. Selbstverständlich wollte ich meinen Vater kennenlernen, allerdings nicht, wenn das bedeutete, hierzubleiben und mich vor Tante Grace und Spriggans und wer weiß was für anderen alptraumhaften Dingen oder Geschöpfen, die noch zum Vorschein kamen, verstecken zu müssen.
    »Klingt theoretisch gut«, entgegnete Kimber, schloss die Schranktür und sah mich mitfühlend an. »Aber deine Tante Grace ist die Chefin des Grenzschutzes, und du weißt sicher, dass sie ihre Mitarbeiter an den Toren in höchste Alarmbereitschaft versetzen wird, um dich zu finden. Selbst
falls
es dir gelingen sollte, ohne Pass durch die Ein- und Ausreisekontrolle zu kommen.«
    »Ich bin doch amerikanische Staatsbürgerin«, jammerte ich. »Sie können mich nicht gegen meinen Willen hier festhalten.« Vielleicht konnte ich in der US -Botschaft in London anrufen, damit sie mich hier rausholten.
    Kimber legte ihre Hände auf meine Schultern und drückte sie. »Du bist ein Faeriewalker. Der Regierung von Avalon wird es egal sein, ob sie dich gegen deinen Willen hierbehält und es dadurch zu internationalen Spannungen kommt. Du bist so wertvoll für sie, dass sie die Konsequenzen gern in Kauf nehmen.«
    Na toll. Einfach toll. Ich war gefangen in Avalon, meine Tante war auf der Jagd nach mir, mein Vater war im Gefängnis, und die einzigen Leute, die auf meiner Seite zu sein schienen, waren ein paar jugendliche Feen, die ich kaum kannte.
    Kimber drückte meine Schultern noch einmal, ehe sie mich losließ. »Es wird alles gut. Ich bin mir sicher, dass Ethan und ich dich beschützen können, bis dein Vater wieder frei ist.«
    »Danke«, sagte ich und spürte einen Kloß im Hals. Sie und Ethan waren bei weitem das Beste, was mir seit meiner Ankunft in Avalon passiert war. Wenn sie nicht gewesen wären, dann wäre ich vermutlich noch immer in Tante Graces Zelle eingesperrt – oder schlimmer. »Ich bin echt froh, dass ihr beide mich letzte Nacht befreit habt.«
    Kimber lächelte mich an, doch in ihrer Miene glaubte ich, einen seltsamen Hauch von Traurigkeit zu bemerken. »Bei Tag müssen wir uns bedeckt halten, aber heute Abend im Dunkeln werden wir dich an einen sicheren Ort bringen.«
    »Sicherer als die Höhle von gestern?«, murmelte ich, doch obwohl ich dachte, dass Kimber mich gehört hatte, antwortete sie mir nicht.
    »Grace hat wahrscheinlich jemanden beauftragt, Ethans und mein Apartment zu beobachten, also musst du in der Wohnung bleiben und dich von den Fenstern fernhalten.«
    Klang nach einem lustigen Tag. »Wenn ich mich schon bis zum Anbruch der Dunkelheit versteckt halten muss«, sagte ich, »dann will ich wenigstens einen Crashkurs in Magie haben. Was Magie kann, wie sie funktioniert, solche Sachen. Ich bin ziemlich ahnungslos.«
    Sie schien nicht so begeistert von der Idee zu sein. »Ethan ist in unserer Familie der Experte in Sachen Magie«, erwiderte sie.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich bitte dich ja nicht, mir magische Tricks zu
zeigen.
Ich möchte nur, dass du mir darüber
erzählst.
Das kannst du doch, oder?«
    Sie seufzte. »Also gut. Aber vorher könnte ich noch einen heißen Punsch vertragen.«
     
    Daran könnte ich mich gewöhnen, dachte ich, als ich den Becher mit dem dampfenden Getränk hob und einen Schluck von meinem Punsch nahm. Meine Mom hatte ein paarmal versucht, mir warme Milch mit Honig zu machen, wenn ich als Kind nicht hatte

Weitere Kostenlose Bücher