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Rosengift - Die Arena-Thriller

Rosengift - Die Arena-Thriller

Titel: Rosengift - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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es sah aus, als hätte Helen, die ohnehin schlank war, noch ein paar Kilo abgenommen. Bestimmt war das den Anstrengungen der Tournee zuzuschreiben.
    Als sie im Taxi saßen und der pakistanische Fahrer sie in halsbrecherischer Fahrt in Richtung Innenstadt chauffierte, dachte Matilda, dass sie Miguel bei der Begrüßung vorhin vielleicht besser den Vortritt gelassen hätte. Schließlich war Helen ja seine Mutter, nicht ihre. Aber sie hatte sich einfach so über das Wiedersehen gefreut. Und außerdem tat er ja sonst auch immer so obercool, also würde er ihr den kleinen Fauxpas wohl nicht übel nehmen.
    In der Hotelbar trafen sie auf zwei Mitglieder von Helens Jazzband: den Trompeter Greg, einen riesigen Schwarzen, der Matilda unweigerlich an Louis Armstrong erinnerte, und den Bassisten Ralph, einen ruhigen Typ Anfang vierzig, der eher wie ein Sparkassenangestellter aussah als wie ein Musiker. Helen stellte den beiden stolz »ihre Kinder«, wie sie sagte, vor und erwähnte auch gleich, dass Matilda sehr gut Geige spielte. »Sie ist ein echtes Naturtalent, wirklich!« Matilda fühlte sich geschmeichelt und lächelte.
    Helen strahlte bis über beide Ohren und lud alle zur Feier des Tages auf einen Begrüßungsdrink ein. Miguel entschied sich für ein Guiness, Matilda bestellte eine Cola mit Eis.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte Helen, als sie ihre Drinks geleert hatten. »Das Konzert fängt in einer Stunde an.«
    »Welches Konzert? Ich denke, du spielst erst morgen«, fragte Miguel.
    Das war die zweite Überraschung. Tante Helen hatte für Miguel, Matilda und sich selbst drei Karten für ein Open-Air-Konzert mit David Garrett besorgt. Matilda fiel ihrer Tante vor Begeisterung gleich noch einmal um den Hals, während Miguel enttäuscht wirkte: »Aber ich dachte, wir ziehen heute Abend noch durch ein paar coole Clubs!«
    »Das können wir doch danach immer noch, so früh ist hier sowieso überall noch tote Hose«, vertröstete Helen ihren Sohn und befahl: »Jetzt aber zackig, auf eure Zimmer, frisch machen, umziehen, in einer Viertelstunde treffen wir uns im Foyer.«
    Das Konzert auf der großen Open-Air-Bühne war wundervoll. Matilda und Helen schwelgten in der Musik, nur Miguel trug nach wie vor eine gelangweilte Miene zur Schau. Matilda und Helen hatten ihn im Hotel regelrecht überreden müssen mitzukommen, von Stück zu Stück schien seine Laune nun schlechter zu werden. Als der Künstler die dritte Zugabe gewährte, maulte er: »Verdammt, wann hört das Gefiedel denn endlich auf!« Seine Mutter warf ihm einen strengen Blick zu, den er jedoch finster parierte.
    Danach trafen sie sich mit den restlichen Mitgliedern von Helens Band und zogen zu acht durch die Bars. Es wurde ein sehr schöner, entspannter Abend, wobei ein Thema zweifellos im Mittelpunkt stand: das Achtelfinalspiel England gegen Deutschland, das am Sonntag stattfinden würde. Helen schärfte Miguel und Matilda vor jedem Lokal aufs Neue ein: »Lasst euch nicht in Gespräche über Fußball verwickeln! Wenn euch jemand fragt, woher ihr kommt, dann sagt: Holland. Und um Himmels willen kein Wort gegen die englische Mannschaft. Es kann sonst leicht passieren, dass wir Probleme bekommen; was Fußball angeht, verstehen die Engländer überhaupt keinen Spaß.«
    Wie recht sie hatte, zeigte sich, als gegen zwei Uhr ein betrunkener Schotte vor der Bar herumlief und »Germany! Germany!« rief. Sofort waren drei Engländer, die eben noch friedlich am Tresen gestanden hatten, hinter ihm her und begannen, ihn zu vermöbeln. Zum Glück machten die beiden Türsteher eines nahen Clubs dem Treiben ein Ende und trennten die Raufenden voneinander. Die drei englischen Fans kehrten in die Bar zurück, wo sie, friedlich und als ob nichts gewesen wäre, ihr Bier austranken und das nächste bestellten. Der Schotte rappelte sich auf und torkelte in eine andere Kneipe. Miguel, Greg und die vier anderen Musiker amüsierten sich köstlich über die Szene, während sich Helen und Matilda entsetzt ansahen und die Köpfe schüttelten.
    »Das nächste Deutschlandspiel sehe ich mir am besten im Hotelzimmer an«, wisperte Helen. »Sonst geht’s mir noch wie dem Schotten, falls wir gewinnen sollten.«
    Matilda musste an die Schlägerei beim Public Viewing denken. Sie schob den Gedanken sofort wieder weg.
    Im Hotel nahmen sie noch einen »Absacker« an der Bar ein. Matilda hatte bis dahin nur ein alkoholisches Getränk bestellt, ein Guinness, das ihr von Greg empfohlen worden war. Es hatte

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