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Rosenrot, rosentot

Rosenrot, rosentot

Titel: Rosenrot, rosentot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Arsenault
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beiseite.
    »Im Ernst?« Ich klappte das Buch zu. »Seit wann denkt er das?«
    »Heute Abend hat er es zum ersten Mal ausgesprochen. Er sagt, dass er es damals verdrängt hat, aber Aaron war wohl wirklich sehr wütend auf Rose. Paul zufolge wurde das irgendwann richtig schlimm. Ich vermute, dass er sie in Verdacht hatte, einen anderen zu haben, und damit nicht fertig wurde.«
    »Warum hat Paul denn nicht gleich was gesagt?«
    »Na ja, damals haben der Polizei viele Leute erzählt, dass es zwischen den beiden nicht gut lief. Aber ich schätze, dass diese Spur nirgendwohin führte. Und vergiss nicht, dass Paul und Aaron an dem Abend, als Rose verschwand, zusammen waren; die ganze Fußballmannschaft war zusammen unterwegs.«
    »Stimmt, das sagtest du schon.« Mir fiel wieder ein, dass Joe mir erzählt hatte, er habe an dem Abend gearbeitet. Anscheinend hatten es Rose’ frühere Mitschüler sehr eilig, jeden an ihr Alibi für den fraglichen Abend zu erinnern. »Und wie ...«
    »Außerdem dachten am Ende sowieso alle, sie wäre von irgendeinem Psycho entführt worden. Danach sah es am ehesten aus, und neben Weglaufen schien das auch die naheliegendste Variante zu sein. Paul sagt, er habe sich auf die beiden Möglichkeiten festgelegt und versucht, nicht an Aaron zu denken.«
    »Und das hat sich jetzt geändert, weil sie gefunden wurde?«
    »Zumindest steht ja nun fest, dass sie nicht weggelaufen ist. Ich schätze, nachdem ein paar Jahre vergangen waren, in denen keiner von ihr gehört hatte, hielten das sowieso langsam alle für unwahrscheinlich. Nicht dass irgendjemand darüber gesprochen hätte. Und irgendein Psycho ... na ja. Würde der nach über zehn Jahren mit ihrer Leiche zurückkommen und sie in Waverly vergraben?«
    »Wie sicher ist es denn, dass die Leiche bewegt wurde? Und warum kann der Psycho niemand von hier sein?«
    »Warum kann es nicht Aaron sein? Aarons Eltern sind erst vor ein paar Jahren in den Ruhestand gegangen und auch erst dann aus Waverly weggezogen. Denk mal darüber nach.«
    »Du meinst, als sie ihn gebeten haben, zu kommen und sich seine alten Star-Wars-Figuren und Baseballwimpel zu holen, dachte er sich, dann kann er auch gleich seine Exfreundin mit wegräumen?«
    »Das ist nicht witzig.«
    »Ich versuche ja nur, zu verstehen, worauf du hinauswillst. Glaubst du nicht, dass die Polizei das alles schon überprüft hat?«
    Charlotte zuckte mit den Schultern. »Ich rede gar nicht von der Polizei, sondern ich erzähle dir lediglich, was Paul denkt. Er und Aaron waren nicht gerade dicke Freunde, aber durch den gemeinsamen Sport kannten sie sich ziemlich gut. Und er sagt, dass Aaron echt aufbrausend sein konnte und nicht allzu viel Skrupel hatte.«
    »Bist du sicher, dass Paul nicht bloß paranoid ist, weil man sie gefunden hat? Ich meine, es macht allen Angst, dass ihre Leiche so aufgetaucht ist«, wandte ich ein. »Vielleicht ist es ein Reflex, auf jeden Fall aber ist es natürlich, dass man anfängt, an dem zu zweifeln, woran man sich erinnert, wenn ...«
    »Da ist etwas, was Paul mir nicht sagt«, fiel Charlotte mir ins Wort.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich weiß es einfach. Ich habe immer geglaubt, dass da was zwischen ihm und Rose gewesen ist. Als Kind habe ich mir gern eingeredet, die beiden wären insgeheim ineinander verliebt, weißt du noch?«
    Ich bejahte stumm. »Warum fragst du ihn nicht?«
    Charlotte schüttelte den Kopf und nippte halbherzig an ihrem Wein.
    »Versteh das bitte nicht falsch, Nora, aber du hast keine Geschwister. So reden wir eben nicht miteinander; wir fragen uns nicht einfach.«
    »Tja, aber wissen willst du es trotzdem, oder?«, hakte ich nach. Ihre kleine Spitze ignorierte ich einfach. »Willst du denn überhaupt wissen, was er dir nicht erzählt hat?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand sie.
Die magischen Künste
Oktober 1990
    Das mit den Runen war meine Idee gewesen, doch dann übernahm Charlotte das Kommando. Meinen Plan, draußen nach flachen Steinen zu suchen und Symbole hineinzukratzen, lehnte sie ab, weil ihr das nicht schnell genug ging. Sie hatte ein großes Stück gewellte Pappe gefunden und machte sich nun daran, es mit einer winzigen Bastelschere in Ovale zu schneiden.
    Mindestens eine Stunde lang arbeitete sie sich an der Pappe ab. Zwischendurch unterbrach sie ihre Arbeit immer wieder, um die Runen zu zählen und die wunde Hand zu schütteln, bat uns jedoch nicht um Hilfe. Rose und ich saßen auf dem Sofa und blätterten durch Die magischen Künste . Ich

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