Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
Vom Netzwerk:
Quatsch.«
    »Dann weiß ich gar nicht, ob ich den überhaupt gucken will.«
    Bisher hatte Charlotte noch nichts gesagt. Rose hatte uns panierte Hähnchen im Ofen gemacht, und Charlotte pulte hingebungsvoll die Panade von ihrem Hähnchenschenkel.
    »Wir müssen ihn ja nicht sehen. Aber es wird nicht weniger wahr, nur weil du es dir nicht anguckst. Der einzige Unterschied ist der, dass du, wenn du den Film guckst, hinterher weißt, womit du es zu tun hast.«
    Ich wusste nicht genau, was sie meinte, aber es hörte sich an, als wollte sie behaupten, dass ich feige war.
    »Dann gehen wir halt zu dir und holen ihn«, schlug ich vor. »Wir können ja erst mal lesen, was auf der Hülle steht.«
    Charlotte blieb am Tisch sitzen.
    »Ist der ab siebzehn?«, fragte sie und leckte sich die Finger ab. »Ich darf nämlich keine Filme ab siebzehn gucken.«
    »Natürlich ist der nicht erst ab siebzehn«, versicherte Rose. »Ich bringe doch keine Filme ab siebzehn mit, wenn ich zum Babysitten gehe. Komm schon, Charlotte.«
    »Aber du fluchst auch, wenn du hier bist.«
    Ich versuchte, nicht auf Charlottes fettig glänzende Finger zu starren und nicht darauf zu achten, wie sie kleine Hähnchenhautreste unter den Fingernägeln herauslutschte. Meine Mutter würde mir was erzählen, wenn ich so äße.
    »Das ist was anderes«, verteidigte sich Rose. »Fluchen tut keinem was, jedenfalls nicht so wie Sex oder Gewalt. Fluchen ist bloß ein harmloses Hobby von mir. Lasst uns gehen.«
    Es war schon dunkel, deshalb machte ich mir wenig Sorgen, dass meine Mutter oder Mrs. Crowe uns vorbeigehen sehen würden – sehr wohl aber, dass eine von ihnen uns hören könnte.
    »Pst«, zischte ich, als wir an Mrs. Crowes Haus vorbeikamen. »Wir müssen ganz, ganz leise sein.«
    Rose und Charlotte sahen einander an, und Charlotte kicherte leise.
    »Jagen wir Kaninchen oder was, Nora?«, fragte Rose flüsternd.
    Ich war still, bis wir an unserem und auch fast an Mrs. Shepherds Haus vorbei waren. Doch den Rest des Wegs zu Rose kochte ich innerlich. Man war komisch, wenn man sagte, was man wollte, und auch komisch, wenn man es nicht tat. Wieso war ich immer die Komische, nur weil man den beiden alles haarklein erklären musste?
    Es war das zweite Mal, dass ich bei Rose zu Hause war. Von außen hatte ich das Banks-Haus schon vorher sehr gemocht. Es war weniger altmodisch als das von Mrs. Crowe, aber altmodischer als das der Familie Hemsworth. Ebenso wie Charlottes Haus, so war auch das von Rose ein Landhaus, aber ohne Garage. Der Außenanstrich – dunkelrot mit weißen Fensterrahmen – erinnerte mich an eine alte Scheune. Auf mich wirkte es wie ein Haus, in dem es fröhlich zuging: wo Kinder auf dem Teppich lagen und »Operation« spielten oder es Zimtkekse frisch aus dem Ofen gab.
    Rose ging voraus – die Einfahrt entlang, die Stufen hinauf und durch die schwere weiße Tür.
    »Hallo!«, rief sie und führte uns durch einen kurzen dunklen Flur in das vollgestopfte Wohnzimmer. »Ich bin wieder da!«
    Es überraschte mich, dass ihre Eltern im Wohnzimmer vor dem Fernseher saßen, denn Rose’ Eltern waren sonst fast nie zu Hause, weil sie so viel in ihrem Restaurant arbeiten mussten.
    »Hallo, Zuckerschnute«, grüßte ihr Dad, der im Schaukelstuhl saß. Ich begriff gar nicht gleich, dass er mit Rose sprach, denn für mich hatte sie nie etwas Süßes gehabt, und außerdem war ich mir ziemlich sicher, dass es mir nicht gefallen würde, »Schnute« genannt zu werden.
    »Hallo, Mädchen.« Rose’ Mom saß auf einer Zweiercouch. Der Bezug war cremeweiß mit dunkelrosa Blüten und grünen Blättern, die wie gemalt aussahen.
    »Hallo«, antwortete Charlotte, während ich mich umsah. In dem Zimmer standen zu viele Möbel und anderer Kram. Über dem Kopf von Rose’ Dad hing ein Bild von einem Schaukelpferd und darüber ein Schwarz-Weiß-Foto von einer Wüste. Rose’ Mom hatte sich gegen einen Stapel nicht zusammenpassender Kissen gelehnt, von denen einige glänzten wie Ballkleider. Und sie hatte sich mit einem Quilt aus Batikstoffen zugedeckt. Guckte man zu lange auf die vielen Vierecke mit den roten und orangen Kreisen, wurde einem schwummerig.
    »Hi, Nora«, sagte Mrs. Banks.
    »Hi«, murmelte ich.
    »Ach, lass sie doch, Wanda«, bat Rose. »Sie hat gegrüßt, du hast sie bloß nicht gehört.«
    Hatte ich nicht, aber ich widersprach ihr nicht.
    »Was wollt ihr Mädels?«, fragte Mr. Banks.
    »Ich will nur den Film holen. Wie war er denn, Dad?«
    Mr. Banks rieb

Weitere Kostenlose Bücher