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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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wachsen lassen?«, begann er.
    »Absolut.« Ottakring strich sich mit zwei Fingern über seinen
Oberlippenbart.
    Die zwei anderen warfen sich einen Blick zu.
    Aha, jetzt kommt’s, dachte Ottakring. Was auch immer.
    »Also …«, begann der Präsident. Die graugrüne Uniform stand ihm
gut. Er hatte ein eckiges Gesicht, einen Linksscheitel und trug eine
metallumrandete Halbbrille.
    Polizeidirektor Schuster putzte an seinen Schulterklappen herum.
Seine dunklen Züge wirkten wie gemeißelt, und in seinem Ausdruck lag die
Warnung, dass mit ihm nicht zu spaßen sei. Ottakring wusste: Obwohl er sich
meist oberflächlich von seiner besten Seite zeigte, durfte man ihn nicht
unterschätzen.
    »… wir haben ein Problem.«
    Die Polizei hat ein Problem? Gab’s so etwas? Darauf wäre er nie
gekommen.
    »Scholls Tod kam plötzlich.« Pietätvoll schlug der Präsident die
Augen nieder. In gepflegtem Münchnerisch fuhr er fort. »Lässt sich einfach auf
seinem Motorrad umnieten. Na ja, angenehmer als ein Herzinfarkt im Dienst.
Geplant war, ihn in etwa drei, vier Jahren nach München zu holen. Seinen
Nachfolger hatten wir auch schon ausgeguckt. Aber der ist momentan
unabkömmlich. Der wird noch für einige Zeit auf seiner jetzigen Dienststelle
gebraucht.«
    »Und Specht, Scholls Stellvertreter …«, fügte Schuster, der
Rosenheimer, mit klangvoller Stimme ein.
    »… ist noch nicht so weit«, ergänzte der Münchener. Seine
Brillengläser funkelten zuerst zu Schuster hin, dann zu Ottakring.
»Deswegen …«
    Der Mann hätte gar nicht weiterzureden brauchen. Ottakring war
sofort im Bild. Nein, auf keinen Fall würde er das machen. War er nicht aus
gutem Grund wegen seiner Probleme mit dem Kreuz frühpensioniert worden? Waren
diese Probleme etwa verschwunden? Ohne es zu merken, griff er sich an den Rücken.
Und überhaupt. Sein Hund, seine Freiheit, Lola, seine neue Wohnung – das
war seine neue Welt. Er erwischte sich dabei, dass er unruhig mit dem Fuß auf
den Boden tappte. Er zwang sich, stillzusitzen.
    »›Ihr Hund, Ihre Freiheit, Ihre Partnerin‹ werden Sie entgegnen
wollen.«
    Als könnte er Gedanken lesen. Glatte Eins in Treffsicherheit.
    »Wir möchten Ihnen dennoch ein Angebot machen. Wir hätten gern, dass
Sie kommissarisch die Leitung des Rosenheimer Kommissariats 1 übernehmen. Bis
der geplante Nachfolger zur Verfügung steht. Sie leben jetzt ja quasi vor der
Haustür.« Er musterte Ottakring über den Brillenrand hinweg. »Natürlich wäre
das ein außerordentlicher Schritt. Doch …«, er nickte dem Rosenheimer zu,
»… der Kollege Schuster ist einverstanden. Und auch die Politik macht mit.
Ich habe mit dem Staatssekretär gesprochen. ›Ungewöhnliche Situationen
erfordern ausgefallene Maßnahmen‹, hat er gesagt. In Anbetracht der Bedeutung
dieser Position und angesichts Ihrer Fähigkeiten, Herr Ottakring …« Das
Lächeln auf dem Gesicht des Präsidenten war verschwunden. In seiner Stimme lag
plötzlich ein bedrohlicher Beiklang. Er sah Ottakring aus zusammengekniffenen
Augen an.
    Ottakring lehnte sich zurück. Die können gar nichts von mir wollen,
war sein erster Gedanke. Ich bin pensioniert und damit basta. Doch seine
Lässigkeit währte nicht lange. Es wäre eine Herausforderung wie für ihn
gemacht. Am liebsten hätte er seine Haftschalen herausgenommen und geputzt. Er
musste Zeit gewinnen. Denn natürlich sah er auch gewisse Probleme auf sich
zukommen. Er verbarg seine Nervosität und widerstand der Versuchung,
aufzustehen und auf und ab zu gehen. Vor zehn Tagen hatten in seiner
Jackentasche noch Zigaretten gesteckt. Aufpassen, dass ich nicht zittre, dachte
er. Es kam ihm grad recht, dass sich plötzlich Stille herabsenkte, als ob der
ganze Saal auf seine Antwort wartete.
    Da sah er sie wieder, die junge Frau vom Friedhof im weißen Anorak.
Drüben im Seitentrakt unter den korinthischen Säulen schritt sie auf
hochhackigen Stiefeln von Tisch zu Tisch und bot mit einem bezaubernden Lächeln
rote Rosen an. Ottakrings Blick blieb wieder an ihren feingliedrigen Händen
hängen. Neben dem Gesicht, das war seine feste Ansicht, waren es vor allem die
Hände, die einer menschlichen Gestalt ein Wesen verleihen. Er stutzte. Woher
kannte er diese Frau? Vorhin schon auf dem Friedhof war ihm ihr Gesicht
vertraut vorgekommen.
    Der Präsident war seinem Blick gefolgt, in der Rechten eine
Espressotasse. »Ich wusste gar nicht, dass Sie auf schöne Frauen stehen«, sagte
er und hob eine Augenbraue.
    »Was

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