Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
wäre des deja vu ein bisschen zu viel gewesen.
    »Ja«, sagte Chavez kurz.
    Die Empfangsdame schaute auf den Bildschirm und fragte: »Wie waren Ihre Namen bitte?«
    »Kriminalinspektor Jorge Chavez mit Wurmfortsatz«, sagte Chavez und lächelte gewinnend.
    Gunnar Nyberg musterte voller Genugtuung seine schlanke leibliche Hülle.
    Die Empfänglichkeit der Empfangsdame für den Humor des eigentümlichen kleinen Spaniers hielt sich in Grenzen. Doch der Name stimmte. Leider. Eine äußerst präzise Wegbeschreibung folgte.
    »Wir sind Polizeibeamte«, fügte Chavez sicherheitshalber noch an, bevor sie in den Aufzug stiegen, um ins zweite Obergeschoss hinaufzufahren.
    »Möglicherweise sagt das schon der Titel«, fuhr er leise im Aufzug fort.
    Nyberg ließ ihn gewähren. Als Belohnung für den Wurmfortsatz.
    Der Informationschef von Dazimus Pharma, Carl-Ivar Skarlander, saß in einem Büro mit brillanter Aussicht auf die Schären und Inselchen von Saltsjön. Eine Sekretärin lotste sie. Als wäre es ein hoffnungsloses Unterfangen, aus ihrem Vorzimmer in die inneren Gemächer zu finden.
    Skarlander war ein Mann in den Fünfzigern mit sämtlichen Attributen an den richtigen Stellen. Dies war kein Ort, wo man seine Kleidung frei wählte. Möglicherweise trug man Freitagsjeans, wie in vielen amerikanischen Firmen. Aber heute war Donnerstag. Und folglich galt der Anzug. Das einzige, was ein wenig vom Schablonenstandard abwich, war der Schlips, den Pillen in allen Farben des Regenbogens zierten.
    Er begrüßte das ungleiche Paar unbefangen und bat sie, auf der anderen Seite des Schreibtischs Platz zu nehmen. Beiden fiel auf, dass Skarlanders Stuhl gut zehn Zentimeter höher war.
    Das bedeutete, dass er fast auf gleicher Höhe mit Nyberg war, während Chavez zwischen den Wollmäusen zu verschwinden schien. Wenn solche da gewesen wären.
    Denn der Raum machte einen gut gereinigten Eindruck.
    Es lag Chavez auf der Zunge, das zu sagen, aber es wäre eine strategisch ungünstige Eröffnung gewesen.
    Statt dessen sagte er: »Es ist sehr freundlich von Ihnen, uns so kurzfristig zu empfangen.«
    Er spürte Nybergs Blick auf seiner Backe. Einen kurzen Augenblick flammte sie auf wie in plötzlichem Fieber.
    »Das war kein Problem«, sagte Informationschef Carl-Ivar Skarlander mit unerwartet hoher Stimme. »Was können wir denn für die Polizei tun?«
    Er machte den Eindruck eines sehr gut organisierten Menschen. Kein Gelaber, aber auch keine Irritation. Professionelles Entgegenkommen. An den Umgang mit der Presse gewöhnt.
    Vielleicht erwartete er die Antwort mit einer gewissen Spannung. Ein Anflug von Ernst glitt über seine ansprechenden Gesichtszüge.
    »Wir interessieren uns für eine Person, die zwar nicht bei Ihnen angestellt war, aber eine ansehnliche Zeit hier verbracht hat.«
    Möglicherweise zeigte sich eine Andeutung von Verwunderung in Skarlanders Blick. Es dauerte mindestens drei Zehntel Sekunden, bis er schaltete. Was anscheinend nicht genügte.
    Als er antwortete, war sein Gesicht fast heiter. »Wir haben viele freie Mitarbeiter hier«, sagte er und machte eine lässige Handbewegung. »Berater vor allem, aber auch Verwaltungspersonal. Es gibt ja inzwischen Firmen, die Arbeitskräfte ausleihen. Wir warten nur noch darauf, dass es auch einen Chemikerpool gibt. Dann bekommen wir ökonomische Probleme.«
    »Aber die haben Sie im Moment nicht?«
    »Nein, es geht recht gut. Die Arzneimittelbranche hatte ein paar goldene Jahre, aber in diesem Jahr geht es nicht ganz so gut. Wie für alle Geschäftszweige außer der Holzindustrie und der russischen Börse.«
    »Dann verstehe ich, dass es darauf ankommt, die Kosten niedrig zu halten.«
    Falls Skarlander Unheil witterte, so verriet er das mit keiner Miene. Er sagte: »Natürlich. So ist es. Für wen interessieren Sie sich?«
    »Winston Modisane.«
    »Wir sind zwar keine der größeren Arzneimittelfirmen in Schweden, aber es sind trotzdem zu viele Mitarbeiter beschäftigt, als dass ich sie alle kennen könnte. Egal, ob sie angestellt sind oder nicht.«
    »Was machen Sie eigentlich?« fragte Chavez. »Was ist die spezifische Nische von Dazimus?«
    »Wir sind ein forschungsintensives Arzneimittelunternehmen. Was die Forschung betrifft, liegen wir weit vorn.«
    »Aber damit verdienen Sie kein Geld?«
    »Forschung ist immer etwas Langfristiges. Kurzfristig lebt Dazimus Pharma in erster Linie von vier Medikamenten, einem Blutverdünnungspräparat, einem HIV-Blocker, einem Kraftklistier

Weitere Kostenlose Bücher