Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
fragte Robert Lindblom.
    »Wir haben noch keine Möglichkeit gehabt, die Todesursache festzustellen«, sagte Nils Krogh. »Aber sie lagen in Plastiksäcken.«
    »Und Anders?« sagte Lindblom und richtete mit sicherem Gespür das tiefe Dunkel seines Blicks direkt auf Paul Hjelm.
    »Wir wissen es noch nicht«, sagte Hjelm und verspürte ein körperliches Unbehagen, als der Blick ihn traf.
    »Wer ist das?« sagte Lindblom zu Johansson.
    »Paul Hjelm von der Reichskriminalpolizei«, sagte Hjelm. »Dies ist Sara Svenhagen, auch Reichskriminalpolizei. Können Sie sich jemanden denken, der Sjöbergs etwas Böses gewollt hätte? Der kleinste Verdacht ist wichtig.«
    Robert Lindblom sah den Fremdling misstrauisch an und sagte: »Natürlich nicht. Wenn, dann höchstens Veganer.«
    »Veganer wollen nicht einmal Zecken entfernen«, stieß Nils Krogh hervor und erntete einen bissigen Blick von Sten Johansson. Es schien nicht das erste Mal zu sein, dass derartige Blicke zwischen ihnen gewechselt wurden.
    »Denen kommt es auf Menschen nicht so genau an«, sagte Lindblom grämlich.
    »Wie weit voneinander entfernt wohnen Sie?« fragte Sara Svenhagen.
    »Unser Land grenzt aneinander. Aber wir können unsere Höfe gegenseitig nicht sehen, wenn Sie das meinen.«
    »Das meine ich.«
    »Es sind siebenhundert Meter von Hof zu Hof«, sagte Lindblom.
    »Wie lange sind sie schon weg?« fragte Sara Svenhagen.
    »Jetzt wohl zwei Wochen.«
    »Sie sollten morgen zurückkommen, am Donnerstag, dem
    sechsten September«, präzisierte Margareta Lindblom. »Ich habe sie am Mittwoch vor zwei Wochen zum letzten Mal gesehen. Wir waren drüben und haben ein paar empfindliche Blumen geholt, die wir gießen sollten. Orchideen.«
    »Und wer hat sich um die Tiere gekümmert?«
    »Eine Firma, die so etwas macht«, sagte Margareta Lindblom. »Eine Art Landwirt-Pool. Wir haben sie auch schon in Anspruch genommen. Bondejouren AB.«
    »Und Sie haben keine verdächtigen Personen in der Nähe des Hofs gesehen?«
    »Nein. Nein, das hätten wir bemerkt. Hier draußen kommen nicht so viele Menschen her.«
    Ihr Mann sah plötzlich auf. Sein Blick war ganz woanders. Er sagte: »Sie hatten kleine Löcher im Gesicht.«
    Hjelm und Svenhagen sahen sich an.
    Der Gerichtsmediziner Nils Krogh beugte sein ansehnliches Körpergewicht über den Tisch und sagte: »Das sind die Larven.«
    Ein verwirrtes Schweigen stellte sich ein. Was seinem Gesichtsausdruck zufolge genau die Wirkung war, die er beabsichtigt hatte. Er fuhr fort: »Wir nennen sie ein bisschen oberflächlich Leichenwürmer. Eigentlich sind es gewöhnliche Larven, Fliegenlarven, Käferlarven. Sie machen kleine Löcher in die Haut der Toten, um ins Freie zu gelangen.«
    Robert Lindblom hielt die Hand vor den Mund und stürzte aus dem Zimmer. Sten Johansson schickte einen eisigen Blick zu Nils Krogh hin, der richtig zufrieden aussah.
    Paul Hjelm schnitt eine müde Grimasse und sagte: »Frau Lindblom, was können Sie über Anders sagen?«
    »Verzeihung?«
    »Anders Sjöberg, den Sohn.«
    »Sie haben ihn so sehr geliebt. Ich war fast neidisch auf sie. Unser Axel wird viel härter erzogen. Manchmal kam es mir beinah so vor, als würden sie ihn zu Tode lieben. Aber was sag ich denn da? Sie machen mich ganz verwirrt. Sie haben ihn
    geliebt wie ihren eigenen, das können Sie mir glauben. Und wenn Sie andeuten, sie hätten ihm etwas angetan, dann sind Sie total auf dem Holzweg.«
    Sie stand auf, zitterte, hob drohend den Zeigefinger. Sara Svenhagen legte ihr die Hand auf den Arm, ließ ihn dort, bis sie sich wieder setzte.
    »Wir werden tun, was wir können, um Anders zu finden«, sagte Svenhagen. »Wir lassen ab sofort im ganzen Land nach ihm suchen. Und sicherheitshalber durchsuchen wir auch noch die übrigen Äcker. Wir werden ihn finden.«
    Margareta Lindblom sah mit apathischem Blick auf. »Aber wenn Sie ihn finden, wird er tot sein«, sagte sie glasklar.

13

    Gunnar Nyberg fiel in den letzten Jahren das Denken leichter als früher. Vermutlich war das zum großen Teil Ludmilas Verdienst – sie dachte eigentlich andauernd. Fast wie eine Verteidigung gegen die Existenz, so kam es ihm in boshaften Augenblicken vor. Aber leider war es fast eben so sehr das Verdienst der A-Gruppe. Oder ihr Fehler. Eher Fehler. Es war in hohem Maße der Fehler der schwierigen, fordernden Umgebung, dass er etwas leichter dachte.
    Denn es war wahrlich nicht nur von Vorteil.
    »Puhh«, fasste er zusammen. Jorge Chavez sah ihn an und verstand,

Weitere Kostenlose Bücher