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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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versuchte, meinen Blick nachzuverfolgen.
    »Also«, begann ich, als mir bewusst wurde, dass mein Schweigen sie verlegen machte, »warum hast du bei der Zeitung aufgehört und bist Lehrerin geworden?«
    Wieder seufzte Charlotte. »Macht es dir was aus, wenn ich rauche?«
    »Nein, nur zu.«
    »Der Grund war jedenfalls nicht, dass mich Teenager begeistern«, gestand sie, angelte eine Schachtel Camel aus ihrer Umhängetasche und nahm sich ein Feuerzeug vom Couchtisch. »Du rauchst nicht, oder?«
    Ich verneinte stumm.
    »Na, ein Englisch-Studium bereitet einen nicht gerade auf die harte Realität vor, und zwischen mir und den Chefs der Voice gab es einigen Knatsch. Du weißt ja sicher, dass ich Reporterin für Waverly und Fairville war, oder? Alles lief auch ziemlich gut, bis ich diese Geschichte über den Feuerwehrfunk bringen sollte. Das ist inzwischen schon Jahre her, kaum zu glauben! Wie dem auch sei, damals hatte die Feuerwehr einen neuen Chef, und der regte sich tierisch über die Funkverbindung auf. Die Frequenz, die der Feuerwehr zugeteilt worden war, lag unmittelbar neben der von der Polizei, weshalb es jahrelang zu Funküberschneidungen kam und sie sich dauernd gegenseitig störten oder Brocken von ihrem Funkverkehr in der falschen Zentrale landeten. Der neue Feuerwehrchef schrieb an den FCC und bat um eine neue Frequenz, nur waren die mittlerweile so rar und lagen so eng beieinander, dasser den Bundessenat einschalten musste. Er sagte denen, dass es ein Sicherheitsrisiko sei, wenn sich Feuerwehr und Polizei gegenseitig blockierten.«
    »Klingt einleuchtend.«
    »Ja.« Charlotte zog an ihrer Zigarette. »Ich quatschte also mit dem Feuerwehrmann darüber, und er erzählte mir: ›Erst letzten Monat wollte einer meiner Männer eine Adresse bestätigen lassen und musste fast eine Minute lang warten, weil die von der Polizei gerade ihre Kaffeebestellung durchgaben.‹ Wie es aussah, gaben die Polizisten vom Revier manchmal ihre Kaffee- und Donut-Wünsche an die Kollegen im Streifenwagen durch, denn bei der Feuerwehr schnappten sie häufiger solche Funksprüche auf.«
    »Oh, und du hast ihn in deinem Artikel zitiert?«
    »Verdammt, ja! Alle fanden es witzig, wenn man von der Polizei – und ganz besonders dem Chief – einmal absieht. Aber war er vielleicht sauer auf den Feuerwehrmann, der alles ausgeplaudert hatte? Nein, die sind nämlich alte Freunde! Stattdessen war er stinkwütend auf mich, weil ich darüber geschrieben hatte.«
    »Wie blöd.«
    »Das kann man wohl sagen. Aber es kam sogar noch besser. Durch die Kaffeegeschichte fühlten sich natürlich die Witzbolde auf den Plan gerufen. Die bauten eine Pyramide aus Styroporbechern vorm Polizeigebäude auf, und jemand hat zig Becher in das Auto des Chiefs gekippt. Was das Letztere angeht, glaube ich ja, dass es einer seiner Kollegen war, aber jedenfalls ging der Chief da so richtig an die Decke. Er schrieb an meinen Chefredakteur: Was wäre gewesen, wenn er einen Notruf bekommen und nicht hätte fahren können, weil sein Wagen voller Kaffeebecher war? Es hätte jemand sterben können – und so weiter. Und selbstverständlich war alles meine Schuld. Plötzlich war Charlotte Hemsworth eine Bedrohung der öffentlichen Sicherheit, die ihre Artikel mit dem Blut anderer schrieb.«
    »Ach, du Schreck«, kommentierte ich und bemühte mich, nicht zu kichern.
    Charlotte nahm die Weinflasche in die Hand, schenkte sich nach und hielt sie in meine Richtung. »Willst du?«
    »Danke, ich hab noch.«
    »Dann trink aus. Wir machen die Flasche lieber leer, denn abgestanden schmeckt das Zeug nicht.«
    Ich nickte und schob ihr mein Glas hin.
    »Also ist mein Chefredakteur, Dave, mit dem Polizeichef essen gegangen, um die Wogen zu glätten.« Sie goss mir großzügig nach. »Er versprach ihm, dass wir in den nächsten Wochen ein paar Geschichten über die hervorragende Arbeit der Polizei bringen würden, bla, bla, bla. Als könnten wir sie erst plattmachen und es anschließend mit ein paar Lobeshymnen wieder hinbiegen. Wir sind doch nicht im Kindergarten! Was für ein Schwachsinn.
    Dave ließ die Artikel sogar von jemand anders schreiben, um den Chief zu besänftigen. Funktioniert hat es nicht. Hinterher hatte er mich immer noch im Visier – und die meisten seiner Leute auch. Über Unfälle oder kleine Vergehen zu berichten war eine Tortur. Und schlussendlich hatte Dave keine Lust mehr, sich mit der Geschichte zu befassen.«
    »Und da hat er dich gefeuert? Deswegen?«
    »Ähm,

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