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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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sichtlich immer noch unter der radikalen Erschütterung ihres Welt- und Menschenbildes. Nie im Leben hätte sie sich vorstellen können, dass jemand fähig ist, einen anderen Menschen umzubringen, bloss um dem Ruf einer Firma zu schaden und damit in den Besitz eines begehrten Grundstücks zu kommen. Nie, nie.
    Ich äusserte mein Mitgefühl, konnte mir aber die Bemerkung nicht verkneifen, da sehe man mal wieder, wie weit es die Menschheit gebracht habe. Manche Menschen wie die unbekannten Erpresser könnten offenbar den Hals nicht vollkriegen. Dass diese Bemerkung weder tröstend noch im geringsten Masse der Situation angemessen war, merkte ich leider erst, als sie meinem Mund schon entflohen war.

Von: [email protected]
    Betreff: Liegenschaftskauf
    Datum: 24.   Juli 04   :   16   :   06 MEZ
    An: [email protected]
    Sehr geehrte Frau Spross Döbeli
    Sie wollten es nicht anders. Sie haben offenbar bis vor Kurzem an der Ernsthaftigkeit meines Anliegens gezweifelt, und an der Konsequenz, mit der ich meinen Weg zu gehen pflege.
    Nun wissen Sie es besser und haben hoffentlich erkannt, dass ich bereit bin, buchstäblich über Leichen zu gehen – bitte entschuldigen Sie das etwas platte Bild. Was nichts an den harten Fakten ändert.
    Um Ihre Partnerin, die verehrte Frau Graziella Rosengarten, tut es mir leid. Sie hatte Potenzial, auch wenn mir ihre linken Ansichten nie passten. Sie ist zum unschuldigen Opfer geworden, zu einer Figur auf meinem Schachbrett, die ich opfern musste, um die Partie zu gewinnen. Und zudem war sie nicht ganz unschuldig, gehörte sie doch einer Rasse an, die nie ganz unschuldig ist.
    Wie dem auch sei. Die Fakten sind geschaffen und sprechen für sich. Wenn unsere einzige einheimische Boulevardzeitung heute schon titelt «Fluch über Spross?», sagt das alles. Um Ihre Neugier zu befriedigen: Natürlich hatte der «Blick» die Informationen über die verbrannten Buchsbäume und die gestohlenen Sprossen indirekt von mir, und die Vergiftung sowie die Leiche in der Spross-Mulde waren ohnehin noch präsent. Jetzt, wo Ihre vielversprechende Partnerin umgebracht worden ist, werden Sie es ohnehin noch einige Zeit in die Schlagzeilen schaffen. Wenn auch, leider, leider, in negativem Zusammenhang.
    Nur für den äusserst unwahrscheinlichen Fall, dass Sie noch immer nicht überzeugt sind: Erinnern Sie sich bitte an den Hinweis auf die doppelte Bedeutung von Spross am Schluss meines Mails vom 26. Juni. Mehr gibt es derzeit meinerseits nicht zu sagen.
    Hochachtungsvoll
    Aceraceae  AG , Amanda Raggenbass

Des Gartens Zier und duftende Geister
    Willst Du für eine Stunde glücklich sein,
    so betrinke Dich.
    Willst Du für drei Tage glücklich sein,
    so heirate.
    Willst Du für acht Tage glücklich sein,
    so schlachte ein Schwein
    und gib ein Festessen.
    Willst Du aber
    ein Leben lang glücklich sein,
    so schaffe Dir einen Garten.
    Japanische Weisheit
    Die anwesenden Damen nahmen mir meine Gedankenlosigkeit nicht übel. Nur Adelina murmelte etwas vor sich hin, das wie «Männer!» klang. Ich hatte mir die Lektion hinter die Ohren geschrieben: Eine Bemerkung kann deplatziert wirken, auch wenn sie sachlich richtig ist.
    Natalie Spross schien es gutgetan zu haben, die ganze Geschichte erzählen zu können. Sie war jetzt bereit, die Erpressungsgeschichte bei der Polizei anzuzeigen. Um es ihr zu ermöglichen, gleich am richtigen Ort vorzusprechen, rief ich Karl an, um ihn danach zu fragen. Er konnte mir nicht nur den richtigen Ort nennen, sondern auch die richtige Person, die er von gemeinsam besuchten Fortbildungskursen her sogar kenne und als kompetent und vertrauenswürdig einschätze. In der kleinen Schweiz, bemerkte er abschliessend, kenne man sich halt, auch in Polizeikreisen und selbst über Kantonsgrenzen hinweg.
    Ich bat Karl und danach Frau Spross, der zuständigen Zürcher Polizei nichts von unserem Gespräch zu erzählen. Karl war klug genug, nicht danach zu fragen, warum wir überhaupt bei Frau Spross sassen. Er wusste, dass er darauf keine befriedigende Antwort erhalten hätte. Frau Spross hatte uns den Einbruch in ihren Mailserver bereits verziehen, es war ja niemandem geschadet worden, und die zweifelhafte Aktion hatte dazu gedient, ein Verbrechen aufzuklären. Oder jedenfalls seiner Aufklärung näherzukommen.
    Deshalb hatte sie Verständnis dafür, dass wir wegen dieser Aktion nicht bei der Polizei angeschwärzt werden wollten. Für eine glaubwürdige Geschichte brauche es unseren Anteil gar

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