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Rosengift - Die Arena-Thriller

Rosengift - Die Arena-Thriller

Titel: Rosengift - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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wir sie vielleicht erst viel später entdeckt, hier hab ich sie gleich gesehen. Der Junge denkt einfach mit.«
    »Wo ist die Tüte?«, fragte Matilda.
    »Welche Tüte?«
    »Die, in der die Brötchen drin waren.«
    »Im Mülleimer. He – es sind nur Brötchen, keine Bomben!« Kopfschüttelnd beobachtete Miguel, wie Matilda die zusammengeknüllte Tüte aus dem Abfall fischte und glatt strich.
    »Und sie sind auch nicht vergiftet. Jedenfalls merke ich noch nichts«, fügte er spöttisch hinzu.
    Matilda antwortete nicht. Die Tüte stammte von der Bäckerei Künne am Fiedelerplatz. Matilda kannte das Geschäft, Nicole wohnte ganz in der Nähe, sie hatten sich dort schon Kuchen geholt. Auch Patrick wohnte nicht weit davon weg, etwa fünf Minuten mit dem Rad, schätzte Matilda. Und noch mal zehn Minuten brauchte er bis zu ihr. Die Bäckereifiliale hatte sonntags sicher erst ab acht oder neun Uhr geöffnet. Also konnte es eigentlich doch nicht Patrick gewesen sein, der im Garten gestanden hatte. Es war bestimmt nur ein Schatten gewesen, in den Matilda alles Mögliche hineininterpretiert hatte. Wer hat Angst vorm schwarzen Mann… Unsinn, dachte Matilda. Bestimmt hatte Miguel recht, die Brötchen waren einfach nur eine freundliche Geste von Patrick. Ein bisschen aufdringlich zwar und er hatte da auch nach wie vor etwas missverstanden, aber das würde sie ihm gleich morgen sagen. Nicht, dass das zur Gewohnheit wurde – auch wenn es Miguel so passen würde. Sie nahm das auseinandergerissene Brötchen wieder aus dem Korb, legte es auf ihren Teller und bestrich ein Stück davon mit Margarine.
    »Ist noch Himbeermarmelade da?«, fragte sie Miguel.
    »Nö.«
    »Nutella ist auch fast leer, morgen müssen wir dringend einkaufen.«
    »Mhm«, nickte Miguel kauend.
    Vor allen Dingen brauche ich Batterien für die Taschenlampe, fügte Matilda in Gedanken hinzu. Sicher war sicher!
    »Ach, übrigens, Oma hat vorhin angerufen, sie wollen um drei Uhr kommen und dir zum Geburtstag gratulieren«, verkündete Miguel, ohne von der Zeitschrift aufzuschauen.
    »Ach, du Scheiße!« Matilda stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. Die hatte gerade noch gefehlt!
    »Mir fiel leider nichts ein, womit ich sie hätte abwimmeln können«, Miguel hob bedauernd die Schultern.
    »Aber… aber wir haben gar nichts da, keinen Kuchen und so!«, stammelte Matilda entsetzt. Sie wusste, welch großen Wert ihre Großmutter auf Konventionen legte.
    »Sie bringt welchen mit«, sagte Miguel.
    »Puh! Bestimmt so ein fettes Buttercremeteil«, orakelte Matilda, die angesichts der drohenden Sonntagnachmittags-Katastrophe Patrick und seine skurrilen Liebesbeweise augenblicklich vergaß.
    Matilda war mit ihrer Großmutter nie so ganz warm geworden. Eleonore Rehberg war eine engstirnige Person, in deren Weltbild sich Frauen einen gut verdienenden Ehemann zu suchen und sich danach um Haus und Kinder zu kümmern hatten. Allenfalls eine Karriere in einem »anständigen« Beruf war noch akzeptabel – nicht aber das Leben, das ihre jüngere Tochter Helen führte. Nichts, was Helen je getan hatte, hatte die Zustimmung ihrer strengen Mutter gefunden. Ganz im Gegensatz zu Matildas Mutter Renate, die in Eleonores Augen alles richtig gemacht hatte: solide Berufsausbildung als Buchhändlerin, gut situierter Ehemann (Ingenieur), Kind, Reihenhäuschen, Halbtagsjob in einer Stadtteilbibliothek. Die leichtlebige und etwas flatterhafte Helen dagegen war von ihrer Mutter stets als »das schwarze Schaf der Familie« bezeichnet worden und ihr Sohn Miguel als »Jugendsünde«.
    Trotzdem liebte Frau Rehberg ihren Enkel Miguel sehr, denn immerhin war er der einzige männliche Nachkomme. Sie verwöhnte ihn mit Geschenken, wobei die meisten davon unbrauchbar waren, bis auf den nagelneuen Ford Fiesta, den er zum Achtzehnten bekommen hatte. An Matilda hatte Eleonore Rehberg deutlich weniger Interesse.
    Als Helen vor zwölf Jahren ihren Job in einem Reisebüro aufgegeben hatte, um Berufsmusikerin zu werden, hatte ihre Mutter einen Riesenaufstand gemacht und Helen den finanziellen Ruin prophezeit. Nie hatte Eleonore Rehberg seitdem ein Konzert ihrer Tochter besucht, auch nicht, als diese allmählich erfolgreich und bekannt geworden war. Und als Helen vor fünf Jahren die alte Villa gekauft hatte, war auch das auf Unverständnis gestoßen. »Warum so ein altes Ding, tut’s nicht auch eine vernünftige Eigentumswohnung?«, hatte Eleonore gezetert und von »Größenwahn« gesprochen.
    Von all diesen

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