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Rosengift - Die Arena-Thriller

Rosengift - Die Arena-Thriller

Titel: Rosengift - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Querelen hatte Matilda durch Gespräche ihrer Eltern erfahren. Die Rehberg-Schwestern – so verschieden sie auch gewesen waren – hatten zusammengehalten. Manchmal hatte Matildas Mutter erleichtert geseufzt und erklärt, wie froh sie wäre, dass ihre Verwandtschaft in Hannover lebte und nicht in Kassel. »Ein paar Hundert Kilometer Sicherheitsabstand sind doch sehr gut!«, hatte sie gesagt und Matilda und ihr Vater hatten das genauso gesehen.
    Matilda hatte ihre Großeltern deshalb meist nur zwei, drei Mal im Jahr gesehen. Ein bisschen schade war es um Opa Ferdinand, den Matilda viel lieber mochte als ihre Großmutter. Er war ein stiller, nachdenklicher und sehr herzlicher Mann, der von seiner Frau erbarmungslos dominiert wurde und ihr nur selten widersprach. Allerdings wusste Matilda von ihrer Mutter, dass er Helen zuweilen heimlich finanziell unterstützte.
    Nach dem Tod von Matildas Eltern hatte Großmutter Rehberg ihre Enkelin zu sich nehmen wollen – allerdings, ohne diese überhaupt gefragt zu haben. Matilda und Helen stemmten sich jedoch beide energisch gegen diesen Plan und Matilda war Ohrenzeugin eines hässlichen Streits zwischen ihrer Tante und der Großmutter geworden. Eleonore hatte Helen beschuldigt, sich am Erbe von Matilda und an deren Waisenrente bereichern zu wollen. Helen widersprach und stellte klar, dass sie vorhatte, das Geld ihrer Schwester, das nach dem Verkauf des Hauses, der Tilgung der Hypothek und der Begleichung der Beerdigungskosten noch übrig sein würde, als Treuhänderin anzulegen und zu verwalten – für Matildas Ausbildung. »Selbst wenn ich wollte, käme ich da nicht dran«, hatte sie klargestellt. Doch Eleonore Rehberg hatte lediglich spöttisch geschnaubt.
    »Ich kann es dir einfach nicht recht machen, Mutter«, Helen hatte verletzt und enttäuscht geklungen und Matilda hielt hinter der angelehnten Tür im Nebenraum instinktiv die Luft an. »Und ich habe es seit Langem satt, es zu versuchen. Ich weiß, wie sehr du es bedauerst, dass Renate gestorben ist und nicht ich.« Eleonore hatte nicht widersprochen. Sie war wortlos aufgestanden und gegangen. Seitdem herrschte Funkstille zwischen Tante Helen und ihrer Mutter.
    Nach diesem Streit hatte Matilda ihre Großeltern noch zweimal besucht, und das auch nur ihrem Großvater zuliebe. Beide Male hatte Eleonore versucht, sie auszuhorchen: ob sie auch ein anständiges Zimmer hätte, ob es im Winter »in diesem zugigen alten Kasten« warm genug wäre, ob sie ausreichend warme Mahlzeiten bekäme.
    »Du bist so dünn geworden, bestimmt isst du nicht regelmäßig«, hatte sie behauptet. Dabei war Matilda immer schon dünn gewesen. Sie wusste ganz genau, dass Helen nicht auf ihr ohnehin recht kleines Erbe aus war. Als sie bei ihrer Tante eingezogen war, hatten sie ganz offen miteinander gesprochen und vereinbart, dass Matilda sich mit ihrer Waisenrente an den Kosten des Haushalts beteiligte. Das fand Matilda nur fair, schließlich kosteten allein ihre Musikstunden jeden Monat über zweihundert Euro.
    »Ich hoffe nur, Oma und Opa sind bis zum Spiel Deutschland – Australien wieder weg«, überlegte Miguel und runzelte die Stirn, während er nach einem neuen Brötchen griff.
    »Los, wir müssen hier aufräumen!«
    »Aber es ist doch aufgeräumt! Und sogar der Rasen ist gemäht«, protestierte Miguel.
    Doch Matilda sprang hektisch auf: »Hör auf zu essen, es gibt noch jede Menge zu tun: Die leeren Flaschen von der Fete müssen verschwinden. Wir müssen uns saubere Klamotten anziehen und es darf im Wohnzimmer kein Stäubchen herumliegen. Unsere liebe Großmutter ist imstande und hetzt Helen das Jugendamt auf den Hals.«
    »Jetzt übertreibst du«, versuchte Miguel, seine Cousine zu beruhigen, halbierte das Brötchen und bestrich es seelenruhig mit dem letzten Rest Nutella.
    Als Eleonore zu Ohren gekommen war, dass Tante Helen für zwei Monate auf Tournee gehen und ihren Sohn und ihre Nichte »mutterseelenallein« zurücklassen wollte, hatte sie Matilda mehrmals angerufen und sie bedrängt, zumindest in dieser Zeit zu ihr zu ziehen. Sie war ziemlich beleidigt gewesen, als Matilda auch dieses Angebot hartnäckig abgelehnt hatte.
    »Ich sehe schon, deine Tante hat dich gründlich gegen mich aufgehetzt«, hatte sie gesagt und beinahe hätte Matilda geantwortet: Das ist gar nicht nötig, das machst du schon selbst. Aber um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, hatte sie ihrer Großmutter lediglich aufgezählt, wer sich während Helens

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