Rosenmunds Tod
Freundinnen, Freunden, Bekannten?«
»Nein.«
»Nicht einmal?«
»Wirklich nicht.«
»Hat sie denn etwas aus ihrem Leben erzählt, vielleicht etwas, was sie bedrückt hat?«
»Meinen Sie etwas Bestimmtes?«, druckste Basti herum.
»Leider müssen wir davon ausgehen, dass Svenja gezielt ermordet wurde und nicht etwa durch einen in Panik geratenen Einbrecher«, erklärte Hofmann.
»Nee, die klingeln ja auch nicht«, bemerkte Basti.
»Was war das?«
»Der Typ hat geklingelt«, wiederholte Basti. »Hat Svenja doch selbst gesagt, ich meine, getippt.«
»Davon stand aber nichts in dem Bericht, den wir bekommen haben.«
»Ihr Kollege hat mich ja auch nicht danach gefragt.«
»Hat er sonst noch etwas vergessen zu fragen?«
Basti überlegte. »Nee, was ich sonst weiß, hab ich gesagt.«
»Svenja ist sexuell missbraucht worden, wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum«, fuhr Katharina fort. »Habt ihr euch mal über dieses Thema unterhalten?«
Basti setzte zu einer Antwort an, wurde aber von der Kellnerin unterbrochen, die ihnen die Getränke brachte. Basti nahm einen großen Schluck von seinem Spezi und verzog die Augenbrauen. »Direkt gesagt nicht. Aber es war mir klar, dass da was gelaufen ist.«
»Und warum?«
»Ich hab ihr Tagebuch gefunden«, sagte der dickliche Jugendliche fast unhörbar. »Hatte sie auf der Festplatte gespeichert.«
»Jetzt mal langsam«, staunte Hofmann. »Ihr Tagebuch?«
»Mhm. Da steht doch alles drin. Haben Sie das etwa noch nicht gesehen?«
»Die Festplatte von Svenjas Computer war vollständig gelöscht«, erläuterte der Stoppelhaarige. »Von diesem Tagebuch wussten wir beziehungsweise die Kollegen hier in Freiburg nichts.«
»Ich hatte doch keine Ahnung, dass das wichtig ist«, verteidigte sich Basti. »Als ich das erste Mal zu den Bullen gegangen bin, hatte ich ja keine Gewissheit, ob Svenja wirklich tot ist, deshalb hab ich nichts gesagt. Außerdem wollte ich keine Schwierigkeiten kriegen.«
»Wenn Sie nicht langsam alles erzählen, was Sie wissen, kann es tatsächlich sein, dass Sie Schwierigkeiten bekommen«, blaffte Hofmann. »Zurückhaltung von Beweismaterial ist strafbar.«
»Aber ich erzähle Ihnen doch alles«, jammerte Basti eingeschüchtert. »Deswegen hab ich das Tagebuch doch auch mitgebracht, nicht dass es irgendwann heißt, ich hätte es unterschlagen wollen.«
»Wo ist es?«
»Na hier«, meinte Basti und zog die schmuddelige Leinentasche hoch.
Katharina griff sofort nach der Tasche und spähte hinein. »Das sind ja alles lose Blätter.«
»Klar, was meinen Sie denn? Ich kann doch kein gebundenes Buch durch die Leitung saugen.«
»Hat Svenja Ihnen ihre Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt?«
Basti klammerte sich an sein Halbliterglas und sah ängstlich zur Seite. »Nein«, stammelte er. »Ich hab mir das so besorgt.«
»Wie besorgt?«
»Sie haben keine Ahnung von Computern, oder?«
»Ehrlich gesagt, nein«, gestand Hofmann.
»Ist doch alles eine kleine Sache. Wenn Sie ins Internet gehen und nicht aufpassen, ist Ihre Kiste bald für jeden ein offenes Geheimnis. Da wimmelt es doch nur so von Viren und Trojanern. Lassen Sie mal Svenjas Festplatte untersuchen, so unbedarft, wie die war, hat die sich bestimmt etliches eingefangen.«
»Hätten wir gerne gemacht«, erklärte Katharina. »Aber wie mein Kollege gerade schon bemerkte, nach dem Mord ist alles, was auf der Platte war, gelöscht worden, selbst unsere Spezialisten haben bisher nichts rekonstruieren können.«
»Haben Sie ihr einen Virus angehängt?«, fragte Hofmann.
»Ja, aber nur einen ganz harmlosen«, gab Basti zu. »Hat nichts kaputtgemacht, aber ich hatte dadurch Zugriff auf ihre Programme und Dateien. Und so hab ich auch das Tagebuch gefunden.«
»Das ist wirklich alles?«, fragte Katharina, nachdem sie die knapp dreißig Seiten durchgeblättert hatte.
»Ehrenwort, da fehlt nichts. Hab ich heute Morgen noch schnell ausgedruckt.«
»Und darin schildert Svenja, wie sie missbraucht wurde?«
Basti nickte. »Natürlich nicht in allen Einzelheiten. Aber sie nennt einige Namen der Männer, mit denen sie zusammen war.«
Hofmann riss die Augen auf. »Namen?«
»Ja. Sie sprach ständig von einem Swoboda, den muss sie wohl am häufigsten gesehen haben. Aber sie nennt auch andere. Lesen Sie doch selbst.«
»Bingo«, meinte Katharina und griff zum Handy.
29
»Donnerwetter, der Typ scheint ganz schön was auf dem Kasten zu haben«, staunte Annika Schäfer und studierte die Palette
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