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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Reise nach Jerusalem. Man hatte uns den letzten Stuhl unter dem Hintern hervorgezogen und uns zum Dasein als aus dem Spiel ausgeschiedene Zuschauer verdammt.
    Das konnten wir, zumindest im Moment, nicht ändern. Zur Ablenkung kamen uns die Schaugärten des GartenForums gerade recht. Zunächst wollten wir jedoch den Schauplatz des ersten Anschlags besichtigen, die Baumschule, die direkt an die Schaugärten angrenzt. Einen Zugang dazu hatten wir auf dem Prospekt, den wir am Hauptsitz mitgenommen hatten, schon entdeckt und nahmen deshalb den dazugehörigen Eingang.
    Der erste Eindruck war überwältigend. Vor uns wogte ein Hunderte von Metern langes Meer aus unterschiedlichsten Grüntönen, das sich bei näherem Zusehen als Vielfalt von Ansammlungen jeweils gleicher Baum- und Strauchsorten entpuppte. Manche dieser Ansammlungen sahen aus, als wären sie nach strengen geometrischen Regeln angeordnet, es hätten auch Lager von industriellen Gütern aus Metall oder Kunststoff sein können. Wenn da nicht diese überwältigenden Sinneseindrücke gewesen wären, die unmissverständlich klarmachten, dass wir uns inmitten von lebendigen Geschöpfen befanden, dieser Gesang der Vögel, diese Duftsymphonie, diese Eindrücke beim Betasten von Stämmen und Blättern.
    Besonders faszinierend empfand ich das Bild, das die Scharen der zum Abtransport bereitgestellten ganzen Bäume abgaben. Dutzende davon standen halb und lagen halb in einem Winkel von ziemlich genau fünfundvierzig Grad parallel neben- und hintereinander, die Stämme ein interessantes geometrisches Muster bildend, die Wurzelballen eingehüllt in alte Jutesäcke, auf denen die Namen von Kaffee- oder Kakaomarken standen. Eine in der Nähe arbeitende Gärtnerin bestätigte uns, dass diese Säcke direkt aus grossen Seehäfen wie etwa Hamburg bezogen werden.
    Im GartenForum gab es insgesamt sieben verschiedene Schaugärten zu bewundern. Mir fiel dazu eine Zeile aus Wagners Oper «Parzival» ein, die Rosenrot in unserem Gespräch erwähnt hatte: «Des Gartens Zier und duftende Geister». Ja, Wagnerianerin war sie auch gewesen.
    Wir suchten uns beide unseren Lieblingsgarten aus und lasen uns die dazugehörigen Texte aus dem Prospekt vor. Adelina entschied sich für den Wassergarten, zu dem dies geschrieben stand:
    «Wasser ist ein Lebenselixier, ist Spiegelfläche von Mensch und Umgebung, dient als Reflexionsfläche und ist eine Quelle der Entspannung und inneren Ruhe. Wasser wirkt belebend als auch beruhigend und kann Tiefgründigkeit assoziieren. Immer aber ist es ein Element für abwechselnde Inszenierungen und eine stimmungsvolle Atmosphäre.»
    Ich selbst wählte den Kieferngarten und las Adelina vor:
    «Die Kiefer ist eine schlichte Schönheit mit zähem Überlebenswillen und gibt dem Garten Charakter und Struktur. Typisch sind ihre sehr variablen Kronen. Das Individuelle jeder einzelnen Kiefer kommt daher am besten bei freiem Stand zum Tragen. Malerisch geben sich die Kiefern auch im Winter, wenn sie mit Schnee bedeckt sind.»
    Von Frau Spross hörten wir an diesem Nachmittag nichts mehr und konnten deshalb beruhigt nach Hause fahren. Über das Wochenende würde sich nichts Neues ergeben. Wir konnten also tun, was wir beide jetzt gut gebrauchen konnten: ausspannen und faulenzen.

Handänderung
    Unkraut ist alles,
    was nach dem Jäten wieder wächst.
    Mark Twain
    Für den Sonntagnachmittag hatte Karl Abderhalden seinen Besuch angesagt. Er wollte sich mit uns abseits der Bürohektik über die vorhandenen Erkenntnisse im Mordfall Rosengarten austauschen. Als Polizeichef von Appenzell Ausserrhoden blieb er dafür zuständig, auch wenn die Kollegen in Zürich im Erpressungsfall Spross ermittelten. Da es höchst wahrscheinlich war, dass die beiden Fälle zusammenhingen, hatten die beiden Dienststellen eine enge Zusammenarbeit vereinbart. Und spätestens seit ich das iPad von Rosenrot im Wald gefunden hatte, blieben wir in seinen Augen ohnehin im Spiel.
    Es war heiss und schwül. Karl schwitzte heftig, als er nach dem Anstieg zu unserem Häuschen oben ankam. Er sollte mal wieder was für seine Fitness tun, meinte er als Erstes. Ich schlug vor, wir könnten unsere Besprechung auch auf einem Spaziergang abhalten, eine Geh-Konferenz statt einer Steh-Konferenz sozusagen, doch er winkte ab und wollte sein Training lieber auf später verschieben. So setzten wir uns in den Garten.
    Karl hatte einen jungen Mitarbeiter bei sich, dessen Namen ich mir nicht merken konnte, was mir leider

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