Rosenmunds Tod
nichts damit zu tun haben?«
Belda sank noch mehr in sich zusammen und verkrampfte seine Finger ineinander. »Bitte, glauben Sie mir doch, nicht wahr. Ich habe nichts mit diesen Machenschaften zu tun.«
Kemper warf dem Staatsanwalt einen fragenden Blick zu. Nach einem zustimmenden Nicken griff er nach einem neben sich liegenden Ordner, zog einige Blätter Papier hervor und schob sie Belda unter die Nase.
»Und was ist das?«, fragte er scharf.
Belda riskierte einen Blick. Nach wenigen Sekunden wurde seine Gesichtsfarbe noch eine Spur bleicher.
»Ist das Ihre Unterschrift?«, bellte Kemper, als Belda standhaft schwieg.
»Ja«, krächzte der schließlich.
»Aber Sie hatten keine Ahnung, was da gespielt wurde?«
»Ich hatte doch keine andere Wahl«, jammerte Belda. »Swoboda hat mich gezwungen.«
Sturm nickte befriedigt und zog die Blätter zu sich herüber. »Herr Belda, mit dieser Unterschrift veranlassen Sie eine Überweisung in Höhe von über einer Million Mark an einen uns einschlägig bekannten Makler für so genannte nützliche Aufwendungen. Eine Woche später geht das Geld auf einem von Swoboda eingerichteten Konto einer ausländischen Briefkastenfirma ein. Weitere vierzehn Tage später gehen von diesem Konto vier Überweisungen ab, dreimal zweihunderttausend, einmal vierhunderttausend Mark. Eine Tranche landet auf einem Liechtensteiner Nummernkonto, über das nur Sie verfügen können. Behaupten Sie immer noch, Swoboda hätte allein den Überblick gehabt und Sie zu diesen Maßnahmen gezwungen?«
»Ich konnte nicht anders.«
»Das sagten Sie bereits. Und?«
»Woher kam das Geld, das Sie da so großzügig umverteilt haben?«, setzte Weyers nach. »Für welche illegalen Geschäfte sind Sie damit bezahlt worden? Und kommen Sie uns jetzt nicht mit jüdischen Vermächtnissen. Auf die Ausrede fällt doch keiner mehr rein.«
Belda seufzte tief und schlug die Hände vor das Gesicht. »Ich will meinen Anwalt«, murmelte er.
»Gerne«, nickte Sturm. »Wer vertritt Sie?«
Belda nannte den Namen einer in Wirtschaftsfragen nicht unbekannten Kanzlei.
Weiter kam er nicht, denn de Vries stürmte walkürenhaft in das Vernehmungszimmer. Sturm sah erbost auf, aber seine Kollegin trat neben ihn und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Staatsanwalt riss verblüfft die Augen auf und nickte.
»Herr Belda, meine Name ist de Vries«, begann sie ohne weitere Umschweife. »Ich bin leitende Staatsanwältin für den Bereich Gewaltdelikte.«
»Ich will meinen Anwalt«, beharrte Belda.
»Natürlich. Aber vielleicht verraten Sie mir vorher, ob Ihnen der Name Svenja Düdder etwas sagt.«
Beldas Augen flackerten nervös. »Svenja Düdder?«, echote er leise.
»Genau. Kennen Sie eine Person dieses Namens?«
»Ich glaube nicht. Wer ist das?«
»Ein vierzehnjähriges Mädchen. Klingelt es?«
»Nein«, erklärte Belda. »Woher soll ich die kennen? Ich selbst habe keine Kinder.«
»Haben Sie oder Ihre Frau Geschwister, die Kinder haben?«
»Meine Frau hat eine Schwester mit Familie, aber die leben in Bayern.«
»Eigenartig. Dann verstehe ich nicht, warum diese Svenja Sie Onkel Olaf nennt.«
Belda schluckte. »Hat sie das gesagt?«
»Das konnte sie nicht mehr. Sie ist tot.«
»Was?«, brach es aus Belda hervor.
»Um genau zu sein, sie wurde ermordet. Vor wenigen Tagen.«
»Aber. ich.«, stotterte Belda aufgeregt, »… ich hatte doch keine Ahnung.«
»Wovon hatten Sie keine Ahnung? Dass Svenja Sie Onkel nannte? Oder dass sie umgebracht wurde?«
Verzweifelt rang Belda nach Luft, aus seinem Mund purzelten unartikulierte Laute.
»Menschenskind, jetzt reden Sie schon. Hier geht es nicht um vergleichsweise harmlose Wirtschaftsdelikte. Wir reden von Mord.«
»Ich war es nicht«, schluchzte Belda schwer verständlich. »Bitte, Sie müssen mir glauben.«
»Erzählen Sie«, blaffte de Vries und hämmerte ihre Faust auf den Tisch. »Wir wissen, dass Sie sich an dem Mädchen vergangen haben, wir haben Videoaufnahmen, wir haben Fotos, wir haben das Tagebuch des Mädchens. Sie sitzen bis zum Hals im Sumpf. Und wenn Sie nicht kooperieren, bringe ich Sie für den Rest Ihres Lebens hinter schwedische Gardinen.«
»Aber ich habe sie nicht umgebracht, nicht wahr«, kreischte Belda. »Ich wusste noch nicht mal von ihrem Tod. Ich bring doch keine Kinder um.«
»Nein, Sie vergreifen sich nur an ihnen«, spuckte Weyers angeekelt aus.
»Das war doch alles ganz anders«, verteidigte sich Belda. »Svenja hat immer freiwillig mitgemacht.
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