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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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anderes aus Charlottes Büchern ein. In einem davon stand, dass manche Leute einen Handabdruck an ihre Tür oder an die Hauswand hängen, um den bösen Blick abzuwehren. Also verschob ich die Blätter so, dass beide Kinderhände zu sehen waren, auch wenn ich mir nicht sicher war, wen ich eigentlich beschützen wollte – Rose oder ihre Mom. Vermutlich Mr. Banks, denn er schien es am ehesten nötig zu haben.
    »Okay, komm, Nora«, rief Rose, dann sagte sie zu ihren Eltern: »Bis später, Leute.«
    »Bye«, verabschiedete ich mich von ihren Eltern und sah Mr. Banks dabei in die Augen, wie es sich gehörte. Bei Mrs. Banks schaffte ich es nicht. Eilig folgte ich Rose zur Haustür.
    »Deine Eltern sind nett«, stellte Charlotte fest, als wir aus dem Haus und wieder auf der Straße waren.
    Rose grunzte etwas.
    »Gefällt es ihnen, ein Restaurant zu haben? Musst du manchmal beim Spülen helfen?«
    »Weiß ich nicht und nein. Nein zum Spülen.«
    »Glaubst du, du willst das Restaurant einmal übernehmen, wenn du groß bist?«
    »Nein.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil es dann längst geschlossen hat.«
    »Warum das denn?«
    »Wahrscheinlich hat es nicht mal mehr ein halbes Jahr auf – und erst recht nicht, bis ich erwachsen bin.«
    »Warum nicht?«, fragte Charlotte hartnäckig.
    Rose seufzte. »Glaub mir einfach. Das ist langweiliger Kram, da geht es um Geld und so.«
    Charlotte stutzte, dann entschied sie sich für ein anderes Thema. »Wieso sagst du Wanda zu deiner Mom?«
    »Meine Schwester sagt Mom zu ihr, ich Wanda. So kann sie uns auseinanderhalten.«
    Während Charlotte und ich über diese seltsame Erklärung nachdachten, ging Rose noch weiter den Hügel hinauf, vorbei an den Bäumen auf dem Niemandsland zwischen den Cooks und den Larsons, in die Fox Hill Road, die leicht bergab führte und schließlich wieder bergauf. Oben standen zwei Häuser,dann kam Tobys Haus – direkt vor der Mülldeponie. Das war auch so eine Sache, wegen der die anderen Toby verspotteten: Sie behaupteten, er würde ebenso stinken wie der Müll dort, was aber gar nicht stimmte.
    Einige Schritte hinter der Biegung blieb Rose stehen und sah nach oben. Charlotte und ich machten es ihr nach, ohne zu wissen, warum.
    »Seht ihr?«, fragte Rose. »All die Sterne? Nach dem Film denken wir sicher anders über sie. Jeder von ihnen könnte eine Sonne sein. Da draußen muss es noch haufenweise andere Wesen geben, die um andere Sonnen kreisen.«
    »Kann sein«, murmelte Charlotte skeptisch.
    Rose schien sie nicht zu hören. »Ich hoffe nur, dass uns die richtigen zuerst erreichen.«
    Mit diesen Worten ging sie weiter. Als wir ihr folgten, hörten wir auf einmal ein Motorgeräusch, und plötzlich leuchteten Scheinwerfer auf.
    »Aus dem Weg!«, schrie Rose und riss mich am Ärmel zur Seite. Charlotte sprang an den Straßenrand; einen Bürgersteig gab es hier nicht.
    Der Fahrer bremste und hielt ein Stück vor uns.
    »Was zum Teufel machst du denn da, Rose?«, brüllte der Junge, der aus dem Wagen stieg, sie an. »Willst du die Mädchen umbringen?«
    Rose murmelte etwas, was wie »Kann dir doch egal sein« klang.
    »Was hast du überhaupt vor? Deine Mom sagt, du willst zu Joe?«
    »Stimmt genau. Und ich babysitte heute Abend, wie du siehst.«
    »Ja, das machst du ja richtig prima!«
    »Halt die Klappe, Aaron. Was willst du überhaupt?«
    Ich sah mir Aaron genauer an. Er war groß, hatte sandbraunes Haar, blitzende Augen und hübsche Zähne. Charlotte hatte recht: Er sah gut aus.
    »Ich wollte nur wissen, ob du später noch kommst. Paul hat mir erzählt, dass seine Eltern nur im Kino sind. Ich wette also, du bist um halb zehn fertig.«
    »Überwachst du mich jetzt etwa, du Stalker?«
    »Soll ich dich abholen, wenn du so weit bist? Du kannst mich bei Steve erreichen.«
    »Nein. Ich weiß nicht, mir ist nicht danach.«
    Charlotte und ich standen bei den immergrünen Sträuchern an der Seite und beobachteten all das fasziniert. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie es war, sechzehn zu sein und einen so gut aussehenden Jungen abzuweisen, der mich um ein Date bat. Rose war ein echter Rockstar!
    »Rose«, bat Aaron und legte eine Hand auf ihre Schulter, »warum kannst du nicht wenigstens ...«
    »Nimm verdammt noch mal deine Pfoten von mir!«, fauchte Rose ihn an. »Du machst mich ganz krank!«
    Charlotte und ich sahen uns an. Das hier war kein Hobby-Fluchen. Nein, Rose war wirklich wütend.
    »Du bist so eine hysterische Ziege, Rose«, schimpfte Aaron und stieg

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