Rosendorn
Keane
ernsthaft
weh tun würde, wenn ich mit meinem Kopf zustieß, denn das Einzige, was ich erreichen konnte, war sein Gesicht. Aber Geduld schien nicht gerade Keanes Stärke zu sein. Er schob meinen Arm noch ein Stück meinen Rücken hinauf, und der Schmerz war nicht mehr nur lästig, sondern drohte allmählich qualvoll zu werden.
Mit zusammengebissenen Zähnen und in der Hoffnung, dass er wusste, was er tat, hob ich ruckartig meinen Kopf an. Der hintere Teil meines Schädels knallte gegen sein Gesicht. Doch ich hatte mich nicht dazu durchringen können, wirklich fest zuzustoßen.
Keane lachte mich aus. »War
das
schon alles?«
Ich ließ ein frustriertes Stöhnen hören. Okay, gut. Wenn er unbedingt wollte, dass ich so fest wie möglich zustieß, würde ich das eben tun. Und ich würde anschließend deswegen kein schlechtes Gewissen haben.
Dieses Mal riss ich meinen Kopf mit aller Kraft zurück – und wenn man bedachte, wie angepisst ich war, war das eine Menge. Es gab einen lauten Knall und ein splitterndes Geräusch, als mein Kopf gegen etwas Hartes stieß. Keane heulte vor Schmerz auf, ließ mich los und sprang auf.
Ich rappelte mich ebenfalls auf. Das Herz war mir plötzlich in die Hose gerutscht, Schmerz hallte in meinem Kopf wider, aber ich wusste, dass mein Schädel nicht so viel abbekommen hatte wie Keanes Gesicht. Schön und gut, dass ich mir einredete, er habe mich schließlich darum gebeten … Er stand gekrümmt vor mir, hielt sich mit den Händen die Nase, und ich starrte ihn erschrocken an. Hatte ich ihm etwa die Nase gebrochen? Ich zuckte mitfühlend zusammen und streckte den Arm nach ihm aus.
»Es tut mir so leid!«, sagte ich. »Geht es dir gut?«
Mir hätte eigentlich klar sein müssen, dass Keanes Dad mit im Zimmer war und dass Finn sofort zu uns gekommen wäre, wenn ich seinem Sohn ernsthaft weh getan hätte. Keane ließ die Hände sinken, richtete sich auf und grinste mich spöttisch an.
»Mir geht’s gut«, sagte er. »Du hast meinen magischen Schutzschild getroffen, nicht mein Gesicht.«
Mir fiel die Kinnlade herunter, und in dem Moment hätte ich ihm liebend gern noch einmal einen Kopfstoß versetzt.
»Lektion eins«, fuhr Keane fort. »Wenn du gegen jemanden kämpfen willst, musst du bereit sein, ihm weh zu tun, oder du kannst es gleich bleiben lassen. Jetzt komm mit in die Garage. Ich habe dort einige Matten ausgelegt, da du ja keinen Abschirmzauber hast, um dich zu schützen.«
Ich warf Finn über meine Schulter hinweg einen finsteren Blick zu. Er rieb sich mit der Hand über den Mund rieb und versuchte, ein Lächeln zu verbergen.
»Vielen Dank«, grummelte ich. Vielleicht würde ich später erkennen, wie lustig die ganze Situation war. Im Moment gelang mir das nicht. Ich dachte kurz darüber nach, vielleicht doch keinen Unterricht in Selbstverteidigung zu nehmen, aber das wäre in meinen Augen ein Sieg für Keane gewesen. Und das konnte ich nicht zulassen.
Finn zuckte nur mit den Schultern. Er lächelte nicht mehr, doch in seinen Augen stand noch immer ein Funkeln. »Seine Methoden sind, sagen wir mal, ungewöhnlich, aber er ist ein guter Lehrer. Er wäre ein großartiger Ritter geworden, wenn er es gewollt hätte.« Der Stolz in Finns Stimme war nicht zu überhören.
»Also, wollen wir jetzt trainieren?«, fragte Keane. »Oder wollen wir weiter rumquatschen?«
Mit dem Rücken zu Finn erwiderte ich Keanes herausfordernden Blick. »Beim nächsten Mal werde ich nicht zögern«, versprach ich ihm.
Er nickte anerkennend. »Freut mich, das zu hören. Und jetzt beweg deinen Arsch.«
Mann, ich wünschte mir, ich hätte nicht um das Training gebeten. So war es schwierig, sich darüber zu beklagen, selbst wenn ich es eigentlich wollte. Mit der Gewissheit, dass es ein verdammt langer Morgen werden würde, folgte ich Keane hinunter in die Garage.
Und ja, es wurde ein langer Morgen. Gegen Keane war jeder Drillsergeant ein sanftes Gemüt. Er war arrogant. Er war herablassend. Er war beleidigend. Aber, verdammt – er war gut. Er zeigte mir alle Stellen am menschlichen Körper, an denen ein Angriff besonders weh tat, und er erklärte mir, welche Teile meines eigenen Körpers die besten Waffen abgaben. Dann brachte er mir bei, diese Waffen einzusetzen, und wenn ich nicht hart genug zuschlug, musste ich dafür bezahlen.
Zur Mittagszeit war ich so erschöpft, dass ich mich kaum noch rühren konnte. Mir tat einfach alles weh. Wenn man wirklich hart zuschlägt, gibt es ein
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