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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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tatsächlich geschrieben«, gab Sally zu bedenken.
    »Stimmt«, sagte Charlotte.
    Ein paar Minuten lang schwiegen wir alle.
    Ich wusste nicht, woran die anderen dachten, aber ich stellte mir Rose dabei vor, wie sie dieses Geständnis verfasste. Ich war mir ziemlich sicher, dass es ihre Handschrift war. Wie hatte sie sich wohl gefühlt, als sie das schrieb? Wem hatte sie es gegeben? Und warum? Und was war danach geschehen?
    Wir hielten alle den Blick gesenkt, und ich fragte mich, wann die Stille endlich enden würde.
    Zum Glück fing das Baby nach einer Weile zu brabbeln an, und Brian strahlte, als er sich von uns wegdrehte und dem Kind zuwandte.
Unerklärliche Begegnungen
Dezember 1990
    Charlotte verschlang an die sechs Nilla-Waffeln, während ich darauf wartete, dass sie den Artikel las, den ich in einem ihrer Bücher gefunden hatte – »Die Suche nach Geisterstimmen«, über Leute, die Geister mit Tonbandgeräten aufnahmen. Ich hielt die Luft an. Mir war zwar klar, dass das etwas war, was Charlotte interessieren würde, nur war ich mir nicht so sicher, ob sie das, was dort stand, bei unserem gegenwärtigen Problem einsetzen wollte.
    »Ich finde, wir sollten das probieren«, sagte sie schließlich und griff nach einer neuen Waffel.
    Ich atmete erleichtert aus.
    »Wir können meinen Kassettenrekorder nehmen. Den schwarzen«, schlug sie vor.
    Ich nickte. »Gute Idee. Wollen wir versuchen, Rose zu hören?«
    »Nein. Nein, wir gucken nur, was da draußen ist. Nehmen alle Geräusche entlang des Weges auf, den sie gegangen ist. Vielleicht auch ein bisschen in ihrem Garten. Nur um zu sehen, was da ist und was es uns verrät.«
    Ich nickte wieder, auch wenn ich mit dieser Erklärung nicht viel anfangen konnte. Vielleicht wusste Charlotte es genauso wenig. Mir fiel nichts und niemand ein, von dem ich sonst etwas hören wollte, außer von Rose. Aber immerhin war es für Charlotte ein Schritt in die richtige Richtung, nämlich Rose endlich in Ruhe zu lassen.
    »Hast du eine leere Kassette?«, fragte ich.
    »Nein, aber auf dieser hier sind nur die doofen Bon Jovi, die ich sowieso nicht mehr höre.«
    »Super.«
    Wir brauchten ewig, bis wir bei dem Waldstückchen oben auf dem Fox Hill ankamen. Charlotte blieb unterwegs vor jedem Haus stehen, schlich sich sogar in die Gärten, wo sie das Mikrofon auf die Haustüren richtete und dann auf »Record« drückte.
    »Man kann nie wissen, wer oder was etwas gesehen hat oder etwas weiß«, erklärte sie. »Wir müssen alles aufnehmen. Spannungen, komische übersinnliche Energie, einfach alles.«
    Nach jedem Haus murmelte sie ins Mikro: »Das war Nummer 110 Fox Hill Road«, oder welche Adresse auch immer – für den Fall, dass wir später etwas auf dem Band hörten, was weitere Aufnahmen oder Nachforschungen nötig machen würde.
    »Wir befinden uns jetzt zwischen Nummer 114 und Nummer 116 Fox Hill«, flüsterte sie in das Gerät, als wir endlichoben angekommen waren. »Die nun folgenden Aufzeichnungen sind aus dem Wald, bis eine neue Adresse angesagt wird.«
    »Sollen wir uns nicht besser hinsetzen?«, fragte ich. »Damit wir nicht zu viel Krach machen?«
    »Ja, ist wohl besser.«
    Charlotte hockte sich auf einen Stein, und ich setzte mich auf einen Baumstumpf und beobachtete, wie sich die Rädchen in dem Gerät drehten.
    »Hier liegen ganz schön viele Hundehaufen«, bemerkte Charlotte nach einigen Minuten.
    »Was?«, flüsterte ich verwirrt. Es passte nicht zu Charlotte, unsere wissenschaftliche Aufnahme durch solch eine überflüssige Bemerkung zu stören.
    »Guck mal, da, da und da. Weil das hier kein Vorgarten ist und man die Stelle von den anderen Häusern aus nicht sieht, bringen die Leute ihre Hunde einfach hierher und machen die Haufen dann nicht weg.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Na ja, hier stört es wohl auch keinen. Aber vielleicht sollten wir jetzt nicht darüber reden.«
    »Ich glaube, es ist okay, wenn wir reden«, meinte Charlotte. »Zum Beispiel waren auf dem Band von Jürgenson Vögel zu hören. Die Geister haben sogar über die Vögel geredet, und ihre Stimmen klangen ganz anders als die von lebendigen Menschen. Das hat er erkannt. Also ist es okay zu reden. Die Geister brauchen etwas, worüber sie sprechen können.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Geister über Hunde-Aa reden wollen, Charlotte.«
    »Hunde-Aa?« Sie verzog das Gesicht, weil ich diesen Babyausdruck benutzt hatte. »Hunde-Aa?«
    »Ich glaube, die Geister haben andere Sachen, über die sie

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