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Rosenmunds Tod

Rosenmunds Tod

Titel: Rosenmunds Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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verletzt im Haus.«
    Hofmann gönnte seiner Kollegin einen bösen Blick. Dann atmete er tief durch, klammerte sich am oberen Rand der Palisade fest und zog sich hoch.
    Es ging. Vorsichtig balancierend trippelte der Beamte langsam auf dem stabilen Terrassendach näher an das Fenster heran. Als er es erreicht hatte, stieß er mit der Handfläche vor die Milchglasscheibe. Quietschend schwang das Fenster nach innen.
    »Wir gehen schon mal zurück nach vorne«, rief Katharina. »Oder brauchst du noch Hilfe?«
    Hofmann grunzte etwas Unverständliches und schwang sich durch die kleine Öffnung. Gleich darauf war ein Poltern und Klirren zu hören.
    »Was ist?«, rief Annika besorgt.
    Der Fassadenkletterer steckte seinen roten Kopf aus der Luke. »Nix passiert. Eine Abstellkammer, ist ein bisschen was zu Bruch gegangen.«
    »Trampel«, kommentierte Katharina. »Komm, wir gehen wieder zum Eingang.«
    Die beiden Frauen warteten ungeduldig vor der Haustür, bis Hofmann endlich öffnete. Sein Gesichtsausdruck sagte ihnen, dass der Freiburger Jugendliche wohl nicht gelogen hatte.
    »Sieht schlimm aus«, sagte Hofmann.
    Wortlos folgten ihm die Beamtinnen in die Diele. Im Wohnzimmer sahen sie als Erstes die lang gezogene Blutspur an der Wand. Den toten Körper konnten sie erst erkennen, nachdem sie über die elegante Sitzgarnitur hinwegblicken konnten.
    »Armes Ding«, murmelte Schäfer.
    Katharina zückte mechanisch ihr Handy und informierte die Kollegen im Präsidium.
    »Am besten warten wir draußen«, schlug Hofmann vor. »Bis die Spurensicherung hier ist.«
    »Einverstanden«, antwortete Katharina tonlos und schob Annika vor sich her. »Außerdem könnte ich gut eine Zigarette vertragen.«
    »Hast du die Türklinke mit bloßen Händen angefasst?«, fragte Schäfer, als sich die beiden Kollegen vom KK 11 mit ihren brennenden Zigaretten neben dem Vectra postiert hatten.
    »Annika, ich bin doch nicht blöd. Selbstverständlich mit dem Ellbogen.«
    Katharina nahm einen tiefen Zug. »Was meinst du, war dieses offene Fenster in dem Abstellraum der Fluchtweg?«
    Hofmann schüttelte den Kopf. »Kann ich mir nicht vorstellen. Da steht so viel Gerümpel rum, dass der Mörder erst mal gründlich hätte aufräumen müssen. Direkt vor dem Fenster waren etliche leere Wasserkästen gestapelt, einen hab ich ja selbst runtergetreten.«
    »Wetten, dass wir wieder die Ochsentour durch die Nachbarschaft übernehmen dürfen?«, seufzte Katharina.
    »Wenn ich mir überlege, dass jemand den Mord live über das Internet miterlebt hat, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken«, meinte Hofmann. »So was hatten wir noch nie.«
    »Gibt immer etwas Neues. Und du sagst, das Mädchen sei sexuell missbraucht worden?«
    »Ja«, bestätigte Schäfer. »Ich gehe jede Wette ein, der Mord hat damit etwas zu tun.«
    »Ist anzunehmen. Aber der Kerl, bei dem die Videos und Fotos gefunden wurden, sitzt schon?«
    »Ein besseres Alibi kann man gar nicht haben«, nickte Annika. »Allerdings wissen wir bis jetzt ja noch nicht mal hundertprozentig, ob der auch einer der Kinder schänder ist. Auf den Bildern sind mehrere Männer zu sehen, die sich an den Kindern vergangen haben.«
    Hofmann schüttelte angewidert den Kopf und streckte seine Beine aus. »War das Mädchen alleiniges Opfer? Oder gibt es da noch mehr?«
    »Es sind mehrere. Warum fragst du?«
    »Na ja, ihr verhaftet einen potenziellen Kinderficker, der, wenn ich das richtig verstanden habe, alles abstreitet und ohne seinen Anwalt noch nicht mal die Uhrzeit verrät. Könnte doch sein, dass jemand eine unliebsame Zeugin kaltstellen wollte.«

20
    Olaf Belda drückte sich in den Ledersitz seiner Limousine und spähte durch den schmalen Schlitz zwischen oberer Lenkradkrümmung und Armaturenbrett auf die Straße. Obwohl er direkt neben einem großen Holzstoß geparkt hatte und sein Wagen so gut wie nicht zu sehen war, zuckte er jedes Mal, wenn ein Geräusch zu hören war, zusammen. Dass dieser von Illing aber auch nie pünktlich sein konnte.
    Aus dem Rückspiegel starrten ihn zwei müde Augen an. In den letzten Nächten hatte er kaum Ruhe gefunden, sondern sich schlaflos hin und her gewälzt. Seine Frau hatte ihn mehrfach verärgert angestoßen und sich die Störungen ihres Nachtschlafs energisch verbeten. Belda hatte versucht sich zusammenzureißen und sich zehn Minuten nicht gerührt, um sich dann wieder ruhelos umzudrehen.
    Dieser verdammte Swoboda! All die Jahre, in denen sie nichts unversucht gelassen

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