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Rosenmörder (German Edition)

Rosenmörder (German Edition)

Titel: Rosenmörder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannsdieter Loy
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rum und hat aufgepasst. Der sah so aus.«
    »Wie aus?«
    »Na ja. Usbeke. Kasache. Ukrainer. So halt. Mittelgroß, runder Kopf.
Er hat einen Smoking angehabt und einen Knopf im Ohr. Bodyguard.
Sicherheitsdienst. Etwas in der Art. Die Frau Ferres hat sich kurz mit ihm
unterhalten. Das fiel mir auf.«
    Die Ferres. Aha. Eva M. notierte sich den Namen. Dann fuhr sie
mit dem Finger die Namensliste auf dem Bildschirm ab. Als sie unten ankam, sah
sie Frau Winslet an.
    Die schüttelte den Kopf. »Nicht auf der Liste.«
    »Wie alt war der? Kosmos?«
    »Schwer zu schätzen. Sechsunddreißig? Dreiundvierzig?«
    Konnte sie der Frau glauben? Was war der Grund für den plötzlichen
Umschwung? In ihrer jungen Karriere hatte sie schon mehrfach erlebt, dass
Menschen, besonders Frauen, die sie verhörte, Dinge erfanden, einfach um in
Ruhe gelassen zu werden.
    »Die Gubkinowa war schon öfters hier. Aber diesen Mann hab ich noch
nie vorher gesehen. Finden Sie ihn«, sagte Winslet. »Der machte einen richtig
unheimlichen Eindruck. Ein Mensch, dem man nicht nachts allein im Wald begegnen
möchte, wissen S’ scho?« Sie griff sich ans Auge, als sei ihr etwas
hineingeflogen. »Ihnen übrigens auch nicht.«
    Es dauerte lange, bis Eva M. einschlafen konnte.
    Eineinhalb Stunden nachdem sie eingeschlafen war, wurde sie wieder
wach, knipste das Licht an und setzte sich im Bett auf. Ein Einzeltäter, schoss
es ihr durch den Kopf. Alle Taten rochen nach einem Einzeltäter. Wenn sie ein
Foto dieses Mannes hätte und es Chili zeigen könnte …

Teil 2
Kosmos

EINS
    Wildheit wie bei der Paarung zweier Tiere. Zwei kuriose
Geschöpfe, halb stehend, halb sitzend, Gliedmaßen artistisch verschränkt,
milchweißes und erdbraunes Fleisch, zurückgeworfene Köpfe, vibrierende Muskeln,
krampfartig entstellte Gesichter. Kosmos kann nicht aufhören, in Stößen zu
zucken, die Gliedmaßen, die ihn umklammern, sind Nadeschdas Beine. Ihr
stoßweiser Atem durch den weit aufgerissenen Mund spiegelt die Anstrengung
höchster Lust.
    In wenigen Minuten ist alles vorbei.
    Nadeschda.
    Kosmos, dieses Bild vor Augen, gießt sich einen Wodka ein, von dem
er immer eine Flasche im Gefrierfach kalt hält. Alle Russen trinken Wodka zu
jeder Zeit bei jeder Temperatur unterhalb des Siedepunkts. Wodka und eine Dose
Bier hinterher – diesem Vorurteil entspricht er, seitdem er im Westen
lebt.
    Mit Nadeschda hatte er schon geschlafen, bevor sie ihren Mann
kennenlernte. Warum sie gerade ihn heiratete, hat er nie völlig begriffen.
Wahrscheinlich, weil sie den richtigen Riecher für Geld und Macht hatte. Moskau
war unglaublich reich.
    »Hast du ihm von uns erzählt?«
    »Nein, ich habe ihm nichts von uns erzählt. Felix fürchtet hinter
jedem Baum einen Dieb, wenn’s um mich geht. Er ist schrecklich eifersüchtig.«
    »Bewunderung in Kriegsbemalung.«
    Voneinander lassen konnten sie nicht. Beide waren sich des Risikos
bewusst. Sie trafen sich nur, wenn sie es nicht mehr aushielten.
    Es war 1999
gewesen. Damals, als er als Fallschirmjägerhauptmann im Kosovo war und Priština einnahm. Er war als
Held zurückgekommen, die Frauen lagen ihm zu Füßen, so auch Nadeschda. Sie
hatten eine kurze, gierige Affäre, bis es Kosmos in die USA zog, um in Brighton Beach für Wjatscheslaw Ivankow die Konkurrenz der
rivalisierenden Tschetschenen auszuschalten. Zunächst empfanden die
Platzhirsche wenig Respekt vor dem Hinterwäldler aus einem russischen Nest
östlich von Moskau. Doch mit ein bisschen Glück und aufgeklapptem Rasiermesser
verschaffte er sich Achtung. In wenigen Wochen wuchs Kosmos in eine der
brutalsten Gruppen innerhalb der Solntsevskaya Bratva hinein, der Bruderschaft
der Schwerstkriminellen, benannt nach einem Distrikt im Westen Moskaus.
Zusammen mit den damals gefährlichsten Verbrechern der Welt gelang es ihm
sogar, die italienisch-amerikanische Mafia aus dem Revier zu vertreiben.
    Zwischendurch gab Kosmos ein Gastspiel in Moskau. Ivankow, sein
Boss, hatte sich in den Kopf gesetzt, das Radisson-Slavenskaya Hotel zu
übernehmen, und Art Gillespie, der Inhaber, leistete Widerstand. Gillespie war
amerikanischer Geschäftsmann und stand auf der Soldliste der Tschetschenen. An
einem hässlichen Novembertag wurde er in einer Moskauer U-Bahn-Station
umgebracht. Dreizehn Schüsse in Kopf und Genick konnte nicht einmal ein
Dickkopf wie er lebend überstehen. Gillespie war umringt von sieben seiner
Bodyguards, als Kosmos ihn erledigte. Sie spähten währenddessen nach der Uhr
und

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