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Rosenpsychosen

Rosenpsychosen

Titel: Rosenpsychosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna-Maria Prinz
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überlegte, was nun zu tun sei. Am besten wäre es wohl, sich zunächst ein bisschen zu zieren, doch wieder einmal musste sie damit leben, für derlei nicht gemacht zu sein.
    »Ich sag dir was«, sie strich sich die Haare aus der Stirn und hielt sie auf dem Scheitel fest. »Seit Wochen habe ich so eine Fantasie, die immer dann konkret wird, wenn ich uns beide sehe – komischerweise Rosé trinkend auf deiner Terrasse, obwohl ich die ja gar nicht kenne. Und eigentlich trinke ich auch keinen Alkohol.« Sie guckte auf ihre Füße, die bar auf dem Parkett standen, und ließ die Reste der Fleißigen Lieschen hinunterrieseln.
    »Mein Weinkeller steht zu deiner uneingeschränkten Verfügung.«
    »In welchem Hotel wohnst du eigentlich?«
    »Im Hyatt.«
    »Typisch. Ist es gut?«
    »Ausreichend.«
    »Gibt es da Rosé?«
    »Ich wette, ja.«
    »Acht Uhr?«
    »Warte, lass mich überlegen … Doch, da hätte ich noch einen Termin frei.«
    Einfach perfekt, dachte sie, als Olaf gegangen war. Es war Helene beinahe unheimlich, in welch professionelle Sprödigkeit sie ihre Liebesbekundung eingelagert hatte. Jubilierend machte sie sich auf die Suche nach der Wäscheboutique-Tüte, die unangetastet irgendwo in ihrem Schrank herumliegen musste. Ein schrecklicher Gedanke ließ sie zusammenfahren, doch als sie ihr Kleid anhob, stellte sie erleichtert fest, dass die Waxxpickel gewichen waren.

24
    Marie erfährt, dass Adam heute nicht der Einzige war
    Ihre Mutter saß mit roten Augen in der Küche, die Kinder sahen »Madita«, als Marie nach Hause kam. Sie richtete die Stores an den großen Küchenfenstern und schob die Kaffeemaschine an ihren Platz. Einen Sicherheitsabstand von einem Meter zwischen sich und ihr frei lassend, setzte Marie sich neben ihre Mutter. Man war sich nie in die Arme gefallen, weder vor Freude noch vor Trauer. So sollte es bitteschön auch jetzt bleiben.
    Es war unangenehm, etwas sagen zu müssen. »Tja. Nun ist er tot.«
    Auch Maries Mutter gehörte zu denjenigen, die eine Peinlichkeit dabei empfinden, über emotionale Attacken zu reden. »Ja. Nun ist er tot. – Woher weißt du das?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich habe gerade erst den Anruf bekommen. Gestern Abend haben sie noch gefeiert, bei bester Gesundheit, und heute Morgen um fünf hat Liesel bemerkt, dass er nicht mehr atmet. Das war wohl nicht ungewöhnlich, hat sie gesagt. Sie hat ihn immer angeschuckelt, wenn er diese Aussetzer hatte, und dann hat er weitergeatmet. Aber dieses Mal«, Maries Mutter putzte sich die Nase, »dieses Mal nicht.«
    Liesel … gestern noch gefeiert … dieses Mal nicht … Die Worte fuhren Achterbahn unter Maries Schädeldecke. Warum sprach ihre Mutter von Liesel, Lilies Frau? Wieso gesternnoch gefeiert? Adam hat gestern bestimmt nicht gefeiert. Und wenn, dann nicht mit Liesel. Lilie. Den fuhr sie doch im Sommer besuchen. Wieso denn Lilie? Marie wünschte, ihre Hand auf den gebräunten, faltigen Unterarm ihrer Mutter legen zu können, hätte dazu aber an sie heranrücken müssen. Und dann wäre die heilige, peinliche Starre unter Stühlegerücke zerborsten. »Was redest du da? Was hat das mit Lilie zu tun?«
    »Ich kann es auch nicht glauben. Jetzt ist er weg. – Gerade heute. Gestern war Papas Geburtstag, morgen ist sein Todestag. Und heute Lilie. Einfach weg.«
    Marie verstand. Lilie also. Lilie repariert nun keine Pilze mehr. Heute früh um fünf war sie aufgewacht. So war es halt – der eine wird wach, der andere schläft einfach weiter. Sie stierte auf das Gewürzregal und schluckte. Schnell die Starre beenden, nur nicht wahnsinnig werden, dachte Marie. »Ich muss Nike anrufen.« Marie goss sich ein Glas Weißwein ein, ging mit dem Telefon auf die Terrasse und setzte sich auf die Treppe unter der Linde, durch deren Zweige sich in dunklem Orange ein paar letzte Sonnenstrahlen quälten.
    Nike war ganz gefasst und teilte Marie die Einzelheiten mit, die sie in Erfahrung gebracht hatte. Adam sei zu Hause im Bett um zehn Uhr vierzig gestorben. Seine Ehefrau und der Arzt seien bei ihm gewesen, und er habe keine Schmerzen gehabt. Der Arzt habe es keinem sagen sollen, da er aber Nike vom Studium her kenne, habe er sie sofort angerufen und ihr auch anvertraut, wie froh er sei, diese Frau jetzt nie wieder sehen zu müssen.
    Zehn Uhr vierzig, dachte Marie, eine imaginäre Spinne.

25
    Da sieht man mal wieder, wie schnell man in
    der Brunftzeit alle seine Grundsätze vergisst
    Moritz und Fabian kamen erstmalig in ihrem Leben in den Genuss,

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