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Rosendorn

Rosendorn

Titel: Rosendorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenna Black
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hineinschieben wollte. Der Rest ihres Apartments war pingelig aufgeräumt, doch im Schrank herrschte ein alptraumhaftes Durcheinander von Klamotten, Schuhen, Schachteln und verschiedenem anderen Kram, der planlos hineingestopft worden war. Ich würde vermutlich eine Brechstange benötigen, um hineinzukommen.
    »Du musst dich verstecken!«, beharrte Kimber. »Schnell. Oder willst du lieber noch ein bisschen mehr Zeit mit Grace und Lachlan verbringen?«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich die Behauptung, dass Tante Grace mich für immer verschwinden lassen wollte, glauben konnte. Aber ich verspürte nicht das Bedürfnis, wieder eingesperrt zu werden, und wenn ich auch nicht so weit gehen würde zu sagen, dass ich Tante Grace
hasste,
so mochte ich sie doch ganz und gar nicht.
    Ich drängte mich an den Sachen vorbei in den vollen Schrank hinein, während Kimber schob und zog, um mich an einigen Hindernissen vorbeizulotsen. Schließlich stand ich in eine Ecke gequetscht zwischen unzähligen, bis an die Decke gestapelten Schuhkartons und einem ausladenden Kleid mit Rüschen und Federn, die an meinen Wangen kitzelten.
    Die Türklingel schrillte. Kimber stopfte hastig alles, was sie herausgezerrt hatte, zurück in den Schrank. Ich war so tief darin versteckt, dass ich nicht einmal die Tür sehen konnte, aber es klang so, als wäre es ein echter Kampf, den Schrank wieder zu schließen.
    Doch endlich drehte Kimber den Türschlüssel, und ich war allein im Dunkeln. Ich seufzte, schloss die Augen und versuchte zu vergessen, dass ich in einem stockfinsteren, engen Schrank stand, während meine böse Tante Grace für meinen Geschmack viel zu nah war. Jedes Mal, wenn ich ausatmete, strichen die Federn von Kimbers lächerlichem Kleid über meine Haut, und das Kitzeln wurde von Atemzug zu Atemzug ärgerlicher. Ich legte meine Hand zwischen die Federn und meine Wange, aber meine Hand war mindestens genauso kitzelig.
    Ich konnte nichts hören, was hoffentlich bedeutete, dass Tante Grace nicht tatsächlich die Wohnung nach mir durchsuchte. Dann könnte ich vielleicht aus diesem Schrank verschwinden, ehe ich den Verstand verlor. Gesetzt den Fall, das war nicht schon längst geschehen. Falls sie allerdings
doch
nach mir suchte, konnte sie mich vermutlich sowieso mit irgendeinem Zauber finden.
Nicht vergessen: Kimber nach weiteren Details fragen, wie Magie funktioniert – falls und wenn ich noch die Chance dazu habe …
    Es ist schwierig, nicht das Gefühl für die Zeit zu verlieren, wenn man nichts sehen oder hören kann. Mir kam es vor, als steckte ich schon eine Ewigkeit in diesem Schrank. Von Sekunde zu Sekunde wurde es stickiger, und Schweiß rann mir den Rücken und zwischen meinen kleinen Brüsten hinab. Ich stand kurz davor, die Federn von Kimbers Kleid zu reißen, doch ich hatte Angst, dass mich dabei jemand hören und ich mich verraten könnte.
    Als ich mich zu fragen begann, ob Kimber mich als kleinen Scherz einfach im Schrank schmoren ließ, obwohl Grace längst weg war, hörte ich sich nähernde Stimmen. Mir stockte der Atem, und mein Herz begann zu hämmern, als ich eine der Stimmen erkannte – Tante Grace war hier.
    Ganz langsam und leise atmete ich aus. Mein Herz schlug wie verrückt, und Schweißperlen standen mir auf der Stirn.
    »Möchtest du unter dem Bett nachsehen?«, hörte ich Kimber amüsiert fragen. »Oder wie wäre es mit dem Schrank? Obwohl ich die Tür vorsichtig öffnen würde, wenn ich du wäre. Mein Kram neigt dazu rauszufallen. Ich glaube nicht, dass sie in eine meiner Schubladen passt, aber du kannst selbstverständlich gern nachschauen, wenn du willst.«
    War Kimber wahnsinnig? Warum schlug sie denn auch noch vor, dass Tante Grace im Schrank nachsehen sollte?
    Ich legte eine Hand über meinen Mund, um nicht laut aufzukeuchen, als ich hörte, wie die Schranktüren geöffnet wurden. Egal, wie oft ich mir eingeredet hatte, nicht zu glauben, dass meine Tante mich umbringen wollte – jetzt hatte ich Angst. Ich drückte mich noch weiter in die Schrankecke. Doch genau wie wir eine Menge Kram hatten umräumen müssen, um mich hineinzubekommen, würde Tante Grace eine Menge Sachen herausräumen müssen, um mich zu sehen. Ich hielt die Luft an, als ich hörte, wie Kleiderbügel aneinanderschlugen und Schuhe auf den Boden fielen. Kimber lachte, als würde ihr das alles gar nichts ausmachen, und ich wünschte, ich wäre nah genug bei ihr, um ihr eine zu scheuern.
    Die Schranktüren wurden zugeklappt, und ich

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