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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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Toby und nahm die Hände von den Ellbogen. »Willst du mich etwas Bestimmtes fragen?«
    »Ja. Zunächst einmal: Woher hast du es gewusst? Und dann: Warum hast du keinem was gesagt? Hat Rose es Joe erzählt und Joe dir?«
    »Nein.« Tobys Lippen wurden zu schmalen Linien, jeder Hauch von Belustigung war verschwunden. »Das hatte nichts mit Joe zu tun. Joe hatte keine Ahnung.«
    »Aber wie ... Hat Aaron es dir erzählt?«
    »Nora, ist das alles, wonach du mich fragen wolltest? Nach Brians Unfall?«
    » Ist das alles? Er ist seitdem querschnittsgelähmt!«
    »Ich will es ja gar nicht runterspielen. Aber das war vor siebzehn Jahren! Und nach dem zu urteilen, was ich gelesen habe, haben sie damals nur herumgealbert. Ich leugne ja nicht, dass es tragisch ist oder dass die drei in dem anderen Wagen sich wie echte Arschlöcher fühlen sollten, aber ... Was soll das jetzt?«
    »Toby«, sagte ich leise. »Du hast eben gesagt: ›nach dem zu urteilen, was ich gelesen habe‹.«
    Er zögerte, als müsste er über seine Worte nachdenken. »Hab ich?«
    »Ja.« Mein Herz pochte wie verrückt. »Du hast den Brief gelesen, oder?«
    »Ist das nicht witzig?«, fragte er frostig. »Dass ich dir immerwieder Sachen erzählen möchte, obwohl du doch am allerwenigsten damit umgehen kannst?«
    »Ich kann damit umgehen«, verteidigte ich mich. »Ich bin kein Kind mehr.«
    Toby nahm seine Schlüssel aus der Hosentasche und betrachtete sie. »Bist du dir sicher?«
    »Ja.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Schon komisch, wenn man etwas bekommt, was man sich immer gewünscht hat, aber erst wenn man gerade aufgehört hat, es sich zu wünschen. Tage, Monate oder Jahre, nachdem man es aufgegeben hat. Hasst du das auch so sehr, wenn dir das passiert?«
    Ich schwieg.
    »Nora.« Nun sah er mich wieder an. »Was willst du von mir?«
    »Ich ... Zunächst mal würde ich gern wissen, ob du den Brief gelesen hast. Wo, wann und wie. Wenn es nicht über Joe war, dann ...«
    »Ich habe dir doch schon gesagt, dass mein Bruder nichts mit alldem zu tun hat!«
    Im nächsten Augenblick drehte er sich um und lief zurück in die Werkstatt. Doch noch bevor ich überhaupt reagieren konnte, war er schon wieder draußen und ging zu seinem Truck, der ein Stück weiter neben dem Gebäude parkte.
    Er stieg ein, startete den Motor und gab einige Male im Leerlauf Gas. Dann wendete er so, dass das Fahrerfenster zu mir zeigte.
    »Ich fahre nach Hause«, teilte er mir mit. »Ich habe Jake Bescheid gegeben; er soll sich einen Kollegen suchen, der für mich einspringt.«
    »Wieso?«
    »Weil ich hier nicht reden kann.«
    Ich stutzte. »Also reden wir?«
    »Ja, wenn es das ist, was du willst. Du kannst mir hinterherfahren. Aber sei dir lieber nicht so sicher, denn das letzte Mal, als ich mit dir reden wollte, hast du gekniffen. Tja, aber inzwischen bist du erwachsen. Und ich schätze, wenn du schon herkommst und anfängst, mir solche Fragen zu stellen, dann willst du die Antworten auch hören.«
    »Damals hatte ich ...«
    »Pst! Ich habe doch gesagt, dass ich hier nicht reden kann! Fahr mir nach, wenn du willst. Doch egal, was ich dir erzähle, du kannst nicht mittendrin beschließen, dass du es lieber doch nicht hören willst. Natürlich kannst du auch gleich zurück zu Charlotte fahren; ich würde es dir nicht übel nehmen. Überleg’s dir.«
    »Was wäre dir denn lieber?«
    Tobys gesundes Auge sah traurig aus, das andere müde.
    »Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört, mir irgendein bestimmtes Verhalten von dir zu wünschen«, erklärte er. »Du bist diejenige, die nach neun Jahren wieder aufgekreuzt ist. Ich hatte nicht mehr mit dir gerechnet, also frag mich auch nicht, was du tun sollst.«
    Dann trat er aufs Gas und fuhr vom Parkplatz.
    Keine Minute nach seiner Abfahrt war mir klar, dass ich ihm nachfahren würde. Allerdings wollte ich zuerst noch etwas anderes tun, damit es sich nicht falsch anfühlte.
    Ich holte mein Handy heraus und wählte unsere Nummer zu Hause.
    »Du klingst komisch«, stellte Neil fest, nachdem wir uns begrüßt hatten. »Ist alles in Ordnung?«
    »Nein.«
    »Was ist denn los? Macht der Wagen Ärger?«
    »Nein. Es ist ... Waverly.«
    »Wie es sich anhört, hast du also die Stadt satt. Na ja, an deiner Stelle wäre ich sowieso nur übers Wochenende geblieben.«
    »Nein, das ist es nicht.« Mit dem Telefon am Ohr ging ich über den Parkplatz zu meinem Wagen und stieg ein. »Neil, hattest du jemals vor, mit mir hierherzukommen? Dir anzusehen, wo ich

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