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Rosenrot

Titel: Rosenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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völlig anders. Epiphanien pflegt man das zu nennen. Die Welt nimmt eine neue Form an.«
    Norlander versuchte, Ordnung in die losen Fäden zu bringen. Sie wollten unbedingt verknüpft werden. Es fragte sich nur, ob er dafür der richtige Mann war. Er versuchte es: »Derjenige, der mitten in der Nacht Björn Hagman angerufen und ihm den Tipp gegeben hat, dass Ragnarssons Wohnung das perfekte Einbruchsobjekt war, rief also über den gleichen Anschluss an, von dem am Tag zuvor Kommissar Ludvigsson in Flemingsberg angerufen wurde und den Hinweis auf die Adresse der Afrikaner bekam. Kann man es so zusammenfassen? Und was bedeutet es?«
    »Was hat Kerstin gesagt?«
    »Sie hat nicht viel gesagt. Sie hat gelacht. Laut. Und ziemlich komisch, muss ich sagen.«
    »Sie war also in einer verlassenen Werkstatthalle in Ulvsunda?«
    »Das hat sie gesagt, ja.«
    Arto Söderstedt seufzte und sagte: »Lass uns jetzt mal versuchen, ein bisschen Ordnung in die Sache zu bringen. Was bedeutet dieses Gespräch? Dass plötzlich eine Verbindung zwischen Ola Ragnarsson und Dag Lundmark aufgetaucht ist? Oder?«
    »Ja«, nickte Norlander. »Es ist Dag Lundmark, der will,
    dass Ragnarssons wurmzerfressene Leiche gefunden wird. Warum?«
    »Gehen wir zum Anfang zurück«, sagte Söderstedt. »Aber wo ist eigentlich der Anfang? Es scheint, als hätte dies alles ein ziemlich langes Vorspiel.«
    »Wir könnten mal wieder eine richtig altmodische Beratschlagung in der Kampfleitzentrale brauchen«, sagte Viggo Norlander mit einem nostalgischen Zug im Gesicht. »Jetzt, da dies hier ein Fall zu sein scheint. Wir arbeiten alle an verschiedenen Fronten. Wir sind voneinander isoliert.«
    »Das stimmt«, sagte Söderstedt. »Wir müssen versuchen, gegenseitig unsere Lücken auszufüllen.«
    »Ruf Hultin an.«
    Söderstedt wartete. Die bleiche Herbstsonne sickerte weiter durchs Fenster. Es war kochendheiß im Raum, aber sie hatten aufgehört zu schwitzen. Es war, als wären sämtliche Körperfunktionen aufs Gehirn übertragen. Und ob die Gehirne schwitzten, war schwer auszumachen. »Es kommt mir noch nicht vollständig vor«, sagte Söderstedt. »Etwas fehlt.«
    »Natürlich«, sagte Norlander. »Die Verknüpfung zwischen allem fehlt. Was haben Winston Modisane und Ola Ragnarsson gemeinsam? Ja, Dag Lundmark. Und wir haben uns die ganze Zeit mit Ragnarsson beschäftigt. Ich komme auf meine Frage von vorhin zurück: Warum will Dag Lundmark, dass Ragnarssons Leiche gerade in dieser Nacht entdeckt wird? Womit hat er selbst sich abgegeben? Ja, er hat Winston Modisane ermordet. In der Nacht nach dem Mord, bevor er von Kerstin und Paul verhört wurde, ruft er einen berüchtigten Einbrecher an, damit der Ragnarssons toten Körper entdeckt. Gibt es da irgendeine Beziehung?«
    »Die richtige Frage ist doch: Was will er die Polizei finden lassen? Die Leiche ist seit langem in einem üblen Zustand. Es kann nicht wichtig sein, dass sie zu einem bestimmten Zeitpunkt gefunden wird. Dagegen kann es wichtig sein, dass neue Leichen zu einem gewissen Zeitpunkt gefunden werden. Leichen in Schonen. Wir sollen den Brief finden, der einen internationalen Serienmörder entlarvt, der sich das Leben genommen hat. Was bezweckt er damit? Dass es unsere Aufmerksamkeit von dem Todesschuss in Flemingsberg ablenkt? Dag Lundmark weiß, dass die A-Gruppe sich mit der Ermittlung dieses Falls befassen wird. Wie verdammt gut geplant ist das hier? Und was bezweckt es?«
    »Mir wird schwindlig«, sagte Norlander und setzte sich. Er schaute durchs Fenster hinaus und fuhr resigniert fort: »Ich habe keine Ahnung.«
    Auch Söderstedt setzte sich. Er warf einen Blick auf den Bildschirm. Es waren wieder ein paar E-Mails in der Inbox. Er begann unkonzentriert, sie zu überfliegen. Er wusste sowieso, was er finden würde. ›Nein, bei uns ist nie ein Ola Ragnarsson behandelt worden.‹
    Aber plötzlich stand da ein ›Ja‹.
    Söderstedt stand auf. Der Stuhl flog um. »Ist es denn die Möglichkeit«, sagte er und las.
    ›In Beantwortung des Schreibens mit der Nachfrage der Reichskriminalpolizei an die privaten Einrichtungen, die psychiatrische Pflege im Programm haben, erlauben wir uns mitzuteilen, dass ein Ola Ragnarsson mit der angegebenen Personalnummer über viele Jahre bei uns in Behandlung gewesen ist. Die Diagnose war im allgemeinen Schizophrenie – mit gewissen Variationen. Die Pflegeaufenthalte waren sporadisch. Zeitweilig hat der Patient sich in seiner Wohnung in der Wollmar Yxkullsgata in

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