Rosenmörder (German Edition)
und
Zehnerl vor ihm wie in einer Spielbank.
So, sagt sie.
Was? So? Ich hab Sie was gefragt.
Hä?
Sind Sie blöd? Quietscht das Bett, hab ich Sie gefragt.
Du bist aber net vo da. Scho glei net vo Aschbach. Nie im Leben bist
du a Aschbacher Gebirgsschütz. Net mit dene Stiefel.
Er mustert sie von oben bis unten, als läse er einen
Computerausdruck. Was geht dich das an? Er schiebt die Münzen ein und senkt den
Blick in den üppigen Ausschnitt. Gibt’s auch einen Wirt?, fragt er.
Hä?
Kosmos erhebt sich langsam, ohne den Blick von ihrem Dekolleté zu
nehmen. Hast du einen Mann im Haus? Und ob’s Bett quietscht, hab ich gefragt.
Ein breites Grinsen fliegt über ihr Gesicht. A so. I hoaß Annemirl. Und i
bin alloa.
Er nimmt den Zimmerschlüssel entgegen, den sie ihm reicht, und geht
die Holztreppe nach oben, die Hand am Geländer. Sie löscht das Licht in der
Wirtsstube, schließt die Wirtshaustür ab und folgt ihm.
Er fackelt nicht lange. Das Bett quietscht heftig.
Bist du a Russ?, ist Annemirls letzte Frage, bevor sie stirbt.
Mit der Stiefelspitze tritt er die Zigarette aus, die ihr aus der
Hand gefallen ist.
»Rosenmörder hat wieder zugeschlagen!«
Die Frau war nicht gerade eine attraktive Leiche. In ihrem
abgeschnittenen Hals steckte eine schwarze Metallrose, aus einen Millimeter
dünnem Schwarzblech gearbeitet, rund gehämmert und schwarz lackiert. Der Hals
war sauber vom Rumpf getrennt worden. Auf den Holzdielen vor den
zusammengerückten Betten fand sich eine zertretene Zigarettenkippe,
wahrscheinlich vom Opfer.
»Gestorben ist die Frau allerdings durch einen mittelstarken
Metalldraht, der sich über zwei Zentimeter in die Fettpolster ihres Halses
eingeschnitten hatte.« Dr. Adamina Tordarroch war ganz in ihrem Element. »Der
Kopf wurde abgetrennt, als sie bereits tot war. Und sie hatte
Geschlechtsverkehr kurz vor ihrem Tod. Ich bin gespannt, was die DNA des Spermas hergeben wird. Ich wette fast, dass
sie identisch ist mit der, die wir an den Textilfasern neben der Engelleiche
gefunden haben.«
»Unglaublich. Er hat sie gevögelt und dann umgebracht. Wieder mit
dieser verdammten Garrotte«, sagte Bruni. »Der besitzt eine Vorliebe für
Rubensfiguren.«
»Wer sagt denn, dass sie freiwillig mitgemacht hat?«, gab Ottakring
zu bedenken. »Wenn ihr der Mörder fremd war, spricht mehr für eine
Vergewaltigung.«
Die ungenierte Brutalität, mit der der Täter vorgegangen war, gab
allen zu denken. Er hatte sich nicht einmal bemüht, Spuren zu verwischen. Was
führte er als Nächstes im Schilde?
SIEBZEHN
Sie hatten sich, vorbei an ungeduschten, unrasierten
Beamten, ins K1
im dritten Stock des Präsidiums geschlängelt. Selbst hier im engen,
fensterlosen Flur herrschte noch ein hektisches Gedränge. Rechts und links
gingen dunkel lackierte Türen ab. Ein Verhörraum, eine Haftzelle. Dann
versammelten sie sich in Ottakrings Dienstzimmer. Bruni ließ zwei Kollegen vorangehen,
gab galant auch der Forensikerin den Vortritt und schloss die Tür.
Ottakring legte die Hände ausgestreckt auf die Knie. Obwohl er müde
war, hatten seine Augen einen Glanz wie harte Diamanten. Drei brutale, nie da
gewesene Morde innerhalb von zehn Tagen. Mit welcher Macht hatten sie es hier
zu tun?
Der Täter, der Engel und die Wirtin auf dem Gewissen hatte, war ein
Mann. Sie hatten seine DNA , doch sie war nirgendwo
gespeichert. Der Vergleich fehlte also. Der Verbrecher hatte seine Opfer mit
einem Draht erwürgt und hantierte mit einem speziell geschliffenen Gerät, einem
Skalpell wahrscheinlich, vielleicht einem Rasiermesser. Ein
Teppichschneidemesser kam nicht in Frage. Das hätte andere Spuren hinterlassen.
Vermutlich ging auch der tote Fuchs auf sein Konto, dessen Kopf und Rumpf sie
neben dem Parkplatz gefunden hatten.
Ein kleines Heer von Polizisten und Ermittlern kümmerte sich um
jedes Detail. Sie sollten jeden Meter Waldes und jeden Weg untersuchen, der zum
Jochbergkircherl führte. Herausfinden, ob irgendwo ein Fallendraht erworben,
gestohlen, ausgeliehen oder verloren worden war. Am wichtigsten wären Zeugen
gewesen. Menschen, die den Mann gesehen hatten, wie er das Wirtshaus betrat
oder verließ. Spuren eines Wagens, mit dem er vorfuhr.
»Wir gehen ja schon auf breiter Front vor«, sagte Ottakring. »Doch
vor allem müssen wir ergründen, ob es zwischen den beiden Morden eine
Verbindung gibt. Engel, so unsere bisherige Vermutung, wurde vorsätzlich und
gezielt zum Opfer. Aber warum? Und warum dort oben? Und
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