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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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erkenne vier Täter
    von unterschiedlichen Dimensionen, um die wir uns kümmern sollten. Der Reihe nach, vom leichtesten bis zum schwersten Fall: Robert Ehnmark in Rudhagen, weil er zulässt, dass Patienten als medizinische Versuchsobjekte benutzt werden. Joakim Backlund bei Reines Haus, weil er flüchtige Abschiebungskandidaten als Reinigungskräfte beschäftigt und konsequent Steuern hinterzieht. Carl-Ivar Skarlander bei Dazmus Pharma, weil er flüchtige Abschiebungskandidaten unter sklavereiähnlichen Verhältnissen als Reinigungskräfte einsetzt, weil er psychisch Kranke als Versuchstiere benutzt und weil er den Mord an Winston Modisane in Auftrag gegeben hat. Dag Lundmark, weil er vier Morde, einen mutmaßlichen Mord und einen Mordversuch begangen hat. Habe ich jemanden vergessen?«
    Die A-Gruppe dachte nach. Sie fanden keinen mehr. Aber es reichte auch so.
    Jan-Olov Hultin steckte den Verschluss auf das ausgetrocknete Edding und sagte: »Wie viele protestieren, wenn wir das Wochenende absagen und durcharbeiten?«
    Keiner protestierte.
    Es war sieben Uhr am Abend des siebten September, ein Freitag.

31

    Chavez und Nyberg fuhren zum zweiten Mal an diesem Freitag zum Björkhagsväg nach Lidingö hinaus. Dort wohnte der Informationschef von Dazimus Pharma.
    Carl-Ivar Skarlanders Villa war ziemlich bombastisch. Ihren Angaben zufolge war er geschieden. Er lebte allein in der riesigen Villa. Sie standen davor und klingelten. Das Haus lag völlig im Dunkeln. Der Regen strömte auf sie herab. Sie kehrten zum Wagen zurück. Gunnar Nyberg warf einen etwas missmutigen Blick in die Seven Eleven-Tragetüte, die er vom Rücksitz herüberhob. Der Duft gut verpackter warmer Würstchen stieg in sein sensibles Riechorgan. Er griff seinen Plastikbecher Asketenfutter, bog den Deckel ab, bekam eine Sturzflut von Kaffee in den Schoß und war verstimmt. Chavez steckte ein Kabel in den Zigarettenanzünderkontakt des goldgelben Renaults und schloss sein internetfähiges Mobiltelefon an. Es würde eine lange Nacht werden.
    Söderstedt und Norlander fuhren nach Eskilstuna und von dort weiter zur Rudhagen-Klinik. Der Leiter Robert Ehnmark war zwar nicht anwesend, doch es gelang ihnen, vermittels Drohungen Einsicht in Ola Ragnarssons und Dag Lundmarks Krankenakten zu erhalten. Ihre Drohungen waren stark übertrieben, um eine ziemlich lange und hitzige Diskussion kurz zusammenzufassen. Die Nachtaufsicht schleppte Ragnarssons umfangreiche und Lundmarks nicht ganz so umfangreiche Mappen herbei und legte sie auf den Tisch eines leeren Behandlungszimmers. Eine Weile stand sie da und betrachtete Arto Söderstedt. Sie hatte schon ziemlich lange etwas auf dem Herzen.
    »Ja?« sagte Söderstedt schließlich.
    »Ich muss einfach fragen«, sagte sie vorsichtig. »Sind Sie Albino?«
    Norlander lachte, Söderstedt seufzte. Es würde eine lange Nacht werden.
    Hultin fuhr zu Niklas Grundström nach Hause. Er ließ die Klingel an der Wohnungstür in Fredhäll lange läuten, bevor Grundström, einen ordentlichen Whisky in der rechten Hand, öffnete. Hinter ihm dröhnte Der König der Löwen in voller Lautstärke.
    »Ja, danke«, sagte Hultin ungebeten und trat ein.
    Frau Grundström kam mit einem Säugling über der Schulter in den Flur. Es roch ausgesprochen schlecht. Frau Grundström war jung und säuglingsverschlissen. Außerdem war sie schwarz.
    Hultin starrte sie verblüfft an und streckte ihr die Hand hin: »Jan-Olov Hultin«, sagte er. »Kollege Ihres Mannes.«
    »Elsa«, sagte Frau Grundström schlafwandlerisch und ging weiter zur Toilette.
    Hultin wandte den Blick zu Grundström hoch. Der lächelte ironisch.
    »Tut mir leid, dass ich hier am Freitagabend so eindringe«, sagte Hultin ein wenig verwirrt. Er hatte eine pedantisch ordentliche Junggesellenwohnung erwartet. Statt dessen fand er ein chaotisches Nest mit Gerümpel in allen Ecken und vier schreienden Mulattenkindern unterschiedlicher Größe.
    Da lachte Niklas Grundström. Es dauerte fast eine Minute. »Wir gehen ins Arbeitszimmer«, sagte er schließlich. »Willst du einen Whisky?«
    Hultin lachte kurz auf und wiederholte – in ganz anderem Tonfall: »Ja, danke.«
    Es würde eine lange Nacht werden.
    Im Polizeipräsidium waren mit anderen Worten nur Paul Hjelm und Sara Svenhagen zurückgeblieben. Und ihre Büros lagen drei Zimmer auseinander.
    Paul kam in sein und Kerstins Zimmer. Er setzte sich und starrte eine Weile vor sich hin. Am Fenster lief der Regen in seltsamen Mustern herab.

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