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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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größeren Unterschied macht«, sagte Hultin grämlich. »Wie hat er den beiden Talliumsulfat verabreicht?«
    »Krogh war nicht sicher. Es kann injiziert worden sein,
    aber es kann ebenso gut dem Kaffee beigemengt worden sein. Beide haben kurz vor ihrem Tod Kaffee getrunken. Mehr als das war dem Mageninhalt nicht mehr zu entnehmen. Zu viele Piophiliden und Cleridae und Nitidulidae.«
    »Ich verstehe«, sagte Hultin, ohne zu verstehen.
    »Eine Mehrzahl von Fliegen in der Gegend um Anderslöv dürfte mittlerweile koffeinabhängig sein.«
    »Ich verstehe«, sagte Hultin im gleichen Tonfall. Er hätte vernichtend sein sollen. Begann er, auch diesen Touch zu verlieren? Oder wirkte das Telefon ironiefilternd?
    »Rapportierst du per Mobiltelefon?« kam er nicht umhin zu fragen.
    »Ja«, sagte Hjelm schamlos.
    »Auf wessen Kosten?« fragte Hultin und atmete durch. Mobiltelefone hatten eine Tendenz, alles auszuradieren, was mit menschlichem Tonfall zu tun hatte. Somit auch einen ironischen.
    »Auf deine. Collect call.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Der Zeitpunkt der Todesfälle ist recht klar, dank der Insekten. Allem Anschein nach waren Sjöbergs seit zwölf Tagen tot, als sie ausgegraben wurden. Wahrscheinlich wurden sie in ihrer eigenen Küche ermordet, kurz bevor sie über die Brücke nach Kastrup fahren wollten, um ihren ersten Urlaub seit zehn Jahren anzutreten.«
    »Ist das ein Zufall? Die Todesart deutet wohl darauf hin, dass er freiwillig eingelassen wurde? Kann man jemanden mit Talliumsulfat überfallen?«
    »Das sind zwei ganz verschiedene Fragen«, sagte Hjelm mit numerischer Stringenz. »Man kann das Paar natürlich mit einer tödlichen Injektion überfallen – mit einer Spritze angreifen –, doch dann muss man sie nacheinander angreifen. Und dann müsste der Tod des einen den anderen reagieren lassen. Beispielsweise, indem er wegläuft. Glaubhafter ist wohl, dass er eingelassen wurde und ein wenig todbringendes
    Talliumsulfat in die Kaffeetassen schüttete. Aber Sjöbergs hatten wohl nicht die Zeit, sich mit einem Fremden hinzusetzen und Kaffee zu trinken, wenn wenig später ihr Flieger von Kopenhagen abging.«
    »Anderseits wissen wir nicht, um welche Uhrzeit es war. Bauern stehen ja in der Regel mit dem ersten Hahnenschrei auf. Vielleicht hatten sie massenhaft Zeit.«
    »Meinetwegen. Aber er muss ihnen ja trotzdem ein Anliegen vorgespiegelt haben. Doch davon wissen wir nichts. Die nächste Frage ist wichtiger. Ist es Zufall, dass die Sjöbergs bei einer so optimalen Gelegenheit ermordet werden? Als sie gerade in Urlaub fahren wollen, so dass zwei Wochen lang keiner nach ihnen fragen würde? Wie hat er das dann erfahren? Es ist kaum ein Zufallsmord. Entweder hat er sie beobachtet, oder er hat sich mit ihnen bekannt gemacht. Letzteres würde erklären, warum sie ihn am Morgen hereingelassen haben.«
    »Wenn sie es denn getan haben. Was hast du im Laufe des Tages noch gemacht? Jetzt sag nicht wieder, der Snärestad- meister.«
    »Ein unterschätzter Künstler aus dem Mittelalter. Allerdings kein Schwede. Schonen war damals noch lange nicht schwedisch. Aber nein, kein Snärestadmeister. Ich habe versucht, etwas über die Familie Sjöberg in Erfahrung zu bringen. Ich habe mit allen gesprochen, die etwas zu sagen hatten, und sie waren sich auf rührende Weise einig. Die Sjöbergs haben ihren Hof ungern verlassen. Sie waren ein bisschen von Selbstversorgerideen angehaucht. Gewächshaus mit Gemüse und Rüben. Selbstbewässernd, brauchte keine Pflege. Die Männer von Bondejouren wussten nicht einmal, dass es ein Gewächshaus gab. Die Familie war eine geschlossene kleine Einheit, und andere Freunde als die Familie Lindblom hatte sie eigentlich nicht. Die Bekannten, die es gab, sprachen ausdrücklich von einer geschlossenen Einheit, mit großer Liebe zu Anders, den sie als Säugling adoptiert haben. Er scheint ein ziemlich lebhafter kleiner Bursche gewesen zu sein, ein wenig
    schüchtern, seiner Lehrerin und den Kindergärtnerinnen zufolge, aber ohne erkennbare Probleme. Eine gewisse Tendenz zu Wutanfällen, doch welches Kind hat die nicht? Spielte Fußball und liebte Fernsehspiele. Ein Meister in Crash Bandicoot, falls dir das etwas sagt. Hatte gerade gelernt, seinen Namen zu schreiben. Möglicherweise zeichneten sich gewisse Mobbing-probleme ab, allerdings mit Anders in der Rolle des Mobbenden. Aber nichts Größeres. Er war schließlich erst sieben.«
    »Ist«, sagte Hultin.
    »Ist, natürlich, Entschuldigung. Rigmor

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