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Rosenpsychosen

Rosenpsychosen

Titel: Rosenpsychosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna-Maria Prinz
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dabei aber ein Kasparow-Gesicht aufsetzen.
    Marie stieg langsam aus, bewegte sich nach unten gebeugt auf das Tier zu, gab mit spitzen Lippen leise Küsschengeräusche von sich und rieb heuchlerisch lockend Daumen und Zeigefinger aneinander. Die Katze erhob sich und begann in der Gewissheit, wenn schon keinen jungen Vogel, dann wenigstens ein paar Streicheleinheiten in Empfang nehmen zu dürfen, sich um Maries Beine zu schlängeln. Marie packte das dem Irrtum aufgesessene Tier im Nacken und warf es über den Zaun.
    Martin saß in der Küche über drei Büchern und machte sich Notizen.
    »Was ist eigentlich der Singular von Sinti?«, fragte Marie, als sie ihre Tasche fallen ließ.
    »Sinta und Sinto. Na, wie war es denn heute? Erzähl mal. Kommt ihr voran?«
    »Super. Ich bin geheilt.«
    »Wie, geheilt?«
    »Ach, das war doch alles Quatsch. Wir sind übereingekommen,die Therapie zu beenden. Weil ich überhaupt keine brauche. Aber mit den Mädels war es nett heute. Schöne Grüße. Hat dir Hannes erzählt, dass er seit Monaten keinen mehr hochkriegt? Stell dir mal vor, wie schrecklich. Aber ich glaube, Bea findet das ganz angenehm. Nadine hat sich die Brüste machen lassen, allerdings sollen sie nicht schöner geworden sein.«
    Martin sah über seine Brille hinweg und zog die Brauen zusammen, so, wie er es auch tat, wenn Brütti schwor, er habe sich bereits die Zähne geputzt.
    »Wer von euch beiden hat denn als Erste ausgesprochen, dass du geheilt bist? Obwohl du natürlich gar keine Heilung brauchst, denn du hast ja gar nichts, was man heilen müsste.«
    »Jetzt bin ich wieder schuld!«
    »Hab ich nicht gesagt.«
    »Na klar. Du denkst jetzt wieder, ich hätte mir keine Mühe gegeben. So war es aber nicht. Wir haben uns richtig gut verstanden. Und dann sind wir irgendwie beide gleichzeitig darauf gekommen, dass das Ganze nichts bringt.«
    »Aha.«
    »Ich räume jetzt die Gewürze auf, das ist schon lange fällig.«
    »Jetzt? Es ist nach Mitternacht!«
    »Ja, jetzt, wann denn sonst? Das muss doch mal gemacht werden. Wenn der Rosmarin neben den Wacholderbeeren steht, daneben der Kreuzkümmel und daneben Basilikum, dann kann man ja nichts finden. Wozu gibt es denn ein Alphabet! Machst du mir noch einen Pinot Grigio auf?«
    »Hör mal, du musst jetzt weder Wein trinken noch Gewürze sortieren. Es ist nach Mitternacht, geh doch einfach mal schlafen!«
    »Das sagtest du bereits.«
    »Was jetzt?«
    »Ach, egal … Ich muss das jetzt schnell machen, und dann gehe ich ins Bett.«
    »Gut, ich gehe schlafen. Nadine hatte übrigens schon immer olle Titten, schlimmer wird es nicht geworden sein.«
    »Liebst du mich eigentlich immer noch?«
    »Manchmal.«
    »Wann am wenigsten?«
    »Wenn du Gewürze sortierst. Nacht.«
    »Und wann am meisten?«
    »Wenn du nicht da bist, natürlich. Gute Nacht, Puppe.«
    Am Morgen betrat Pasi als Erste die Küche. Marie lag auf dem Fußboden und starrte an die Decke. Neben ihr standen eine leere und eine halb volle Flasche Pinot Grigio, ein Riedel-Burgunderglas und eine leere Kaffeetasse.
    Pasi machte auf dem Absatz kehrt und lief zu Martin ins Schlafzimmer, der gerade zum zweiten Mal dem Weckerpiepen ein Ende setzte. »Mama liegt auf dem Fußboden in der Küche und guckt an die Decke. Sie hört Mozart.«
    »Oje. Requiem?«
    »Glaub, ja.«
    »Okay, ich komme.«
    Martin schlurfte in die Küche, machte die Musik aus, räumte den Fußboden auf und setzte sich neben Marie. »Kann ich etwas für dich tun, dir vielleicht ins Bett helfen?«
    Sie antwortete nicht.
    »Hör mal, Schatz, die Kinder wollen jetzt hier frühstücken. Ich fahre gleich mit ihnen los, aber vorher müssen sie etwas essen. Die Gewürze sind prima sortiert. Du kannst jetzt schlafen. Komm.«
    Marie drehte das Gesicht zu Martins Knien und richtete sich langsam auf.
    »Ich muss noch aufräumen«, sagte sie, ging ins Wohnzimmer und begann, die Bücher aus den Regalen zu nehmen und sie auf Parkett und Tische zu verteilen. Nach einer Dreiviertelstunde kam Martin herein. Marie saß auf dem Sofa und blickte verzweifelt auf das Buch in ihren Händen. »Ich kann das nicht einsortieren.«
    Martin warf einen Blick auf das Buch.
    »Stell es unter Z wie Zweig.«
    »Aber es ist doch eigentlich nichts Belletristisches. Ich hatte es bisher immer bei den Frauenbiografien, obwohl das auch schwierig ist. Stelle ich es nun zu den Österreicherinnen, zu den Französinnen oder zu den Engländerinnen beziehungsweise Schottinnen? Und außerdem gehört es sowieso

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