Rosentod: Thriller (German Edition)
Möglichkeiten.“
„Was tut sich da nach Mitternacht?“
„Nicht viel. Zwischen eins und vier halten bloß zwei Personenzüge. Danach ist wieder alles friedlich.“
„Und vor dem Bahnhof? Treibt sich da wer herum? Ich interessiere mich für einen Mann. Schwarz gekleidet.“
„Der kommt meist an den Wochenenden. Ab und zu kommt ein zweiter.“
Jetzt ist Koschinsky hellwach. „Zwei? Gehören die zusammen?“
„Wo denken Sie hin“, lacht die Bettlerin. „Ganz im Gegenteil.“
„Wieso? Können Sie mir das erklären?“
„Scheint so, als ob der Jüngere den Älteren belauert“, murmelt die Alte. „Wenn er da ist, folgt er ihm bis zur Montanuniversität. Und dabei will er unbemerkt bleiben.“
„Können Sie den, der den anderen beschattet, vielleicht beschreiben?“, fragt Koschinsky und zückt sein Notizbuch.
„Wenn Sie mir noch fünf Euro auf den Teller legen, fällt mir dazu sicher etwas ein“, lächelt die alte Frau.
Geldgieriges Luder. Aber wenn Koschinsky den Mordfall vor seinen beiden Kollegen klären will, muss ihm eine gute Information auch etwas wert sein.
Missmutig gibt er ihr das Geld, nimmt sein Notizbuch zur Hand und hört zu, was die Pennerin ihm zu sagen hat.
***
Am nächsten Morgen stehen Nüssler und Koschinsky im Hof des Kommissariats und rauchen.
Von einem wolkenlosen Himmel lacht die Sonne, und Koschinsky blinzelt ihr zu, greift in seine Sakkotasche und setzt seine dunkle Sonnenbrille auf.
„Die Sache mit Maringer tut mir leid“, versichert er. „Da sind wohl die Rösser mit mir durchgegangen. Ärgerlich. Inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass ein junger Bursche dem Kollegen nachspioniert. Zum Glück existiert eine relativ gute Personenbeschreibung. Ich lasse gerade ein Phantombild anfertigen.“
„Und?“, fragt Nüssler. „Was weiter?“
„Wenn wir Maringer beschatten, könnten wir seinen Verfolger kriegen. Und dann die Reifen. Sie erinnern sich? Die Spur, die wir am Marekkai sicherstellten. Wir kennen Typ, Dimension und Baujahr des Reifens. Diesen Gummi verkauft man nicht alle Tage. Gut möglich, dass sich der Verkäufer an einen solchen Kunden erinnert.“
„Hört sich nicht schlecht an“, sagt Nüssler. „Und womit sollen sich die Kollegen Spärlich und Maringer inzwischen beschäftigen?“
„Die dürfen sich erst einmal abregen und gezielt die Zulassungsbesitzer aller schwarzen Jeeps überprüfen. Egal ob vorbestraft, oder nicht. Am Nachmittag rede ich dann mit ihnen und lege das weitere Programm fest.“
Der Major nickt.
Als er in sein Büro kommt, klingelt das Telefon. Im Auftrag ihres Chefs erkundigt sich die Sekretärin des Oberbürgermeisters über den neuesten Ermittlungsstand in Sachen Mädchenmord.
Mein Gott. Als ob Nüsslers Job darin bestünde, die Neugierde von Politikern zu befriedigen. Fast hätte der Major den Hörer wortlos auf die Gabel geknallt. Der Fall stehe kurz vor der Klärung, knurrt er stattdessen und trägt der jungen Dame auf, dem besorgten Stadtoberhaupt seine besten Grüße zu überbringen. Sodann holt er den Journalbeamten ins Büro. Der solle sich schlau machen, ob irgendwo weitere Frauen in Elke Röhms Alter abgängig seien. Könnte ja durchaus sein, dass ihr Mörder auch anderswo schon seine Spuren hinterließ.
Indessen sitzen Ulla und Joe in Maringers Büro und studieren die Strafakte Max Paulik. Wenn auch schon Jahre vergangen sind: Der Drogenexperte erinnert sich. Erhebungen im Gymnasium. Eine ganze Drogengang wurde geschnappt. Wie immer ging neben den Drahtziehern auch genug Kleinzeug ins Netz. So auch der Sohn des Innenarchitekten. Kokainbesitz. In einer Menge, die den Verdacht des Drogenhandels nahelegte. Vor Gericht konnte dem Schüler dann das Dealen nicht vollständig nachgewiesen werden. Auch, weil er behauptete, das Zeug sei ihm von jemandem untergeschoben worden. Nebenbei gesagt, erinnert sich Joe, habe er sich schriftlich gerechtfertigt. Reden konnte er nicht. Dazu war er zu aufgeregt. Der sonst so auf Härte bedachte Oberbürgermeister machte sich damals übrigens sehr für diesen Jungen stark. Ergebnis: Drei Monate auf Bewährung.
„Paulik. Das könnte die Lösung sein“, freut sich Ulla.
„Der Geländewagen fehlt“, widerspricht Joe.
„Und wenn schon. Mit Paulik reden kann auf keinen Fall falsch sein“, entscheidet Ulla. Die Adresse sei ihr bereits bekannt. Ein Haus in der Seegrabenstraße, zehn Minuten von ihrer Wohnung entfernt.
Die beiden machen sich sofort auf den
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