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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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zu sein. Ohne schwitzige Hände. Wenn es auch nur wenig gewesen war. »Ja«, keuchte er.
    »Okay«, sagte Einar Högström. »Warum ist es so wichtig?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Victor Lövgren ist möglicherweise in Gefahr. Mehr kann ich nicht sagen. Aber ich garantiere, dass es stimmt.«
    »Garantiere...«
    »Was kann ich noch tun? Bitten und betteln? Mich in Sack und Asche kleiden? Von mir aus.«
    »Ja, schon gut. Vicke kommt ursprünglich aus Stockholm. Er hat irgendwo in den Schären eine Hütte. Dahin wollte er. Hat er gesagt.«
    »Kannst du es genauer beschreiben?«
    »Ich nicht, aber vielleicht...«
    »Vielleicht?«
    »Vielleicht Olle. Ich seh mal nach.«
    Einar Högström verschwand. Anscheinend konsultierte er den unbekannten Olle. Der nicht lange unbekannt blieb.
    »Ja«, kam es aus dem Hörer. »Hier ist Olle Bengtsson.«
    »Hej, Olle«, sagte Hjelm bereitwillig. »Paul Hjelm. Reichskrim. Weißt du, wo Victor Lövgren sein Sommerhaus hat?«
    »Es heißt Storängen. Auf der Südseite von Ljusterö. Es liegt völlig isoliert. Kein Telefon, kein Fernsehen.«
    »Bist du mal da gewesen?«
    »Vor einigen Jahren, als er seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert hat. Es war ziemlich asketisch. Außer an der Getränkefront.«
    »War Dag Lundmark auch da?«
    »Dagge? Das arme Schwein, ja. Stimmt es, dass er flüchtig ist? Hat das hier mit ihm zu tun?«
    Hjelm biss sich auf die Zunge. Viel zu spät, wie man zu sagen pflegt. »Weiß nicht«, sagte er. Das war unverfänglich.
    »Ja, Dagge war da. Er hat sich natürlich total danebenbenommen. Sich vollaufen lassen. Es war nur ein paar Monate bevor er total versackt ist.«
    »Kannst du etwas genauer beschreiben, wo es liegt?«
    »Ich habe noch die Einladung. Sie hängt hier an meiner Pinnwand. Warte einen Moment.«
    Hjelm wartete einen Moment. Darauf bekam er eine äußerst detaillierte Wegbeschreibung – und stand damit vor einem moralischen Dilemma.
    Er war allein im Präsidium. Sollte er auf die anderen warten? Oder war es angesagt, sich zu blamieren und allein loszuziehen? Wie in den klischeeüberladenen schwedischen Bullenserien im Fernsehen?
    Eine innere Stimme musste entscheiden. Sie sagte: ›Wenn es passiert, dann lass mich nicht im Stich.‹
    Er machte sich auf den Weg. Holte den Wagen aus der Garage und tuckerte los. Die E 18 war ihm freundlich gesinnt, wenig Verkehr in seiner Richtung. Er nahm die Abfahrt bei Akersberga und fuhr die Küste entlang. Bei Roslagskulla bog er zur Ljusterö-Fähre ab. Er musste eine Viertelstunde warten. Beißender Wind.
    Mit der Taxikarte über dem Lenkrad, fuhr er vom Fähranleger Lervik nach Süden. Die Straße schlängelte sich über mehrere Landspitzen der seltsam geformten Insel. An einem Seitenweg, der einem Kuhpfad ähnelte, stand ein kleines Schild, das ganz schüchtern ›Storängen‹ sagte. Am Ende des Wegs ließ er den Wagen stehen und ging zu Fuß in den Wald. Er zog Olle Bengtssons Wegbeschreibung zu Rate, fand den Weg mit Briefkästen, bog ab, sah den Pfad und war überzeugt, sich verlaufen zu haben. Er erreichte eine kleine Lichtung. Auf der Erde lagen ein paar in den Schmutz getretene Tageszeitungen. Sie waren zu Hüten gefaltet. Da zog er seine Dienstwaffe. Die letzten Meter schlich er sich langsam an. Der Wind war immer noch beißend.
    Die Hütte lag unbestreitbar isoliert. Keine anderen Häuser in Sichtweite, kein Leben. Und auch die Hütte verriet kein Leben. Mit leisen Schritten ging er die drei Stufen hinauf. Auf der Veranda stand ein erloschenes Windlicht. Ein paar leere Bierdosen schepperten im Wind.
    Er drückte sich an die rotgestrichene Außenwand. Die Tür sah ziemlich massiv aus. Sie würde nicht ohne weiteres einzutreten sein. Vorsichtig streckte er die Hand aus und drückte die Klinke nach unten. Die Tür war auf.
    Er ließ sie langsam aufgleiten. Sie knarrte ein wenig, aber nichts rührte sich im Inneren. Er ging hinein.
    Der Fußboden war mit Spielzeug bedeckt.
    Er ging weiter, wandte sich nach rechts, kam in einen Schlafraum.
    Ein Bett. Auf dem Nachttisch eine Polaroidkamera.
    Und im Bett ein Mensch. Ein toter Mann.
    Hjelm betrachtete das tote Gesicht. Er kannte den Mann nicht. Seine Hände waren über der Brust gefaltet, und er sah ganz friedvoll aus. Es musste Kriminalkommissar Victor Lövgren sein. Und er war noch nicht lange tot.
    Ein kurzes Geräusch. Eine Bewegung. Etwas glitt über den Fußboden.
    Aber wo?
    Die Waffe ziellos gezückt.
    Wieder das Geräusch. Es kam aus dem toten

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