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Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman

Titel: Rosenrot ist mausetot - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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die staunende Öffentlichkeit zu informieren. Dumm nur, dass Sie jetzt keinen einzigen Spross mehr haben.
    Sie dürfen meinen Mitarbeitenden nicht böse sein, weil sie das Geheimnis gelüftet und die Sprosse geklaut haben. Sie haben sie nämlich gar nicht geklaut. Nur entführt. Sie bekommen sie zurück, sobald unser Geschäft über die Bühne ist. Ich will eine so kostbare Züchtung nicht einfach verschwinden lassen. Und schon gar nicht will ich Ihnen und Ihrer Firma schaden. Ich will nur mein Ding.
    Übrigens, Sie wissen schon, dass das Wort Spross nicht nur in der Pflanzenkunde verwendet wird. Umgangssprachlich verwendet man ihn laut Lexikon auch für «Nachkomme einer Familie».
    Hochachtungsvoll
    Aceraceae  AG , Amanda Raggenbass

Ramm-Stein
    Der Baum hat Äste,
    das ist das Beste.
    Denn wäre er kahl,
    dann wär’s ein Pfahl.
    Spontispruch
    Ein voller Bauch studiert nicht gern. Ein leerer aber auch nicht. Deshalb hatten wir uns ein den sommerlichen Temperaturen angepasstes leichtes Abendessen gegönnt, bevor wir uns wieder dem Fall Rosenrot zuwandten. Ein Gläschen Wein und ein Pfeifchen hatten zur neuen Geschmeidigkeit unseres Geistes beigetragen.
    Die Atmosphäre um uns herum verhinderte zunächst ein gedankliches Eingehen auf ein so grausliches Geschehen wie die aufzuklärende Bluttat, dafür war sie einfach zu friedlich. Wir sassen im kleinen Garten neben meinem Häuschen oben auf der Hügelkuppe, in zwei Liegestühlen, deren abgeschossener Stoff von einem beträchtlichen Alter zeugte. Ihre eigentliche Aufgabe, uns ein bequemes Sitzen in freier Natur zu ermöglichen, erfüllten sie jedoch nach wie vor anstandslos.
    Die über dem Gupf ob Rehetobel bereits untergegangene Sonne sandte ihre letzten Strahlen zur Nordwand des Säntis, die darob ein ganz anderes Aussehen gewann: Während sie tagsüber im Schatten wie eine ebene Fläche wirkt, sahen wir jetzt ihre Felsstrukturen im Spiel von Licht und Schatten, wodurch sie an Tiefe gewann und nicht mehr nur zweidimensional, sondern, ihrer wahren Natur entsprechend, dreidimensional wirkte. Und das alles in einem ungemein friedlich stimmenden, warmen gelb-rosa schimmernden Licht.
    Eine ganze Weile genossen wir schweigend diesen unvergleichlichen Anblick. Dann verschwanden die Sonnenstrahlen ganz, und am Himmel war bereits der Abendstern sichtbar. Auf tausendeinhundert Metern über Meer bedeutet das, dass es bald empfindlich kühl werden würde. Da wir unbedingt noch im Garten bleiben und die Sommernacht geniessen wollten, hatte ich ein Feuer vorbereitet, das ich jetzt anzündete. Bald schlugen die Flammen des für den Anfang eingesetzten Kleinholzes knisternd gegen den sich zunehmend verdunkelnden Himmel.
    Ich nutzte das letzte Tageslicht, um meinen Blick durch meinen kleinen Garten umherschweifen zu lassen. Wobei «mein» eindeutig übertrieben war. Mein Vorgänger in der Rolle des Häuschen-Mieters hatte ihn nämlich angelegt, und zwar so, dass darin kaum mehr etwas zu tun übrig blieb. Es gab darin, in einer chaotischen, aber doch sinnvoll scheinenden Mischung, Kletter- und Buschrosen, Beerensträucher, ein Beet mit mehrjährigen Blumen und einen Felsgarten mit niedrigen Bodenbedeckern. Und den grosszügigen Sitzplatz aus roh behauenen Steinplatten.
    Rosen und Sträucher mussten regelmässig beschnitten werden. Das dafür nötige Wissen hatte ich mir aus Büchern angeeignet, und genügend Energie für eine solche Einmalaktion brachte ich auch jedes Mal auf, wenn es wieder so weit war. Für kontinuierlichere Gartenarbeit dagegen bin ich nicht geboren, sosehr ich Gärten liebe, und deshalb war es mir nur recht gewesen, einen so pflegeleichten Garten übernehmen zu können.
    Ich liess Adelina an meinen Gedankengängen teilhaben. Sie konnte sie nachvollziehen und meinte, auch sie würde lieber über Gärten nachdenken und sich in ihnen wohlfühlen, so wie in meinem, statt dauernd darin herumzuwerkeln. Wenn sie mal in die Verlegenheit kommen sollte, einen eigenen Garten anzulegen, würde sie damit sicher ein gutes Gartenbauunternehmen beauftragen.
    Womit wir endlich beim Thema waren. Ich berichtete Adelina von meinem Gespräch mit Karl und erwähnte speziell, dass die bisherigen Ermittlungen jeden Verdacht beseitigt hätten, dass die Firma Spross irgendetwas mit der Ermordung ihrer Partnerin zu tun haben könnte. Jedenfalls nicht im Sinne von Verantwortung oder Schuld. Die seltsame Lage der rechten Hand der Toten auf einem Dokument der Spross  AG musste wohl doch

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