Rosenmunds Tod
keinen Anlass gegeben, das anzuzweifeln.«
Wielerts Handy bimmelte, er zog den Apparat aus der Tasche und ging ein paar Schritte zur Seite, um ungestört telefonieren zu können.
»Mit Beecks Kollegin hast du nicht gesprochen?«, fragte Hofmann.
»Ist zurzeit in Urlaub, die kommt erst Ende der Woche zurück. Noch eins war eigenartig. Normalerweise stellen sich Ärzte doch fürchterlich an, wenn man sie zu Einzelheiten ihrer Patienten fragt, von wegen Schweigepflicht und so. Und Beeck? Nichts dergleichen. Hat uns ungefragt fast die gesamte Krankengeschichte von Svenja Düdder erzählt und uns mit Fachausdrücken bombardiert. Wirkte auf mich fast so, als ob er eine Rede einstudiert hätte.«
»Meinst du, wir sollten dem noch mal ausführlich auf den Zahn fühlen?«
»Könnte nicht schaden.«
»Verdammte Untat«, schrie Wielert und schaltete konsterniert sein Handy aus.
»Hat dich ’ne Biene gestochen?«, fragte Hofmann ahnungsvoll.
»Es gibt eine weitere Leiche.«
»Noch ein Mädchen?«
Wielert schüttelte den Kopf. »Nein, keines der Missbrauchsopfer. Ist eigentlich auch kein Fall für uns, sondern für Freiburg.«
»Nein«, stöhnte Katharina und wurde blass. »Doch. Monka ist tot.«
32
»Na, hat Ihre Anwältin Sie endlich als hoffnungslosen Fall abgetan?«, konnte sich de Vries nicht zurückhalten. »Oder warum sitzen Sie alleine hier?«
Swoboda gönnte der Staatsanwältin einen undeutbaren Blick. Die eine Woche Untersuchungshaft hatte deutliche Spuren hinterlassen. Äußerlich sah der Unternehmer zwar immer noch aus wie aus dem Ei gepellt, aber in seinem Gesicht malten sich die Anstrengungen der letzten Tage ab.
»Frau op den Hövel hat heute einen auswärtigen Verhandlungstermin«, schnarrte er als Antwort. »Außerdem sind Sie ja auch nicht in Bestbesetzung aufgelaufen.«
Wielert und Schäfer nahmen die Beleidigung wortlos hin, de Vries erwischte Swoboda damit jedoch auf dem falschen Fuß.
»Letzten Endes wird sich herausstellen, welche Seite die besseren Akteure hat«, presste sie hervor. »Und im Moment stehen für uns die Verbrechen an den Mädchen im Vordergrund.«
»Verbrechen«, grunzte Swoboda verächtlich.
»Ist das in Ihren Augen etwa nicht so zu bezeichnen?«
»Nein. Aber das verstehen Sie nicht.«
»Versuchen Sie doch, es uns zu erklären«, lockte Wielert. »Wir geben uns auch Mühe. Oder ziehen Sie es wieder vor, die Aussage zu verweigern?«
Swoboda atmete tief durch und richtete sich kerzengerade auf. »Auf Anraten meiner Anwältin bin ich zu einer Zusammenarbeit mit Ihnen bereit.«
»Habe ich das richtig verstanden?«, fragte de Vries ungläubig.
»Habe ich undeutlich gesprochen? Ja, ich sage aus.«
»Erfreuliche Neuigkeit«, nickte Wielert abschätzend. »Woher dieser plötzliche Sinneswandel?«
»Ich habe doch wohl keine andere Wahl mehr, oder? Bisher bin ich davon ausgegangen, dass meine. Freunde in ihrem eigenen Interesse den Mund halten. Dieser Idiot Belda hat doch eh schon alles ausposaunt.«
»Bei weitem nicht alles. Einige Punkte hätten wir schon ganz gerne noch geklärt.«
»Na, dann fragen Sie endlich. Vielleicht schaffen Sie es ja dann auch, den Mörder der Mädchen ausfindig zu machen.«
»Damit wären wir gleich beim Thema. Wissen Sie, wer Svenja und Mara getötet hat?«
»Nein. Wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen sagen, denn ich habe nichts damit zu tun. Aber ich habe keine Ahnung.«
»Vielleicht haben Sie ja eine Vermutung«, sagte Schäfer.
»Sie haben doch bestimmt einen meiner Mitarbeiter in Verdacht. Ich glaube selbst, einer von den dreien war es, aber ich kann nicht sagen, wer.«
»Sollten Sie damit die Herren Belda, Tubis und von Illing meinen, muss ich Sie enttäuschen. Ihre Alibis zum Zeitpunkt von Svenjas Ermordung sind wackelig, aber als Mara verschwand, waren alle drei zur Vernehmung im Polizeipräsidium.«
Swoboda zuckte die Achseln. »Dann weiß ich es auch nicht. Finden Sie das Schwein, bevor er noch mehr Unheil anrichtet.«
»Mir kommen die Tränen«, meinte Wielert. »Immerhin mussten Sie damit rechnen, dass wir die Mädchen anhand der Bilder identifizieren und als Zeugen vernehmen könnten. Als ob Ihnen das Ableben Ihrer Opfer während Ihrer Schweigezeit nicht sehr gelegen gekommen wäre.«
»Ich wusste es doch, Sie verstehen überhaupt nichts«, giftete Swoboda. »Über den Tod der Mädchen bin ich genauso erschüttert wie Sie.«
Der Häftling stand auf, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und wanderte ein paar
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