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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Häufchen von Technikern und Polizeiassistenten. Unermüdlich gruben sie weiter in dem schweren Lehmboden, der sich den Spaten hartnäckig widersetzte, immer öfter mit einem aufreizenden Schlürfen wieder zurückrutschte und jede Arbeit illusorisch werden ließ.
    Es war der dritte Acker, den sie sich vornahmen. Die örtlichen Experten hatten mindestens acht genannt, die zu Ola Ragnarssons vager Beschreibung passten. Von allen acht Äckern aus sah man die Kirche von Grönby zwischen den Bäumen aufragen. Allerdings sah man immer weniger.
    Als sie angefangen hatten, war es noch mitten am Tag gewesen. Die Spätsommersonne hatte ihre milde Decke über das südschonische Flachland gebreitet. Niemand hatte daran gedacht, dass man Stiefel und Regenzeug brauchen würde. Also hatte keiner so etwas dabei. Nachdem sie den ersten Acker unverrichteter Dinge verlassen hatten, waren ihnen beim zweiten leichte Regenschleier entgegengeweht. Und jetzt, auf dem dritten, schüttete es. Und es gab auch keinen Grund mehr, dass es aufhörte – es war nichts mehr da, was noch nass werden konnte.
    Hjelm machte ein paar prüfende Schritte im Schlamm. Es gelang ihm nur mit größter Mühe, sich überhaupt vom Fleck zu bewegen. Es schmatzte und sog unter seinen Füßen. Alles war durchtränkt, das ganze Dasein war durchtränkt. Er dachte an Überschwemmungskatastrophen in Bangladesh und Kolumbien, an Schlammlawinen, die Menschen und Gebäude ohne Vorwarnung mitrissen. Dann warf er einen kurzen Blick hinüber zur Kirche von Grönby, deren Mittelschiff aus dem Mittelalter stammte. Als Kirchenfetischist, der er war, hatte er sich zwischendurch davongestohlen und sie besichtigt. Das Chorgewölbe wies großartige Malereien des sogenannten Snärestadsmeisters von ungefähr 1350 auf. Der Turm war 1741 angebaut worden, und in den 1870er Jahren wurde das Querschiff hinzugefügt. Es war der Turm von 1741, der mit einer gewissen Nachsicht auf die durchtränkte Gesellschaft hinabblickte. Die Kirche schien keine Furcht davor zu haben, dass Schlammlawinen sie fortreißen könnten.
    Aber sie hatte ja auch schon etwas mehr Erfahrung.
    Außerdem klang der Regen. Nicht jenes stille Strömen, das schwache Dröhnen, das entsteht, wenn Regentropfen auf Blechdächer trommeln, sondern ein massives, beinah schrilles Prasseln, das sich für den Stadtbewohner besorgniserregend anhört.
    Durch das Regengetöse erklang plötzlich eine menschliche Stimme, mit südschonisch rollendem R. »Hier haben wir etwas.«
    Sara Svenhagen schauerte zusammen, es war ein Schauern, das durch Mark und Bein ging und nicht allein mit der Nässe zu erklären war. Sie ließ etwas zu Boden fallen und griff nach seiner Hand. Während sie ihn in Richtung des Sprechenden zog, blickte er zurück in die Ackerfurche, wo sie etwas hingeworfen hatte. Da lag eine gepellte Kartoffel. Es war ein wenig überraschend.
    Der kleine Menschenhaufen rückte zusammen, man suchte instinktiv die Nähe der anderen. Paul und Sara standen dort Hand in Hand, ohne darüber nachzudenken. Ein paar Stablampen streuten schwaches Licht durch das Nachmittagsdunkel; die Lichtkegel tanzten über den Lehmfurchen. Ein Mann kniete im Schlamm.
    Als er zu ihnen aufblickte, beleuchtete einer der Lichtkegel sein Gesicht, und ein kreisrunder weißer Blick stieg aus einem lehmdunklen triefenden Gesicht auf.
    Es war ein Blick, der aufgeben wollte – aber nicht durfte.
    Paul Hjelm nickte leicht und sagte: »Ich weiß, Nilsson. Ich kann es machen.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. Die Lichtkegel konzentrierten sich auf einen Punkt bei seinen Händen. Aber die zitterten noch immer. Langsam packten die Hände die Zipfel der schwarzen Plastikfolie, die aus dem matschigen Boden hervorragte, und schlugen sie auseinander.
    Plötzlich war Hjelm dankbar für den Regen. Für einen kurzen Moment schien alles einen Sinn zu haben. Der Regen milderte den Gestank. Die Wolke von Ausdünstungen, die aus dem schwarzen Plastiksack aufstieg, wurde durch die Wasserkaskaden gedämpft. Und auch das Blickfeld war mildtätig diffus – die Konturen des stark mitgenommenen Gesichts waren mit Mühe und Not erkennbar. Leider war Hjelms Phantasie so lebhaft, dass das keinen größeren Unterschied machte; er hatte keine Probleme damit, vor seinem inneren Auge die Insekten zu sehen, die auf der Jagd nach den letzten Resten essbarer Materie in den Gesichtsöffnungen ein- und auskrochen.
    Sara Svenhagen drückte seine Hand. Er drückte zurück. »Es ist noch einer

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