Rosenfolter
er hat
mich angerufen. Ich habe ihn abgewimmelt.«
Die Bratwürste
kamen. Katinka griff schon nach Messer und Gabel. Personenschutzaufträge machten
ihr immer einen ungeheuerlichen Appetit.
»Ruf deinen Meisterreporter
an und frag ihn nach der Adresse dieser Tante!«, sagte Hardo, während er die erste
Wurst zerschnitt.
Hocherfreut nutzte
Dante die Chance, doch noch zu einer Verabredung mit dem obersten Ermittler im Mordfall
Walters zu kommen. Eine Viertelstunde später warf er sich auf die Sitzbank neben
Katinka und rief: »Ich bin ganz Ohr.«
»Sie haben verlauten
lassen, die Messie hätte zusätzlich zu den Hagebutten Aufzeichnungen gefunden, nicht
wahr?«, legte Hardo los.
»Das hat sie mir
gesagt.«
»Aber im Interview
kam keine Silbe darüber«, hakte Katinka nach.
»Ich habe ihr eingeschärft,
über die Papiere mit niemandem zu reden.«
»Wo sind diese
Papiere jetzt?« Hardo zückte sein Portemonnaie.
»Ich nehme an,
bei ihr zu Hause.«
»Zahlen!«, rief
Hardo.
»He, ich wollte
mir gerade ein Bier …«, protestierte Dante.
Kurz darauf standen sie zu dritt
vor dem Haus am Vorderen Graben, in dem Dante seine Kräuterhexe abgeliefert hatte.
Der nächtliche Schatten der Englischen Insitutskirche hüllte die Gasse in eine unheimliche
Stille. Katinka genoss die Kühle. Sie zog das Softshell aus und band es sich um
die Taille.
»Hier ist es.«
Dante drückte auf die Klingel. »Reihenhaus. Spießig, was?« Das Namensschild bestand
aus Papier und war bis auf einen traurigen Rest vollkommen abgefressen.
»Bohnstett«, buchstabierte
Katinka. »Wurde im TV eingeblendet.«
»Natürlich. Sie
heißt so«, gab Dante mit glühendem Gesicht zurück. Er war in seinem Element. Katinka
tauschte einen Blick mit Hardo. Der verzog keine Miene.
»Es meldet sich
niemand!« Dante klingelte ein zweites Mal.
»Sie ist eben nicht
daheim. Ist alles finster.« Katinka schob die Hände in die Taschen. Frostig stieg
ihr eigener Atem vor ihrem Gesicht auf. Die Nacht wurde kühl. Zu kühl für April.
»Vielleicht ist sie im Kino oder im Theater?«
»Glauben Sie mir,
sie ist nicht der Typ, der ins Kino oder ins Theater geht«, sagte Dante.
»Hat sie Ihnen
von Verwandten erzählt? Freunden? Oder vielleicht einem Schrebergarten oder ähnlichem?«,
erkundigte sich Hardo.
»Nein. Nichts.«
»Sie hat eine Tochter«,
fiel Katinka ein.
»Name?«
»Eva.«
»Woher wissen Sie
das?« Gelb vor Neid, weil diese Information nicht ihm gehörte, sah Dante Katinka
an.
»Sie hat in die
Kamera gegrinst und ihre Tochter gegrüßt. Machen die Leute doch gern!«
Hardo presste sein Mobiltelefon ans Ohr: »Sucht mir die Adresse von einer
gewissen Eva Bohnstett. Mutter heißt Feli oder Felicitas.« Er sah die beiden anderen
fragend an.
Dante nickte ekstatisch.
»Verdammt, das
weiß doch ich nicht, ob die sich mit ›z‹ oder ›c‹ schreibt. Schaut halt nach!«,
knurrte Hardo ins Handy.
»Spuren sie nicht?«,
fragte Dante.
»Wer?«
»Ihre Mitarbeiter!«
Katinka ging ein
paar Schritte und lehnte sich an die Kirchenmauer. Wenn hier gleich die Geweihe
aufeinander prallten, wollte sie aus dem Weg sein. Aber die beiden musterten sich
nur, als schätzten sie die Kräfte des jeweils anderen ab und kamen überein, dass
ein Kampf nicht lohnte. Katinka ließ den Blick auf Feli Bohnstetts Haus ruhen. Es
lag dunkel da und wirkte vernachlässigt. Eine umgeknickte Laterne, krautige Beete,
ein paar struppige Büsche. Der Effekt schien sich durch die hell erleuchteten Nachbarhäuser
links und rechts zu verstärken. »Für einen Gartenfreak hat sie ihren Vorgarten aber
schlecht in Schuss«, überlegte Katinka halblaut.
Hardo bekam einen
Rückruf auf seinem Handy. »Concordiastraße«, wiederholte er. »Gut. Danke.«
»Concordiastraße?«
Katinka starrte Dante an. »Ich glaube …«
»…mein Schwein
pfeift. Yeah! Die Dame kennen wir. Sie heißt Eva Braun und wohnt in dem Schuppen,
den Frau Palfy in Kürze ihr Eigenheim nennen wird. Fahren wir mit einem Streifenwagen?«
»Pustekuchen!«, sagte Hardo. »Wir nehmen ein Taxi!«
»Will er nicht, dass Sie zuschlagen?«, raunte Dante Katinka zu, als das Taxi
sie wenige Minuten später aufsammelte.
»Tun Sie mir einen Gefallen? Reiten Sie nicht drauf rum, ja?«
»So schlimm?«
»Wischnewski, ich
kündige Ihnen die Freundschaft.«
Er hob die Hände.
»Das kann ich nicht riskieren.«
Eva Braun riss die Tür auf. »Ja?«,
fragte sie.
Hardo zückte seinen
Dienstausweis. »Ist Ihre Mutter bei
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