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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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immer öfter passiert, vor allem, wenn es sich um kompliziertere Namen handelt. Dieser junge Mann habe sich, so Karl, in letzter Zeit vermehrt mit Wirtschaftskriminalistik beschäftigt. Wirkliche Spezialisten dafür könne sich die kleine Appenzeller Kantonspolizei nicht leisten, aber beim jetzigen Stand des Falls würden seine Kenntnisse hoffentlich ausreichen.
    Über den Erpressungsfall Spross war Karl dank seiner Zürcher Kollegen in groben Zügen informiert. Wir ergänzten seinen Kenntnisstand mit einigen Details, die wir im Gespräch mit Natalie Spross und ihrer rechten Hand erfahren hatten. Wie wir zu diesem Kontakt gekommen waren, wollte er zu unserem Glück nicht so genau wissen, vielleicht hinderte ihn die Anwesenheit seines Mitarbeiters, uns damit blosszustellen. Für den Fall war es nicht mehr wichtig. Die Polizei hatte die Erpresser-Mails von Spross erhalten, womit sie jetzt offizielle Beweismittel waren. Dass wir sie schon vorher kannten, spielte keine Rolle mehr.
    Wie angesichts des raffinierten Vorgehens der Erpresser nicht anders zu erwarten war, hatte die Rückverfolgung dieser Mails nichts gebracht, der Absender blieb anonym. Der Firmen- und der Personenname des Absenders oder der Absenderin waren eindeutig fiktiv und liessen keine Schlüsse auf die wahre Identität zu. Auch Karl war deshalb der Ansicht, dass nichts anderes übrig bleibe, als zum Schein auf die Forderung einzugehen.
    Die mitfühlende Adelina konnte sich vorstellen, dass das Frau Spross nicht leichtfallen würde. Wer auch immer ihr Gegner war, bei dem man jetzt schon eher von einem Feind sprechen musste, hatte ihrem Unternehmen bereits beträchtlich geschadet und sollte jetzt dafür auch noch belohnt werden. Das zu schlucken, sei sicher nicht einfach, wenn man wie Natalie Spross in einer Familien-Kultur verwurzelt ist, in der Erfolg Lohn für harte Arbeit ist und nicht für verbrecherische Machenschaften.
    Karl hatte uns die Sonntagszeitungen mitgebracht, und darin wurde der angerichtete Schaden für den Ruf von Spross deutlich sichtbar. Aufhänger waren natürlich der Mord an Graziella Rosengarten und deren Verbindungen zu Spross. Auch die anderen Ereignisse, die Leiche in der Spross-Mulde, die Vergiftung am Spross-Fest und die üblen Gerüchte über Heinz Spross, wurden genüsslich ausgebreitet. Sogar die Geschichte mit den verbrannten Buchsbäumen war ausgekommen, da musste jemand geplaudert haben. Nur das mit den gestohlenen Sprossen von Platahorn blieb geheim.
    Von einem Spross-Fluch sprach zwar nur eine Zeitung, doch alle spekulierten, dass jemand der Firma Spross offenkundig Böses wolle. Ob dahinter ein frustrierter Mitarbeiter stand? Oder ein unzufriedener Kunde? Alles blieb im Vagen, niemand hatte Substanzielles anzubieten, doch eines war klar: Für den Ruf von Spross bedeuteten all diese Informationen und Spekulationen nichts Gutes.
    Diesem Treiben musste unbedingt Einhalt geboten werden. Nur wie? In Krimis ist die Lösung in solchen Fällen ganz einfach: Man geht auf die Forderung des Erpressers ein, bringt das Geld zu einem verabredeten Ort – und dort schnappt die Polizei den Erpresser, wenn er die Beute an sich nimmt. Ungefähr so hatten Adelina und ich uns das auch in diesem Fall vorgestellt.
    Der junge Wirtschaftskriminalist an Karls Seite holte uns schnell von dieser Illusion runter. Er erinnerte uns daran, dass unser Erpresser kein Geld wollte. Vielmehr wolle er ein Grundstück, und zwar nicht mal geschenkt. Er wollte es offenbar regulär kaufen. Ob das überhaupt unter den Tatbestand der Erpressung falle, sei nicht mal klar, vielleicht sei es auch nur Nötigung.
    Das sei, fuhr er fort, momentan allerdings unerheblich. Wichtig sei nur, dass es keine Geldübergabe geben werde, an der man den Täter einfach schnappen könne.
    Vielleicht war es die Hitze, die mein Gehirn träge in seine Flüssigkeit schnappen liess und meine Denkvorgänge verlangsamte. Jedenfalls war ich eindeutig begriffsstutzig. Es sei doch in unserem Fall viel einfacher. Man könne den Täter einfach verhaften, wenn er ins Büro des Notars spaziere, um den Kaufvertrag zu unterzeichnen.
    Selbst Karl, der auch nicht viel von Wirtschaft und Finanzen verstand, musste lachen. Adelina, die durch ihre berufliche Tätigkeit im IT -Sicherheitsbereich in manche Abgründe geblickt hatte, schalt mich unverblümt einen Naivling. Der junge Mann erklärte, wie die Sache aller Voraussicht nach ablaufen würde.
    Das Kaufangebot unterbreiten und die Verhandlungen

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