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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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Eigentlich wollte er längst unterwegs sein. Er langte ins Auto und löste
vorsichtig die Verriegelung der Kühlerhaube. Dann ging er nach vorn, drückte
den Riegel weg, schob die Haube nach oben und klinkte die Verriegelung ein.
    Sie hatten nicht einmal versucht, die Bombe zu verstecken. Es war
eine Sprengladung, in Aluminiumfolie gewickelt und mit einem dünnen Kabel
angeschlossen an die Zündung. Eineinhalb mal vier Zentimeter groß. Nichts drum
herum. Keine falsche Bombe zur Ablenkung, kein Infrarot, kein Bewegungsmelder.
Da war nur dieses mickrige tödliche Päckchen, das auf eine winzige Bewegung im
Zündmechanismus des alten Porsche wartete und den oder die Insassen in blutige
Fleischfetzen und rote Spritzer verwandeln wollte.
    »Sterben wie Herr Huber«, entfuhr es ihm. War das ihre Absicht? »Ich
werd euch kriegen, ihr elenden Schweine!« Er warf einen grimmigen Blick um
sich.
    »Soll ich das Spezialkommando rufen?« Ein Uniformierter hatte ihm
klammheimlich über die Schulter geblickt.
    Ottakring winkte ab und schüttelte unmerklich den Kopf. Er löste den
Kontakt zur Zündung und nahm das Folienpäckchen an sich.
    »So«, sagte er nur. Und schnaufte einmal durch.
    »Was hätte das Ding gemacht?«
    »Keinen großen Schaden, Mann. Ein paar Autos. Ein kleines Loch im
Beton. Von uns beiden wäre nicht allzu viel Asche übrig geblieben.« Er grinste
ihn an. »Obendrauf noch ein bisschen Dekoration. Viele, viele Blutspritzer.«
    In Wirklichkeit fühlte er sich einem Herzinfarkt nahe.
    Lola Ottakring war in der Unglücksnacht in ihrem eigenen
Schlafzimmer zu Bett gebracht worden. Eine Wache hielt sich vorläufig im Wohnzimmer
auf. Kurz nachdem ihr Mann irgendwann spätnachts nach Hause gekommen war,
schlüpfte er zu ihr unter die Decke. Sie war unter großen Strapazen wach
geblieben und hatte im Negligé auf ihn gewartet.
    »Ich brauche dich«, flüsterte er.
    Sie mussten sich nicht überwinden. Sie verbrachten ihre kurze
Hochzeitsnacht nicht so tugendsam, wie es der ernste Anlass geboten hätte. Wie
ausgedörrt fühlten sie sich beide. Lola klammerte sich an den Mann über ihr, er
fühlte, wie ihre Lust mehr und mehr zunahm, und das steigerte seine eigene
Erregung ins Unermessliche. Gerade als er den Höhepunkt erreichte, öffnete Lola
die Augen und geriet in einen wilden Rausch. Ihr Mund war weit geöffnet, ihr
Gesicht verzerrt, und wie um den Schock des vergangenen Tages zu verjagen, schrie
sie ihre Ekstase laut hinaus.

SECHZEHN
    Auf dem Weg zum Grattenschlösschen überquert er die
Tiroler Ache südlich von Aschbach. Zunächst fährt er zurück nach Westen, einer
langen roten Dämmerung entgegen. Ein Bussardpärchen fliegt mit dünnem Schrei
auf, als er die kurvige Straße nimmt, die über den Berg über die Landesgrenze
nach Tirol führt. Vor einem kleinen Landwirtshaus hält er an. Er setzt sich an
den Tisch, der dem Ausgang am nächsten steht. Um diese Zeit ist er der einzige
Gast. Er trägt teure, kastanienbraune Stiefel von Aigner. Darüber die Montur
der Aschbacher Gebirgsschützen.
    Die Frau, die an den Tisch kommt, hat den Umfang eines
hundertjährigen Bergahorns und trägt ein recht weltoffenes Dirndl.
    Sie sind die Wirtin, stellt er fest.
    Ja. Scho, sagt sie, beugt sich vor und legt die Speisekarte vor ihn
hin.
    Kosmos lehnt sich zurück. Würden Sie bitte Ihre Titten aus meinem
Gesicht nehmen?, sagt er.
    Die Frau durchfährt ein Ruck. Als durchleide sie gerade einen
Hexenschuss oder sei von einer Kugel getroffen worden. Hä?, sagt sie
verständnislos.
    Ein Bier, sagt Kosmos. A Halbe.
    Und? Nix zum Essen?
    Ein Lachsbrot.
    Nach einer Weile kommt die Wirtin mit dem Lachsbrot angeschlurft.
Zwei halbe Brote, um den Laib geschnitten, dünn mit Butter bestrichen, belegt
mit einem halben Zentimeter Lachsersatz und reichlich Zwiebelringen. Daneben
ein halbes Ei, senkrecht durchtrennt, und Gürkerl.
    Mahlzeit, sagt sie.
    In großen Bissen schlingt er das Brot hinunter. Dann ruft er die
Wirtin heran. Zahlen!
    Sie zückt einen Block und addiert umständlich. Macht acht Euro
fünfundsechzig.
    Mit oder ohne Steuer?
    Mit.
    Acht Euro achtzig. Haben Sie auch Zimmer?
    Ja. Zwei. Ein Doppel, ein Einzel.
    Das Doppel. Ist es ein französisches Bett?
    Sie schaut ihn verständnislos an.
    Ein breites Bett. Ist’s ein breites Bett? Oder sind’s zwei
Einzelbetten?
    Sie nickt heftig. Mir können die Betten auch zsammstellen.
    Quietscht das Bett?
    Die Wirtin nimmt den Zehn-Euro-Schein und stapelt die Fünferl

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