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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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umrahmten ein Gesicht, das auf den ersten Blick unauffällig wirkte und nicht im landläufigen Sinne hübsch. Das Auffälligste waren ihre Augen, die unvergleichlich strahlen konnten, aber auch von einer gehörigen Portion gelebten Lebens erzählten, in dem Leid und Enttäuschungen manchmal einen ungebührlich grossen Platz eingenommen hatten.
    Hübsch oder nicht hübsch, ich fand sie einfach schön. Vielleicht, weil ich schon lange an eine Maxime glaubte, die ausgerechnet der grosse Spötter Karl Kraus so formuliert hatte: «Liebe und Kunst umarmen nicht, was schön ist, sondern was eben dadurch schön wird.»
    Noch während ich mit einem warmen Gefühl in der Brust an Adelina dachte, kam sie nach Hause. Ich hatte leider kaum noch Zeit, bevor ich zum Unterschreiben der Aussage aufbrechen musste, weshalb wir uns auf den Abend vertagten, um meinen nächtlichen Leichenfund ausführlicher zu besprechen.
    * * *
    Mit dem roten Bähnchen fuhr ich nach Trogen, um auf dem dortigen Polizeiposten mein Zeugenprotokoll zu unterschreiben. Und wie es auch schon guter Brauch war, gingen Karl und ich danach in die benachbarte Krone, um einen Kaffee zu trinken und den Fall zu besprechen.
    Dabei erfuhr ich einige wenig überraschende Fakten. Der Tod war durch einen einzelnen Schuss ganz in Herznähe eingetreten, und zwar wenige Minuten bevor ich das Opfer gefunden hatte. Der Knall, der meine Aufmerksamkeit erregt hatte, war also tatsächlich ein Schuss gewesen. Aus einem sehr weitverbreiteten Pistolen-Modell. Frau Dr. Rosengarten, wie er sie respektvoll nannte, war nicht sofort tot gewesen, sondern hatte vielleicht noch eine Minute oder zwei gelebt.
    In dieser kurzen Zeit hätte sie, so die Polizeiärztin, durchaus noch halbwegs bei Bewusstsein gewesen sein können. Darauf wies der Umstand hin, dass die Leiche auf der rechten Seite lag. Ihre Hand war bei dieser Drehbewegung auf dem Nachttisch gelandet. Direkt auf einem Schriftstück, auf dem unübersehbar das unverkennbare Logo der Gartenbaufirma Spross prangte: ein stilisiertes goldenes Platanenblatt und daneben, ebenfalls in goldenen Lettern, der Schriftzug Spross.
    Dass auf dem Nachttisch ein Dokument von Spross gelegen habe, sei nach meinen Informationen nicht überraschend, meinte Karl. Fraglich sei nur, ob die Hand der Toten zufällig dort gelandet sei oder ob sie damit der Nachwelt einen Hinweis auf die Täterschaft habe geben wollen.
    Selbst für diesen unwahrscheinlichen Fall, so Karl, sei es auszuschliessen, dass Spross direkt etwas mit den tragischen Geschehnissen zu tun haben könnte, dafür geniesse die Firma einen viel zu untadeligen Ruf, wie seine Beamten schon mit einer kurzen Recherche zweifelsfrei herausgefunden hätten. Wenn überhaupt, müsse es also eine indirekte Verbindung geben, nur habe er keine Ahnung, welche.
    Die Spurensicherung hatte nichts Brauchbares gefunden. Lydia, Serviertochter, Bäckereiverkäuferin, Mädchen für alles und vor allem gute Seele des Hirschen, hatte das Zimmer vor dem Eintreffen des neuen Gastes gründlich geputzt. Nur an einigen ganz abgelegenen Stellen fanden sich deshalb andere Fingerabdrücke als jene von Graziella Rosengarten, und die waren offenkundig uralt. Der Mörder musste also Handschuhe getragen haben.
    Die Befragung der Nachbarn war ergebnislos geblieben. Niemand hatte etwas bemerkt oder einen Schuss gehört. Karl wunderte sich nicht: Nachbarschaft hiess hier, oberhalb des eigentlichen Dorfkerns, nicht, dass Häuser direkt nebeneinander standen. Vielmehr gab es dazwischen grössere bis grosse Distanzen. Und selbst falls jemandem der Knall aufgefallen wäre, hätte er ihn leicht als Teil des Gewitters interpretieren können. Falls, denn die Menschen in einer solchen Gegend schlafen in der Regel um Mitternacht tief und fest.
    Auch der Wirt hatte zur Tatzeit neben seiner Frau geschlafen, was diese mittlerweile glaubhaft bestätigt hatte. Der Mieter der oberen Wohnung befand sich an einem Keltenkongress in Dresden, auch das war zweifelsfrei festgestellt worden. Andere potenzielle Täter aus der Umgebung fand selbst der misstrauische Assistent von Karl nicht. Ich selbst war zwar in der Nähe des Tatorts gewesen, doch dafür gab es einen plausiblen Grund. Sowohl Adelina als auch der Fahrer des Postautos hatten meine Geschichte verifiziert.
    Ob es sich um ein Beziehungsdelikt handeln könne, fragte ich Karl ganz direkt, das sei doch immerhin das häufigste Mordmotiv. Er wolle das nicht ausschliessen, man sei noch daran, das

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