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Rosengift - Die Arena-Thriller

Rosengift - Die Arena-Thriller

Titel: Rosengift - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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war ihr das auch schon passiert, aber erst zwei oder drei Mal. In letzter Zeit waren diese Trugbilder seltener geworden, aber nun fragte sich Matilda erneut: Bin ich verrückt? Sehe ich Leute, die gar nicht da sind? Was kommt als Nächstes, werde ich Stimmen hören?
    »Hey, Matilda!« Sie drehte sich um. Anna stand vor ihr. »Wo warst du denn die ganze Zeit? Wir suchen dich schon seit ’ner halben Stunde.«
    »Nirgends. Wo ist Nicole?«
    »Da drüben. Wir haben ein paar Jungs aus der Elften getroffen und wollen noch ins Zaza, kommst du mit?«
    Matilda nickte. Irgendwie war sie froh, diesen Ort, an dem die Dunkelheit und wer weiß, was noch alles, hinter den Büschen lauerte, verlassen zu können.
    »Sag mal, kann es sein, dass Patrick hier ist?«, fragte sie Anna.
    »Sein kann vieles«, antwortete Anna mit hochgezogenen Augenbrauen. Matilda präzisierte ihre Frage: »Ich meine, hast du ihn gesehen?«
    »Nein. Du etwa?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Gerade dachte ich, ich hätte ihn da drüben zwischen den Büschen gesehen, er stand einfach nur da und hat mich angestarrt.«
    »Echt? Kann ich mir gar nicht vorstellen. Der hätte sich doch sofort an dich gehängt wie eine Klette«, meinte Anna. »Wahrscheinlich hast du ihn mit jemandem verwechselt, der ihm ähnlich sieht.«
    Matilda nickte. Bestimmt hatte Anna recht. Sie musste sich getäuscht haben.

5
    Der Abend mit den Elftklässlern wurde noch lustig. Matilda tanzte sogar mit einem von ihnen und entgegen ihrer Vorsätze trank sie doch noch zwei Bier. Allerdings zeigten diese längst nicht die fatale Wirkung der Longdrinks von gestern Abend. Matilda war lediglich leicht angeheitert und fand alles zum Kichern. Um zwei Uhr nahmen sich die Freundinnen zu dritt ein Taxi, denn die letzte Straßenbahn war längst weg. Matilda war die Erste, die ausstieg. Sie war müde und aufgekratzt zugleich. Immer wieder musste sie an Christopher denken, sosehr sie es sich auch verbot. Über eine Stunde lang wälzte sie sich im Bett herum. Sie war erschöpft und sehnte sich nach Schlaf, fand aber keine Ruhe. Mal war ihr die Bettdecke zu warm, dann wieder, nachdem sie sich aufgedeckt hatte, fror sie. Sie schüttelte wiederholt ihr Kissen auf, zählte Schäfchen, versuchte, an gar nichts zu denken – es nützte alles nichts, sie konnte nicht einschlafen. Um aufzustehen und Geige zu spielen, fühlte sie sich aber auch zu schlapp. Außerdem wollte sie Miguel nicht wecken – falls er überhaupt da war. Ihr fiel ein, dass sie vorhin, als sie nach Hause gekommen war, gar nicht nachgesehen hatte, ob in seinem Zimmer Licht brannte. Aber es war ihr auch egal, ob ihr Cousin da war oder nicht. Sie hatte beschlossen, sich nicht mehr vor den sonderbaren Nachtgeräuschen des alten Hauses zu fürchten.
    Wieder warf sie einen Blick auf die Uhr. Inzwischen war es kurz vor fünf Uhr morgens. Manchmal half es ja, einfach kurz aufzustehen, aufs Klo zu gehen, etwas zu trinken und sich dann wieder hinzulegen. Matilda probierte es aus. Sie tastete sich hinunter in die Küche und trank ein Glas Wasser. Dann stieg sie die Treppe, die bei jedem ihrer Schritte leise knarrte, wieder hoch. Zurück in ihrem Zimmer merkte sie, dass die Dämmerung schon eingesetzt hatte, durch die Spalte zwischen den Gardinen drang der erste schwache Lichtschein. Matilda trat ans Fenster. Es zeigte nach Osten, sie könnte den Sonnenaufgang beobachten – wenn sie nicht so hundemüde gewesen wäre. Sie hatte das Gefühl, dass ihr der kleine nächtliche Ausflug in die Küche gutgetan hatte und sie jetzt wirklich schlafen konnte. Gerade drehte sie sich gähnend vom Fenster weg, als Matilda aus dem Augenwinkel eine Bewegung im Garten wahrnahm. Sie wandte sich wieder um und blickte angestrengt nach draußen. Die Umrisse der Bäume und Sträucher zeichneten sich schwarz gegen den grauen Morgenhimmel ab, dazwischen war nur schwer etwas zu erkennen. Für einen Moment hatte Matilda geglaubt, dort unten, neben dem Teich, die Silhouette eines Menschen gesehen zu haben. Eines Mannes, der Gestalt nach. Mit wenigen Schritten war sie bei ihrem Nachtschränkchen und holte die Taschenlampe heraus. Die schwere Maglite hatte ihrem Vater gehört, er hatte die Lampe immer mit zum Nachtangeln genommen. Matilda schlich zurück ans Fenster und öffnete es langsam, was leider nicht ohne ein dezentes Quietschen der Angeln möglich war. Dann zielte sie mit der Lampe auf die Stelle im Garten, an der sie die Gestalt vermutete. Wer immer sich dort herumtrieb,

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