Rosentod: Thriller (German Edition)
Lösung lag vor unseren Augen, und wir haben es nicht kapiert, verdammt noch einmal.“
Derweil steigt Paulik in aller Ruhe in sein Taxi und lässt sich zum Bahnhof bringen. Ulla und Joe stehen gerade an der geöffneten Heckklappe ihres Autos und helfen einander beim Überziehen der Schutzwesten, als der weiße Mercedes an ihnen vorbeibraust.
Wie dumm doch die Bullen sind, freut sich der Student. An der nächsten Kreuzung setzt Paulik seine Sonnenbrille auf.
Auf einmal hat er richtig gute Laune.
***
Und schon wieder ändert sich das Wetter.
Anscheinend wird es doch bald Frühling, freut sich Ulla, legt den Kopf in den Nacken und blinzelt lächelnd in die Sonne, während vier vermummte Polizisten das Haus umstellen.
Zwei weitere brechen die Eingangstür auf.
Ein paar Herzschläge später stürmt das Sonderkommando den Bau. Wenig später dürfen auch Ulla, Joe und Koschinsky das Gebäude betreten. Sie finden gepflegte, geschmackvoll eingerichtete Zimmer vor. Alles sehr akkurat aufgeräumt. Weder herumliegende Kleidung, noch benütztes Geschirr. Nichts, das die klinisch saubere Ordnung stören würde. Im Keller ein Zimmer mit einem Aquarium und einem Bett. Davor ein Kamerastativ.
Paulik ist nirgendwo zu finden.
Der Vogel ist ausgeflogen.
***
Zum selben Zeitpunkt kauft fünf Kilometer weiter der Gesuchte ein Ticket erster Klasse und steigt in den Schnellzug nach Wien. Ein bequemes Abteil. Max hat es ganz für sich allein. Erst liest er die Zeitung, dann schaut er aus dem Fenster und genießt die ruhig an ihm vorüberziehende Landschaft. Wenn er vorgehabt hätte, nach Wien zu fahren, hätte er ein wenig geschlafen, aber er hat ja ganz andere Pläne.
Schon in Bruck an der Mur verlässt er den Zug, eilt über die Gleisunterführung ins Hauptgebäude, schlendert ins Klo und sperrt sich dort ein. In schwarzer Hose, hellblauem Hemd und sportlichem, blauem Sakko verlässt er ein paar Minuten später den Toilettentrakt und eilt zum Busbahnhof. Eine schwarze Jacke über eine der beiden Reisetaschen gelegt.
***
In Pauliks Haus legt sich die Aufregung. Die Spurensicherung übernimmt das Kommando, während Koschinsky genervt an der Säule des Gartenzauns lehnt und Nüssler sowie dem Staatsanwalt berichtet.
Nach einer Weile stößt auch Ulla zur Gruppe und schlägt vor, Judith Amras vom aktuellen Stand der Dinge zu informieren und sie ab sofort rund um die Uhr zu bewachen. Der Major ist sofort einverstanden, greift nach dem Telefon und erteilt die notwendigen Anweisungen.
Eine Polizeistreife meldet sich per Funk. Pauliks Vater weile beruflich in Innsbruck. Seine Mutter sei zu Hause, wisse aber über den Aufenthaltsort ihres Sohns nicht Bescheid. In der Firma sei er jedenfalls nicht.
Kurz darauf rufen die beiden Kriminalbeamten an, die Nüssler in die Universität entsandte. Heute gäbe es keine abendlichen Lehrveranstaltungen, an denen der Gesuchte teilnehmen müsse, berichten sie. Allem Anschein nach halte er sich auch nicht auf dem Universitätsgelände auf.
Ulla telefoniert mit Tesslar. Dann mit Franziska Laska. Beide haben keine Ahnung, wohin sich Max Paulik verkrochen haben könnte. Eine Freundin? Welche Freundin? Männliche Bekannte? Ab und zu sei er im Corpshaus anzutreffen. In der Vordernberger Straße.
„Corpshaus“, murmelt Koschinsky gedankenverloren, dreht sich um und macht sich auf die Socken. Allein. Erste Journalisten erscheinen. Der Staatsanwalt gibt ein Interview. Vorerst suche man Paulik als Zeugen, lügt er. Details könne er der Presse noch nicht verraten. Dazu sei es zu früh.
Währenddessen erfährt Ulla von einem der Nachbarn, dass Paulik mit einem Taxi flüchtete und zwei Reisetaschen dabei hatte. Sofort schlägt die Chefinspektorin Alarm. Minuten später riegeln Polizisten den Bahnhof ab, und Kriminalbeamte befragen den Mann am Kassenschalter. Innerhalb kürzester Zeit ist alles klar. Paulik ist auf dem Weg in die Bundeshauptstadt. Ulla schlägt vor, beim nächsten Halt des Zugs Kriminalbeamte in die Waggons zu schleusen. In Wiener Neustadt wäre das jetzt eventuell noch machbar. Nüssler telefoniert und organisiert das. Danach eilen sie ins Kommissariat, senden ein Fax nach Wien und ersuchen auch dort um Amtshilfe.
***
Eine halbe Stunde später.
In moderatem Tempo passiert der Linienbus Bruck an der Mur-Leoben die Ortschaft Niklasdorf. Ein paar Kilometer weiter steigt Max Paulik aus. In Sichtweite zur Haltestelle steht das Hotel Brücklwirt, und 100 Meter weiter ein eingezäuntes
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