Rosenmunds Tod
Sie setzte mehrere Male zum Sprechen an, brach aber jedes Mal ab. Erst beim sechsten Versuch klappte es.
»Nein«, schluchzte sie. »Wer macht denn so etwas?«
»Einer der mutmaßlichen Täter wurde bereits verhaftet, bei ihm haben wir auch das Beweismaterial gefunden. Hat Svenja jemals den Namen Swoboda erwähnt? Hans Georg Swoboda?«
Düdder schüttelte langsam den Kopf. »Nie.«
»Auch nicht irgendwelche anderen Namen, mit denen Sie nichts anfangen konnten?«
»Nein. Svenja war doch so still. hat alles sofort getan, worum ich sie gebeten habe. Sie hätte mir doch alles erzählt.«
»Frau Düdder, ein Irrtum ist ausgeschlossen. Und die Vermutung liegt nahe, dass Svenja wegen dieser Geschichte getötet wurde.«
Die fassungslose Mutter kramte ein Tempotaschentuch aus ihrer Jeans und trompetete lautstark hinein. »Aber doch nicht Svenja«, murmelte sie mehr zu sich und weinte noch heftiger.
Die Beamten ließen ihr ein paar Minuten Zeit. Als der Tränenstrom etwas nachließ, fasste Wielert nach. »Haben Sie keine Veränderungen an Svenja wahrgenommen? Manchmal sind es nur Kleinigkeiten.«
»Da war nichts«, beharrte Düdder.
»Wie viel Taschengeld haben Sie Ihr im Monat gezahlt?«
»Fünfzig Euro. Was hat das denn damit zu tun?«
»Eine Kollegin hat in Svenjas Zimmer einen hohen Geldbetrag gefunden, circa tausend Euro. Erhielt Sie von Ihrem Vater noch Geld? Oder von den Großeltern?«
»Nein«, erklärte Düdder.
»Außerdem, die Kleidung, die sie in ihrem Schrank hat, ist ausnahmslos Markenware, ebenfalls ein paar Tausender wert. Ist Ihnen das nicht aufgefallen, zum Beispiel beim Waschen?«
»Daheim lief sie doch meistens in bequemen Sachen herum, außerdem hat Svenja fast den ganzen Haushalt erledigt, sie hat nicht nur ihr Zimmer selbst in Ordnung gehalten.«
»Also haben Sie ihr die Sachen nicht gekauft?«
»Nein. So viel verdiene ich doch gar nicht. Wir kommen nur über die Runden, weil mein Mann uns damals das Haus überlassen hat und wir keine Miete zahlen müssen.«
»Dann wissen Sie auch nichts von der Reizwäsche in Svenjas Kommode?«
»Wa.?«
»Seidenunterwäsche«, nickte Wielert, »knappe Bodys, sogar Strapse.«
Gerade als die Dämme in Düdders Augen wieder brachen, klingelte Wielerts Handy. Verärgert pflückte er das Telefon aus der Tasche, rappelte sich aus der Couch hoch und verzog sich in eine Ecke.
»Kommen Sie allein zurecht?«, fragte Gassel besorgt. »Oder sollen wir jemanden benachrichtigen?«
»Nicht nötig«, schluchzte die Frau undeutlich. »Meine Mutter kommt heute Abend.«
»Wo waren Sie eigentlich letzte Woche? Wir haben verzweifelt versucht, Sie ausfindig zu machen.«
»Ich. ich hatte jemanden kennen gelernt, einen sehr netten Mann. Wir wollten doch nur mal ein paar Tage für uns alleine haben, damit. O Gott, wäre ich doch bloß hier geblieben.
Dann wäre das alles nicht passiert …« Weiter kam sie nicht, ihre Stimme wurde immer brüchiger.
Wielert kam zurück und warf Gassel einen viel sagenden Blick zu. »Wir müssen jetzt los, Frau Düdder. Vielen Dank für Ihre Hilfe, aber wahrscheinlich werden wir Sie noch einmal belästigen müssen.«
Gassel wuchtete sich nun ebenfalls hoch, legte der Frau noch einmal mitfühlend die Hand auf die Schulter und folgte seinem Kollegen nach draußen.
»Anscheinend kümmert sich heute niemand mehr um seine Kinder«, murmelte er betreten. »Ihre Tochter war der reinste Engel und sie kriegt es nicht mit, wenn der Engel langsam vor die Hunde geht.«
»Darüber können wir uns später echauffieren«, erwiderte Wielert. »Heute Morgen wurde eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Es geht um ein dreizehnjähriges Mädchen, das seit gestern Abend nicht nach Hause gekommen ist.«
»Hat das etwas mit unserem Mord zu tun?«
»Ich befürchte, ja. Die Vermisste war, nach Angaben der Eltern, schon mal in stationärer psychiatrischer Behandlung, sie machen sich Sorgen, dass sie sich etwas angetan haben könnte. Aber jetzt kommt der Hammer: Sie heißt Mara.«
»Die, die sich mit Svenja das Zimmer teilte? In der Psychiatrie?«
»Genau die«, nickte Wielert. »Und es kommt noch dicker. Die Kollegen haben sofort die Verbindung zu unserem Fall hergestellt und es nachgeprüft – Mara ist ebenfalls auf Swobodas Fotos zu sehen.«
28
»Meine Güte, ist das genial«, staunte Hofmann ergriffen und klebte mit dem Gesicht an einer der unzähligen Panoramascheiben. »Hast du schon mal so einen Ausblick vor deinen Augen gehabt?«
Katharina nuckelte
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