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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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soll ich sagen – alte Wunden aufgerissen.«
    »Das tut mir ehrlich leid«, sagte Charlotte. »Ich würde es dir sagen, wenn ich es gewesen wäre. Wirklich.«
    Sally seufzte und schaukelte Max auf ihrem Bein.
    »Dann gib ihn Nora«, forderte Brian Charlotte auf, »denn die Frage geht auch an sie.«
    Zögernd faltete Charlotte die Blätter zusammen. »Ich bin mir sicher, dass sie ...«
    »Gib ihn ihr«, wiederholte Brian streng.
    Charlotte legte den Brief auf den Tisch und schob ihn mir hin. Ich klappte die Blätter auf und las die ersten Zeilen:
    Was wirklich geschah, für jeden, den die Wahrheit interessiert.
    Paul, Aaron und ich waren bei Aaron gewesen. An dem Abend fand eine Fußballparty statt, und wir hatten uns vorher getroffen. Paul nahm mich in seinem Wagen mit.
    Die runden blauen Buchstaben waren vertraut und wiesen verräterische Kringel unten an den As und Us auf.
    »Das ist Rose’ Handschrift«, stellte ich fest.
    »Du erinnerst dich noch daran, wie ihre Handschrift aussah?«, fragte Sally ungläubig. »Nach so vielen Jahren?«
    »Die ist leicht zu erkennen, weil ...«
    Über ihre Kaffeetasse hinweg funkelte Charlotte mich wütend an.
    »Weil wir ein paar Sachen aufbewahrt haben, die sie geschrieben hat«, erklärte ich. »Nur albernen Kinderkram, den sie für uns schreiben sollte, als sie auf uns aufpasste.«
    »Schwer zu glauben, dass das wirklich Rose Banks’ Handschrift sein soll«, entgegnete Sally, »denn der Brief wurde 1996 abgeschickt, wie Brian schon sagte. Aus Waverly.«
    Ich las weiter:
    Wir wollten eine Pizza bestellen, als es an der Tür klingelte. Und wer stand da draußen? Brian Pilkington und ein anderer Typ. Ich hätte ihn fast nicht wiedererkannt. Seit der neunten Klasse habe ich ihn nur selten gesehen, weil er die halbe Schulzeit in diesem Technikprogramm an der anderen Schule verbringt.
    Der andere Typ war älter und hat das Reden übernommen. Wir ließen ihn reden und reden und reden und nahmen den Wachturm , den sie uns gaben. Brian hat uns die ganze Zeit über nur angestarrt. War es ihm peinlich? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich hoffte er nur, dass Aaron seinen Mund hält.
    Was er, oh Wunder, auch tat, bis die beiden gingen und die Tür wieder geschlossen war.
    Hinterher sprachen wir darüber, wie komisch das doch gewesen war, und Aaron sagte etwas wie: »Ich sollte mal zu ihm nach Hause fahren und ihn mit meiner Religion zuquasseln.«
    Aber er meinte das nicht ernst. Das war bloß eine typische Aaron-Bemerkung. Aber dann mussten wir alle lachen und dachten, dass es sicher witzig wäre, mal an die Tür von einem Zeugen Jehovas zu klopfen. Nicht um ihn zu beleidigen oder aus Rache, sondern einfach so.
    Und Paul meinte: »Ja, und wir geben ihm das hier«, und nahm die Fernsehzeitung von der Couch. Und dann sagte er noch was Abgedrehtes, wie: »Wir geben uns einfach als Mitglieder der Kirche der modernen Popkultur aus«, oder so. Auf einmal fanden wir alle die Idee lustig, einem Zeugen Jehovas nach Hause zu folgen und an seine Tür zu klopfen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Paul wollte sich aufspielen, Aaron wie üblich gemein sein – und ich? Eigentlich weiß ich es gar nicht mehr. Ich erinnere mich nicht daran. Ich wünschte, ich könnte es noch sagen.
    Brian und sein Freund hatten ein Stück weiter an der Straße geparkt. Und während wir noch herumalberten, stiegen sie in ihren Wagen.
    Also sprangen wir alle in Aarons Auto und folgten ihnen. Zuerst machte Aaron es gut, hielt Abstand, damit sie uns nicht sahen. Brian ließ den anderen bei »Stop & Shop« raus. Da überlegten wir, die Sache abzubrechen, denn wir hatten gedacht, dass wir dem Älteren nach Hause nachfahren würden, nicht Brian. Der Ältere wusste ja nicht, wer wir waren, und wir kannten ihn nicht. Brian nach Hause zu folgen wäre fieser und weniger witzig gewesen, als irgendeinem fremden Zeugen Jehovas nachzufahren.
    Aber Aaron fuhr Brian weiter hinterher, und wir redeten darüber, wer von uns anklopfen und das Reden übernehmen sollte. Ich bot an, es zu tun. Aaron würde es bestimmt nicht richtig machen und Paul wahrscheinlich im letzten Moment kneifen. Dann, als er aus der Stadt raus und auf die Route 5 fuhr, musste Brianuns bemerkt haben. Plötzlich fuhr er viel schneller. Aaron gab Gas, und ich lachte. Jetzt fürchte ich, dass er vor allem deshalb so schnell fuhr. Ich mag es, wenn man schnell fährt – mein Dad fährt nie mehr als fünfundsechzig Meilen.
    Brian nahm einige der Kurven viel zu

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