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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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nein. Er setzte mich eine Weile woanders ein. Aber das war der Anfang vom Ende. Es wurde höchste Zeit, dass ich etwas anderes machte.«
    »Deshalb hast du auf Lehrerin umgesattelt?«
    Charlotte aschte ab und trank einen Schluck Wein. »Das schien mir damals eine gute Lösung zu sein. Aber ... Gott, wie gern würde ich jetzt auf Rose’ Geschichte angesetzt werden!«
    »Ja, das verstehe ich.«
    »Porter hält mich auf dem Laufenden, aber das ist eben nicht dasselbe.«
    »Ist Porter dein Nachfolger?«
    »Ja. Er arbeitete vorher schon bei der Zeitung, war für die Schulen zuständig. Als ich ging, haben sie ihm mein Ressort gegeben. Das ist schon okay, aber er findet, dass man mich mies behandelt hat.«
    »Seid ihr befreundet?«
    »Befreundet.« Charlotte blies den Zigarettenrauch zur Seite. »Und vielleicht auch mehr.«
    »Das heißt?«
    »Wir sind irgendwie schon zusammen.«
    »Ah. Das ist ... schön.«
    »Ja, das ist es wohl«, bestätigte sie wenig enthusiastisch. »Die Berichterstattung in diesem Fall ist seltsam. Die sagen einfach nicht alles darüber, wie ihre Knochen gefunden wurden; einige ziemlich große Informationsbrocken halten sie zurück.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel, dass die beiden, die sie gefunden haben – diese zwei Jungs, um die zwölf angeblich –, die Knochen in einer Art Korbkoffer entdeckten. Die lagen nicht bloß am Teich oder in einem Plastiksack oder so.«
    »Was? Woher weißt du denn das?«
    »Die große Schwester von dem einen Jungen ist in meiner Hausaufgabenbetreuung. Dort hat sie es einem anderen Mädchen erzählt.«
    »Und du hast dich nicht eingemischt und ihr gesagt, dass sie solche Sachen lieber nicht rumerzählen soll?«
    »Soll das ein Scherz sein? Natürlich nicht, Nora! Dann würde ich ja auch nichts mehr erfahren.«
    »In einem Korb?«, wiederholte ich, weil es mir irgendwie merkwürdig vorkam.
    »Ja. Ein Teil von dem Koffer ragte aus der Erde heraus. Die beiden Jungen fingen an, ihn auszugraben. Du weißt schon: Sie dachten, dass sie eine Art Schatztruhe gefunden hätten. Tja, leider erlebten sie dann eine böse Überraschung.«
    »Mein Gott! Wie furchtbar, wenn man in dem Alter so etwas sehen muss.«
    »Ja, das kann einen ganz schön verkorksen.«
    »Erzähl weiter«, verlangte ich.
    Charlotte setzte sich anders hin, sodass die Zigarette nur noch locker zwischen ihren Fingern hing.
    »Na ja, ich glaube nicht, dass die Jungs das erzählen durften. Ich denke eher, dass die Polizei das gerne unter Verschluss gehalten hätte. Der Korbkoffer könnte immerhin ein Beweisstück sein.«
    »Oder sie haben es nur erzählt, um sich interessant zu machen.«
    »Kann sein«, stimmte Charlotte mir zu, bevor sie noch einen Zug nahm. »Aber normalerweise steckt ein Körnchen Wahrheit in dem Kram, den Kinder erzählen.«
    »Schwer zu sagen, was das Körnchen in ›Korbkoffer‹ sein soll.«
    »Wie auch immer, Porter hat anscheinend noch keinen Wind davon gekriegt. Ich hatte es ihm gegenüber erwähnt, und er meinte, dass er nichts in die Richtung gehört habe und sich lieber nicht die Finger verbrennen wolle. Die letztenpaar Tage hat er sich mehr mit der Vorgeschichte beschäftigt. Stattdessen hat er versucht, mit früheren Nachbarn zu reden und herauszubekommen, wie sie zu Rose standen und was sie von dem Fall halten. Bisher hat er aber eigentlich nur mit Mrs. Shepherd sprechen können, dem alten Klatschmaul.«
    Ich nickte. Mrs. Shepherd hatte mich als Kind dafür bezahlt, dass ich ihre Katzen fütterte. Insgeheim hasste ich sie damals, seit ich im Alter von zehn Jahren zufällig bei einem Straßenfest gehört hatte, wie sie jemandem – sehr viel lauter, als ein sensibler Mensch es je getan hätte – erzählte, warum sie mich und nicht Charlotte mit der Katzenfütterung beauftragt hatte: Jeder wisse doch, dass Charlotte blitzgescheit sei, aber ich sei nun einmal solch ein scheues kleines Mädchen, und sie wolle mein Selbstvertrauen stärken. Mein Selbstvertrauen stärken? Als hätte sie das erreichen können, indem sie mich ein paar stinkende Katzen füttern ließ!
    »Er hat auch versucht, mit den Millers und Toby Dean zu reden«, fuhr Charlotte fort.
    »Mit Schieli?«
    »Ja. Wow, ich hatte total vergessen, dass wir ihn so genannt haben.« Charlotte warf eine Hand nach hinten, wobei ihre Zigarette abermals lässig zwischen zwei Fingern baumelte. »Jedenfalls mochte keiner von ihnen so richtig was sagen. Ich schätze, niemand wollte den Banks zu nahe treten. Aber ich glaube, ich

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