Rosendorn
Problem: Es ist echt
schmerzhaft.
Doch das hätte ich Keane gegenüber natürlich niemals zugeben können, also unterdrückte ich mein Gejammer. Ich konnte froh sein, wenn ich am nächsten Tag, sobald die Blutergüsse und der Muskelkater sich erst einmal voll entfaltet hatten, überhaupt aus dem Bett kam.
Ich rechnete damit, dass Keane nach dem Unterricht verschwinden würde, aber offensichtlich konnte Finn ihn nicht hinauslassen, ohne die zusätzlichen Schutzzauber zu brechen, mit denen mein Dad nach der gestrigen Attacke das Haus belegt hatte. Was für eine Freude – wir saßen hier den ganzen Tag über mit ihm fest.
Kurz nach dem Mittagessen klingelte es an der Tür. Seit meinem Einzug war es das erste Mal, dass jemand anders als Kimber hierher zu Besuch kam. Meine Nerven kribbelten, und mein Herz raste. Bestand die Hoffnung, dass es meine Mom war?
Ich machte mich auf den Weg Richtung Wendeltreppe, doch obwohl Finn am anderen Ende des Raumes war, schaffte er es, vor mir da zu sein.
»Bleib hier!«, befahl er, und meine Augen weiteten sich, als ich bemerkte, dass er eine Waffe gezogen hatte. Keane saß im Wohnzimmer und wirkte gelangweilt. An Finns Verteidigungsmaßnahmen zeigte er nicht das geringste Interesse.
Das kribbelnde Gefühl, das durch Finns Magie ausgelöst wurde, prickelte auf meiner Haut, obwohl ich den Anhänger gar nicht trug. Inzwischen war Finn wieder ganz und gar Bodyguard und bereit, jedem Angreifer gegenüberzutreten – egal, ob Mensch oder Fee. Mit der Anmut eines Raubtieres lief er die Treppe hinab und weiter in die leere Garage. Ich schlich die ersten paar Stufen hinunter und war darauf vorbereitet, jederzeit wegzurennen, falls sich herausstellen sollte, dass Finns Schutzmaßnahmen tatsächlich nötig werden würden.
Finn schaute durch den Türspion, und seine Körperhaltung entspannte sich nicht. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte er, ohne die Tür zu öffnen.
Ich hörte nur: »Mein Name ist Cathy!«, ehe ich einen erstickten Schrei ausstieß und die Treppe hinunterraste.
»Mom!« Ich stolperte beinahe über meine eigenen Füße, als ich versuchte, möglichst schnell zur Tür zu kommen. Am Fuß der Wendeltreppe angekommen, war mir total schwindelig, aber das war mir egal.
»Dana!«, hörte ich meine Mutter rufen.
Ich flog praktisch zur Tür, um sie aufzureißen und mich in die Arme meiner Mom zu werfen.
Allerdings war da eine Wand zwischen mir und der Tür – eine Wand namens Finn.
Wenn er ein Mensch gewesen und ich so in ihn gerannt wäre, wären wir vermutlich beide zu Boden gegangen. Doch er war kein Mensch, und deshalb schien der Aufprall ihn kein bisschen zu erschüttern. Ich dagegen taumelte nach hinten, und er musste mich festhalten, damit ich nicht hinfiel.
»Lass mich los!« Ich wollte mich aus seinem Griff lösen, auch wenn ich nicht damit rechnete, dass er mich tatsächlich loslassen würde. »Das ist meine Mom!«
»Dana? Dana, geht es dir gut?« Mittlerweile hämmerte meine Mutter wie wahnsinnig mit den Fäusten gegen die Tür.
»Ihr geht es gut«, sagte Finn. »Wir sollten uns alle erst einmal beruhigen.«
»Ich weiß nicht, wer Sie sind«, schrie meine Mom, »aber wenn Sie meiner Tochter auch nur ein Haar krümmen, werden Sie sich wünschen, niemals geboren worden zu sein!«
Ja, meine Mom kann wie kaum jemand anders große Reden schwingen. Für gewöhnlich verdrehte ich die Augen, wenn sie das tat, doch im Moment wollte ich nichts mehr, als sie endlich von Angesicht zu Angesicht zu sehen.
»Ich bin der Bodyguard Ihrer Tochter«, erklärte Finn. Ich probierte einen der Tritte aus, die Keane mir beigebracht hatte, und mein Fuß traf Finns Schienbein ziemlich genau. Und wirklich zuckte er zusammen, aber ich war nicht abgebrüht genug gewesen, um mit der nötigen Wucht zuzutreten, um ihm ernsthaft weh zu tun. Schließlich war er nicht der Feind. »Wenn ich Ihnen jetzt die Tür öffne, werden einige der Schutzzauber gebrochen, mit denen Seamus das Haus belegt hat. Das wäre im Augenblick nicht ratsam.«
»Sie haben nicht das Recht, meine Tochter von mir fernzuhalten!«
»Es ist nur zu ihrem Schutz. Es hat ein paar Anschläge auf ihr Leben gegeben. Ich bin mir sicher, dass Sie auch wollen, dass sie so gut wie möglich geschützt wird.«
O ja. Meiner Mom zu sagen, dass es Leute gab, die mich umbringen wollten, würde sicherlich helfen, sie zu beruhigen. Natürlich nicht!
»Mir geht es gut, Mom«, sagte ich, ehe sie einen Anfall bekam. »Durch Dads
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