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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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du da. Also, wenn es für dich so wichtig ist, dann entschuldige dich, wenn es da jemanden gibt, von dem du meinst, dass er es verdient.«
    »Ja, das ist es, was ich vorhabe«, bestätigte ich. »Und ich glaube, ich wollte genau das von dir hören.«
    »Okay.« Neil klang verdutzt.
    »Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich dir alles ausführlicher erklären.«
    »Klar. Oder du erzählst mir eine Geschichte aus ›Breakfast Club‹, um der alten Zeiten willen.«
    »Oder das«, sagte ich und musste tatsächlich lachen.
    Der Vergleich war passend, denn die Geschichte, die ich ihm erzählen wollte, war tatsächlich ein Klassiker in Sachen Teenagerangst. Nur dass eine weitaus traurigere und folgenreichere damit verknüpft war – eine Geschichte über ein älteres Mädchen, das ich sehr gemocht hatte und das eines Tages verschwunden und gestorben war. Wahrscheinlich war bloß der Umstand, dass sie zeitgleich stattgefunden hatten, schuld daran, dass sich die beiden in meinem Kopf vermischt hatten und ich mich so lange nicht in der Lage gefühlt hatte, eine von beiden zu erzählen.
    »Aber lass das nicht zu, Neil«, bat ich schniefend und legte den Gang ein.
    »Okay, lasse ich nicht. Wenn du darauf bestehst.«
    »Ich bestehe darauf. Doch jetzt muss ich Schluss machen«, sagte ich. »Ich bin gerade mit dem Auto unterwegs.«

Geisterphänomene
Dezember 1990
    Wir mussten zweimal klingeln, bis Toby an die Tür kam; den Mund vor Staunen weit geöffnet.
    »Wir sind hier, um übersinnliche Phänomene aufzuzeichnen«, erklärte Charlotte. »Dürfen wir reinkommen?«
    Toby war sich offenbar nicht sicher, was man daran erkannte, dass er seinen Kopf zwischen Tür und Rahmen geklemmt hatte. »Ähm, jetzt gleich?«
    »Ist es gerade ungünstig?«
    Er warf einen Blick in das Innere des Hauses.
    »Das sind nur die Mädchen. Nora und Charlotte«, erklärte er, bevor er sich wieder zu uns umdrehte. »Wollt ihr was essen?«
    »Dürfen wir dann reinkommen?«, fragte Charlotte noch, drückte aber gleichzeitig bereits die Tür auf.
    »Ich glaub schon«, sagte Toby achselzuckend und ließ die Tür los.
    Charlotte ging als Erste rein, ich hinter ihr. Drin putzte ich mir die Schuhe auf der grünen Kunstrasenmatte im Windfang ab, bevor ich das Wohnzimmer der Deans betrat. In dem warmen Zimmer war der typische Geruch des Dean-Hauses besonders deutlich wahrnehmbar: Schimmel, Mottenkugeln und »Hamburger Helper«-Fertignudelgerichte. Joe saß auf der Couch und guckte »Donahue«. Er hatte sich so weit zurückgelehnt, dass sein Hals fast die Sitzpolster berührte.
    »Hallo, nur die Mädchen «, begrüßte er uns, ohne den Blick vom Fernseher zu nehmen.
    Ich setzte mich ans andere Ende der Couch, weil ich dachte, dass – wenn keine Eltern in der Nähe waren – sicher keine Einladung nötig wäre, um mich setzen zu dürfen. Die schwarzen Bücher, die wir mitgebracht hatten, legte ich auf die Sofalehne.
    »Nora hat mir erzählt, dass sich in einem Zimmer unter dem Dach eine Geisterpräsenz aufhalten soll«, begann Charlotte betont professionell.
    »Wollt ihr nicht erst mal was essen?«, fragte Toby.
    »Ich nicht, danke«, antwortete Charlotte kopfschüttelnd.
    »Was hast du denn da?«, wollte ich wissen.
    »Unterschiedliche Sachen. Soll ich sie dir zeigen?«
    »Okay!«, stimmte ich bereitwillig zu, denn ich vermutete, dass bei den Deans reichlich Snacks angeboten wurden, die das Budget oder die Einstellung meiner Mutter nicht erlaubten.
    Charlotte klopfte mit ihrem Fuß auf den Dielenboden, und für eine Sekunde zuckten ihre Mundwinkel missbilligend. »Wenn es dir nichts ausmacht, gehe ich schon mal nach oben in das Zimmer, wegen dem wir hier sind.«
    »Alleine?«, fragte ich.
    »Das dritte links«, mischte sich Joe ein. »Da ist eine Tür, von der aus eine Treppe in das Zimmer ganz oben geht.«
    »Man geht durch ein Zimmer, um in ein anderes Zimmer zu kommen?«, wunderte Charlotte sich.
    »Jap. So funktioniert das eben bei geheimen Zimmern. Die Leute, die das Haus hier gebaut haben ... tja, man fragt sich schon, was die da oben wohl angestellt haben. Deshalb glauben wir auch, dass es da spukt.«
    Charlotte rümpfte für einen Moment ihre Nase über Joe, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte die Treppe hinauf.
    Toby bedeutete mir, ihm in die Küche zu folgen.
    »Wir haben Kekse«, fing er an, öffnete einen Schrank, undeine Motte flog heraus. »Aber die sind wohl schon pappig. Und – ah, guck mal! Magst du Käsekringel?«
    Er holte eine

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