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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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deshalb letzten Endes wirksamer. Unternehmensführer tun deshalb gut daran, sich verstärkt mit der Rolle des Gärtners zu identifizieren.
    Das waren in etwa ihre Gedanken, die ich jederzeit unterschreiben würde. Wir hatten uns anlässlich unseres damaligen Gesprächs auch darüber unterhalten und uns gewundert, wie viel Mühe ein an sich so naheliegender Gedanke hat, sich in den Köpfen der Angesprochenen durchzusetzen. Adelina hatte von diesem Gedankenspiel noch nie etwas gehört, fand es aber auf Anhieb einleuchtend.
    Hinweise auf etwas, das einen Datendiebstahl oder gar Mord auch nur im Entferntesten gerechtfertigt hätte, hatten wir bisher nicht gefunden. Dann stiess Adelina in einem Ordner namens «Privates», der viel administrativen Kram enthielt, auf einen Unterordner, der mit «Tagebuch» angeschrieben war. Als einziger von allen bisher durchsuchten Ordnern war dieser mit einem speziellen Passwort geschützt.
    Und zwar so gut, dass er allen Zugriffsversuchen Adelinas trotzte. Bis ich einen Geistesblitz hatte und Adelina bat, es mal mit dem Passwort «Schneeweisschen» zu versuchen. Was auf Anhieb klappte.
    Bevor wir uns der Lektüre des Tagebuchs widmen konnten, fragte Adelina, wie ich auf das Passwort gekommen sei. Wie bei vielen Geistesblitzen war ich erst im Nachhinein klüger. Erst jetzt erinnerte ich mich an jene Passage, in der Rosenrot in ihrer Autobiografie die Herkunft dieses Spitznamens erklärt und dabei auf die Vorliebe ihres Vaters für das Grimm-Märchen «Schneeweisschen und Rosenrot» verweist. Mein Unbewusstes hatte sich früher erinnert und war so auf Schneeweisschen gekommen.
    Adelina kannte das Märchen nicht und wollte deshalb mindestens eine Kurzfassung. Man konnte ja nie wissen, ob es dieses Hintergrundwissen zum Verständnis von Rosenrots Tagebuch brauchte. Diese Kurzversion war in der Wikipedia rasch gefunden:
    Eine Mutter hat zwei sehr liebe Töchter, Schneeweisschen und Rosenrot. Sie ähneln dem weissen und dem roten Rosenbäumchen in ihrem Garten. Schneeweisschen ist stiller als Rosenrot und öfter zu Hause. Den Mädchen droht im Wald keine Gefahr von den Tieren, und auch als sie direkt neben einem Abgrund schlafen, behütet sie ihr Schutzengel. Eines Winters sucht Abend für Abend ein Bär bei ihnen Obdach, und die Kinder, obwohl sie sich zuerst fürchten, fassen Zutrauen und spielen mit ihm, was dem Bären behagt. Wenn es ihm zu arg wird, brummt er: «Lasst mich am Leben, ihr Kinder. Schneeweisschen, Rosenrot, schlägst dir den Freier tot.»
    Im Frühjahr muss der Bär wieder fort, um seine Schätze vor den Zwergen zu schützen. Am Türrahmen reisst er sein Fell. Schneeweisschen meint, Gold hervorschimmern zu sehen. Später treffen die Mädchen im Wald dreimal einen Zwerg, der mit seinem Bart an einem gefällten Baum, dann an einer Angelschnur festhängt, dann will ihn ein Greifvogel forttragen. Sie helfen ihm, doch er ist undankbar und schimpft, weil sie dabei seinen Bart und seinen Rock beschädigen. Beim vierten Treffen wird der Zwerg zornig, da ihn Schneeweisschen und Rosenrot vor einem ausgebreiteten Haufen Edelsteine überraschen. Der Bär kommt und erschlägt den Zwerg. Als sie den Bären erkennen, verwandelt er sich in einen Königssohn, dem, so erfahren sie, der Zwerg seine Schätze gestohlen und ihn verwünscht hatte. Schneeweisschen heiratet den Königssohn und Rosenrot dessen Bruder.
    Nach diesen Vorbereitungen konnten wir uns endlich dem Tagebuch zuwenden. Mit rasch wachsender Neugier lasen wir Rosenrots Geständnisse:
    Liebes Tagebuch
    Nachdem ich in letzter Zeit zunehmend die Möglichkeit vermisst habe, jemandem mein Herz ausschütten zu können, habe ich beschlossen, dafür den Weg zu wählen, den sich sonst meist blutjunge Mädchen auswählen, wenn sie jemandem ihren ersten Liebeskummer anvertrauen wollen. Ich werde mich Dir, meiner fiktiven Partnerin, anvertrauen.
    Sicher, solange ich gut drauf bin, habe ich keine Mühe, meine Gefühle zu äussern, und finde dafür immer dankbare Abnehmer. Damit hat sich leider das Bild verfestigt, ich sei immer bester Laune. Das stimmt natürlich nicht. Auch ich habe Kummer und Sorgen. Doch weil das niemand bei mir vermutet, hört mir niemand zu, wenn ich ausnahmsweise damit anfange. Du, liebes Tagebuch, wirst mir zuhören.
    Die Sache entbehrt nicht einer gewissen Komik. In dem Alter, in dem die meisten Menschen Tagebuch schreiben, also als junges Mädchen, hatte ich das nicht nötig. Es gab ja jemanden, dem ich alles

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